2020年3月23日月曜日

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Grockstädt


2A02:1205:501B:1820:9012:39C4:BB72:3A9A: Querfurter Kreisblatt 1985; Geschichten der sächsischen Pfalzgrafschaft; Kirchenbücher und handgeschriebene Aufzeichnungen von 1200 - 1900




Einleitung

Geschichtlicher Überblick über die allgemeinen

politischen und kirchlichen Schicksale

des Dorfes Grockstädt


== 1. Die politische Vergangenheit des Dorfes ==



Das Dorf Grockstädt am Fuße des Plateaus gelegen, das sich von Querfurt in südöstlicher Richtung bis nach Dorndorf an der Unstrut hinzieht, liegt in einer Gegend, in der die Geschichte seit fast 11/2 Jahrtausenden mannigfache Spuren hinterlassen hat. Da finden wir, um nur Weniges anzuführen, einige Stunden südöstlich Burgscheidungen, einst Sitz der alten Thüringerkönige und zugleich Grabstein des alten Thüringerreiches. Da liegt in einiger Entfernung südwestlich Memleben mit seinem ehemaligen Königshofe, auf dem die großen Sachsenkaiser Heinrich der Vogelsteller sowie sein Sohn Otto der Große von ihren Regierungssorgen Erholung suchten und endlich ihr tatenreiches Leben beschlossen. Da erhebt sich noch im Angesichte von Memleben aus der Unstrut die waldbekränzte Steinklebe, auf deren Rücken Thüringer und Franken (640) in blutiger Schlacht mit einander kämpften. Aber wiewohl die Geschichte seit dem 6. Jahrhundert zu erzählen weiß, so wird es nur schwerlich gelingen, je das Dunkel aufzuhellen, welches über jene Grenze hinaus über unseren Städten und Dörfern lagert. An schriftlichen Aufzeichnungen erfahren wir über die Gegend an der unteren Unstrut in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt nicht viel mehr als den Namen des Volkes, das auf unseren Bergen und Tälern wohnte. Es war das Volk der Hermunduren, deren Gebiet von der Donau bis zur Saale und Mittelelbe reichte, und deren Name, wenn schon am Ende des 2. Jahrhunderts in seiner ersten Hälfte verstummt, noch heute in seinem allerdings auch veränderten zweiten Bestandsteil in der  Bezeichnung Duringer oder Thoringer, bis hin Thüringer fortlebt. Das umgebildete Wort fasste zugleich eine Anzahl von Völkerstämmen zusammen, die seit dem 4. oder 5. Jahrhundert in dem alten, großen Thüringer Reiche von der Donau bis über dem Harz und die Altmark hinaus ihre politische Einheit fanden. König dieses Reiches war gegen Ende des 5. Jahrhunderts Bisinus oder Basinus, welcher das Reich unter seine drei Söhne in der Weise teilte, dass Hermanfried den nördlichen Teil mit der feste Scheidingen an der Unstrut erhielt. Hermanfried fuchte jedoch auf anstiften seines stolzen, ränkesüchtigen Weibes Amalberga das Sesammtreich wieder unter einem Zepter zu vereinigen und verband sich deswegen gegen seine beiden Brüder mit den Franken ihren Anteil an den erbeuteten Ländern vergeblich von Hermanfrid verlangten, entstand ein neuer Krieg, der  im Jahre 531 mit der Zerstörung Scheidingens und der Zertrümmerung des Thüringerreiches endete.[1]  Nordthüringen, d.h. das Land von der Unstrut bis zur Altmark, bekamen nun die Sachsen, welches sich den Franken gegen Hermanfried angeschlossen hatten. Diese machten die Thüringer zu zinsespflichtigen Hörigen. Es gefiel jedoch den Sachsen auf die Dauer in unserer Gegend nicht, weil sie mit dem Oberherren der Franken, in fortwährende Kriege verwickelt waren; deswegen schlossen sie sich 568 den Langobarden auf deren Zuge nach Italien an. In ihre verlassenen Wohnsitze zogen alsbald Zugehörige dreier  anderer deutscher Stämme ein, nämlich Schwaben, Friesen und Hessen.  Die Schwaben siedelten zwischen Bode und Saale südlich der Wippra, Mansfeld und Wettin. Die Hessen und Friesen nahmen den Landstrich zwischen Saale, Unstrut, Helme, Leine, Wipper und Schlenze in Besitz. Grockstädt fiel noch in das Gebiet der Hessen, doch bildete schon ungefähr der Ortsrand des jetzigen Ziegelrodaer Forstes die Grenze . Alles Land, welches von diesem westlich liegt wurde Friesen Kolonisiert. Indes schon nach einem Jahrzehnt kamen die unbeständigen Sachen von Italien zurück. Es hatte ihnen offenbar dort nicht gefallen; denn sie waren von den Longobarten welche das beste Land für sich behalten hatten, sehr von oben herab behandelt. Die eingewanderten Stämme waren von der Rückkunft der Sachsen nicht angenehm überrascht, doch boten sie ihren Vorbesitzern gutwillig 1/3 ja 2/3 des Ganzen Besitzes an. Die Sachsen wollten jedoch alles haben, so das die Waffen entscheiden mussten. Einer Zusammenstöße beider feindlicher Parteien fand wahrscheinlich auf dem sogenannte Schlachtfelde  zwischen den Bierdörfern und Schafstädt statt. Die Sachsen unterlagen und wurden fast aufgerieben. Vom anfange des 7. Jahrhunderts an bringen noch angehörige einer ganzfremden Rasse von Osten her über die Saale bis in die Unstrutgegend vor, die Sorben slawischer Abstammung, mit Russen, Polen, Tschechen und anderen stammverwandt, teils neue Dörfer gegründet haben, teils in deutschen Ansiedlungen sich niedergelassen. Westliche Dörfer in unserer Nachbarschaft sind Pretiz, Zingst, Göritz und das wüsste Löbitz bei Grockstädt. Schmon hatte wenigstens einen starken slawischen Bestandteil unter seinen Bewohnern, desgleichen Spielberg, das von seinen slawischen Insassen  Sibrowitz genannt wurde. Oberherrn unseres Gebietes blieben die Frankenkönige. Als Karl der Große sein Reich in bestimmte Gaue einteilen lies, bestätigte er für unsere Gaue die Namen, die sich wohl bereits seit der Besitzergreifung durch Hessen und Friesen eingebürgert hatten: Hessengau und Friesenfeld. Den Gauen standen die Gaugrafen vor. Die ersten Gaugrafen über Hessengau und Frisenfeld, die urkundlich (777) erwähnt werden, sind Albericus und Marcwardus. Unter den Sachsenkaisern begleiteten verschiedene Grafen Namens Siegfried das Grafenamt über den Hessengau.;[2] zu erwähnen ist noch, das der größere Teil der Sachsen — die aus Italien zurückgekehrten und fast aufgerieben waren nur ein kleiner Bruchteil- im laufe der Jahrhunderte seine Herrschaft bis zur unteren Unstrut ausgedehnt hatte. Der von der Unstrutmündung bis in die Gegend von Ritterburg nordwärts gelegene Landstrich war der Südzipfel der Ostfalen, das mit Engern und Westfalen das Große Sachsenreich ausmachte. Die Sachsenherzöge hatten in unserer Gegend Reichen Besitz. Ob Ludolf (gest.866) oder schon ein früherer denselben erwarb , muss dahin gestellt bleiben. Eine zeitlang gehörte der Landstrich an der unteren Unstrut und zwar nordwestlich bis zu den beiden Schmon  zur Landgrafschaft Thüringen. Die späteren thüringischen Landgrafen treten mit den Fränkischen Gaugrafen Ludwig den bärtigen, welcher 1036 Grundbesitz an der unteren Unstrut erwirbt, aus dem dunkel der Geschichte heraus. Ludwig der Springer, des obigen Sohns und seit 1056 Erbe der Väterlichen Güter, baut die Neuenburg und gründet an ihrem Fuße die Stadt Freyburg, Gründungen die bis in unserer Jahrhundert hinein für unsere Gegend von besondere Bedeutung gewesen sind. Indes bis zum Aussterben der sächsischen Pfalzgrafen aus dem Hause Sommerschen Burg (1179) ist der Hessengau jedenfalls von diesem letzteren verwaltet. Seit 1180 scheinen die Thüringischen Landgrafen, deren Herrschaft sich allmählich zu einen Territoralen- Fürstentum ausgebildet hatte, durch kaiserliche Belehnung ihr Landesherrschaft über einen größeren Teil des Hessengaues ausgedehnt zu haben, während kleinere Teile wie die Grafschaft Mansfeld und die Herrschaft Querfurt selbständige Ländchen für sich ausmachten. Mit Heinrich Raspe starb das Landgrafengeschlecht 1247 aus. Thüringen fiel nach einem hartnäckigen siebenjährigen Kriege von 1256-1263 an den nächstberechtigten, Heinrich den Erlauchten von Meißen aus dem Hause Wettin. So wurde unsere Gegend auf mehr denn ein halbes Jahrtausend mit Sachsen vereinigt, wenn gleich letztere Name erst 1423 durch Übertragung der Sächsischen Kurwürde auf die übrigen Besitzungen des Hauses Wettin, auf die Mark Meißen und auf Thüringen, ausgedehnt wurde. Bei der Teilung Wettinischen Länder 1485 fiel Thüringen an die Ernestinsche (kurfürstliche), Meißen an die Albertinische (herzogliche) Linie. Der Landstrich an der unteren Unstrut wurde jedoch letztere zugeschlagen und gehörte demnach zum Herzogtum Sachsen. Durch die unglückliche Schlacht bei Mühlberg 1547 musste die Ernestinische den Kurhut an die andere Linie abtreten.      

Unsere Gegend wurde also Kursächsisch. Sie gehörte zu dem kursächsischen Thüringerkreise, der sich westlich bis Langensalza ausdehnte, und zum Amte Freyburg. Hieran wurde auch nichts geändert, als1656 das Herzogtum Sachsen= Weißenfels gestiftet wurde. Der ganze Thüringerkreis ging seit diesem Termin 90 Jahre bis zum Erlöschen der Linie 1746 auf genanntes Herzogtum über. 1746 trat Kursachsen wieder in seine früheren Rechte ein, musste jedoch unsere Gegend nebst einem großen Teil seines bisherigen Bestandes 1815 an Preußen abtreten. Aus den vier kursächsischen Ämtern Freyburg, Wendelstein, Sittichenbach und Querfurt wurde dann am 1. Oktober 1816 der jetzige landrätliche Kreis Querfurt gebildet.

Fassen wir zum Schluss die bisherigen Darlegungen kurz zusammen, so ergibt sich folgendes: Grockstädt und Umgebung gehören bis zum Jahre 531 zum Thüringerreiche, werden sodann bis 568 von Sachsen hierauf von Hessen unter fränkischer Oberhoheit eingenommen. Seit Ernennung von Gaugrafen durch Karl den Großen unterstehen sie dem jeweiligen Gaugrafen des Hessengaues, zuletzt dem sächsischen Pfalzgrafen aus dem Hause Sommerschenburg. Im Jahre 1180 erhalten die Landgrafen von Thüringen durch kaiserliche Belehnung die Herrschaft über einen Teil des Hessengaues, wozu auch unser Dorf gehört. Stadt und Burg Freyburg erlangen von diesem Zeitpunkt bis zum Jahre 1815 eine besondere Bedeutung für unsere Dörfer. Mit dem Erlöschen des thüringischen Landgrafengeschlechts wird nach einigen Verwicklungen Thüringen 1263 mit der Mark Meißen vereinigt. Dieselbe ist seit 1423 ein Bestandteil des Kurfürstentums Sachsen. Im Jahre 1485 wird das Dorf bei der Teilung zur Albertinischen, also herzoglich Linie, geschlagen. 1547 erhält diese den Kurhut. Von 1656 – 1746 ist Grockstädt Sachsen- weißenfelsisch, von 1746 – 1815 wieder kursächsisch, seit dieser Zeit preußisch.



'''2. Die kirchliche Vergangenheit Grockstädt'''



In der Zeit, da unsere Vorfahren aus dem geschichtlichen Dunkel hervortreten, waren sie noch Heiden. Wann und von wem sind sie für das Christentum gewonnen? Urkundliche Beläge haben wir zur Beantwortung dieser Fragen nicht, aber wir werden durch mancherlei Erwägung dem Richtigen nahe kommen. Das Jahr, über welches wir nicht heruntergehen dürfen, ist das Jahr 777; denn in diesem schenkt Kaiser Karl der Große dem Kloster Hersfeld in Hessen die drei Kapellen in Allstedt, Riestedt und Osterhausen samt dem kirchlichen Zehnten im Friesenfeld und Hessengau. Daraus erhellt, dass beide Gaue im wesentlichen schon christianisiert sein mussten. Von Bonifatius, dem Apostel der Deutschen (gest. 755), wissen wir, dass er in Hessen und Thüringen missionierte. Dass er bis zu uns gekommen sein soll, ist unwahrscheinlich; wohl aber scheint er durch seine Schüler für die Christianisierung unserer Gegend gesorgt zu haben. Nicht ohne Bedeutung ist es wohl, dass eine große Anzahl von Kirchen zwischen Unstrut und Harz, auch jene drei obengenannten, einen seiner Schüler, dem heiligen Wigbert, geweiht sind. Diese Tatsache scheint nur in einer besonderen Bedeutung Wigberts für unsere Gegend hinlängliche Erklärung zu finden, nämlich wohl darin, dass er ihr das Evangelium gebracht hat. Wirklich wird auch von Willibald berichtet, dass Wigbert acht Jahre lang, von 724 – 732, weit und breit in Thüringern das Evangelium verkündet habe. Wigbert war wie sein Meister aus England nach Deutschland herübergekommen und zwar im Jahre 724. Da er nun 732 Abt des Klosters Fritzlar wurde und seine Missionstätigkeit in die Jahre 724 – 732 fällt, so geht daraus hervor, dass diese Jahre höchst wahrscheinlich die Anfänge des Christentums bei uns bezeichnen. Freilich findet diese Vermutung, dass Wigbert der Begründer des Christentums in unserer Gegend ist, auch Widerspruch. Man nimmt auch an, dass die Christianisierung des Friesenfelses und Hessengaues vom Kloster Hersfeld ausgegangen sei und dass die missionierenden Mönche die neugegründeten Gotteshäuser mit Vorliebe nach ihrem Berühmten Abt und Klosterheiligen Wigbert benannt hätten. Jedenfalls lässt sich nicht verkennen, das Hersfeld in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts eine hervorragende Bedeutung in der Verbreitung und Befestigung des Christentums unter unseren Vorfahren gehabt hat.

Vor der Errichtung des Halberstädters Bisthums 814 gehörten die bekehrten Landstriche zum Erzbisthums Mainz, von 814 an mit geringer Unterbrechung[3] bis zur Reformation zum Bisthum Halberstadt. Letzteres umfasste bei seiner Errichtung die sechs großen Hartingau, Darlingau, Schwabengau, Hessengau[4], Nordthüringen und Balsamgau[5] d. h. alles Land zwischen Elbe, Saale, Unstrut, Helme, Ocker, Ohre, Milde und Biese; mussten aber bei Begründung des Erzbisthums Magdeburg 968 den östlichen Teil des Nordthüringgaus an dieses abtreten. Das Hersfelder Zehntrecht in unserer Gegen tauschte Kaiser Otto II. 979 wieder ein und schenkte es nebst den drei Kapellen Allstedt, Riestedt und Osterhausen an das neugestiftete Kloster Memleben. Als letzteres 1016 seine Diöcesangewalt verlor, fielen genannte Kapellen samt den Zehntrecht an Hersfeld zurück, waren aber noch lange Zeit ein Zankapfel zwischen diesem und dem Bischof von Halberstadt, welch letzterer die Gerechtsame Hersfelds als sein bischhöfisches Recht beanspruchte, bis im Jahr 1134 dem Streite durch päpstliche Entscheidung und kaiserliche Bestätigung zu Gunsten Hersfeld für immer ein Ende gemacht wurde. Im Jahre 1014 wurde der Halberstädter Sprengel durch Papst Benedict festgestellt. Er zerfiel in 37 Banne aber Archidiakonate, etwa unseren Superintendenturen entsprechend, nur größer. Solcher Banne hatte der Hessengau drei: Eisleben, Kaltenborn und Osterbann (=östlicher Bann). Letzter war in 8 Sitze geteilt, denen je ein Erzpriester vorstand. Diese 8 Sitze waren: Helfta, Röblingen, Holleben, Wünsch, Krumpa, Goseck, Reinsdorf und Lodersleben. Grockstädt als Filial von Niederschmon gehörte mit Querfurt, Barnstädt, Lodersleben, Reinsdorf, Oberschmon (mit Eichstädt) und Leimbach zum Sitze Lodersleben. Dies ist sehr auffällig. Gewöhnlich decken sich ursprüngliche kirchliche und politische Einteilung miteinander. Danach müssten beide Schmon mit ihrem Filialen als Freyburgische Amtsdörfer, wie wir sie als solche jahrhundertelang kennen, zum Sitze Reinsdorf gehören. Wahrscheinlich ist in diesem Falle die kirchliche Einteilung die ältere, während sich die politische Zugehörigkeit im Laufe der Zeit verändert  hat. Grockstädt gehörte also in katholischer Zeit zum Sitze Lodersleben, zum Osterbann und zum Bistum Halberstadt.

Die Reformation pochte erst ziemlich spät an unsere Kirchentüren. Herzog Georg von Sachsen[6] dem unsere Gegen unterstand, hütete mit Argusaugen die alte Lehre und wollte als abgesagter Feind Luthers von der Neuerung nichts wissen. Endlich schloss er am 17. April 1539 die Augen für immer. Sein Bruder und Nachfolger Heinrich schritt nun sofort zur Reformation des Landes. Schon am 23. April ließ er in der Schlosskapelle zu Dresden evangelischen Gottesdienst und Abendmahl nach lutherischer Ordnung halten. Am 3. August begann die Kirchenvisitation im Thüringerreiche. Die Visitations- Behörde bestand aus den Visitatoren Menius, Johann Weber, Hartmann Goldacker, Volrad von Matzdorf und Friedrich von Hopfgarten. Schon nach Jahresfrist fand eine zweite, im Jahre 1555 eine dritte Visitation statt. Unsere Orte wurden der neu gegründeten Superintendentur Weißenfels zugewiesen. Diese unterstand nebst den übrigen Superintendenturen des Thüringerreiches dem Konsistorium zu Leipzig und dem Oberkonsistorium in Dresden. Seit dem Jahre 1660, in welchem die Superintendenturen Freyburg begründet wurde, gehörten unsere Orte zu Freyburg, von dem sie 1831 abgetrennt und Querfurt zugelegt sind. An die Stelle der sächsischen Oberbehörde trat 1815 das Konsistorium der Provinz Sachsen in Magdeburg.






'''Kapitel 1'''


'''Name, Ursprung, Entwicklung und gegenwärtiger Bestand des Dorfes'''


Die meisten Menschen sind gewöhnt, den Namen ihres Wohnortes, ja ihren eigenen Vor- und Familiennamen auszusprechen, ohne sich das geringste darunter zu denken, oder auf die naheliegende Frage zu kommen: Was hat der Name meines Ortes, was hat mein Vor- oder Familienname zu bedeuten? Es sei denn, dass die Bedeutung sofort in die Augen spränge und die Frage dadurch förmlich herausgefordert würde. Der Name Grockstädt dürfte zu derjenigen Klasse von Eigennamen gehören, für die nur wenige die richtige Bedeutung finden. Was bezeichnet der Name Grockstädt? Um diese Frage richtig beantworten zu können, sehen wir uns nach den ältesten urkundlichen Namensformen des Dorfes um. Leider kommen wir nicht sehr weit zurück. Soweit uns bis jetzt Urkunden über Grockstädt vorliegen, reicht die älteste nur bis in das Jahre 1327. In diesem Jahre stellt nämlich der Amtmann der Quedlingburgischen Stiftsgüter in Schmon (Oberschmon) ein Verzeichnis sämtlicher Güter des freiweltlichen Stiftes in Quedlinburg in der Mark Schmon auf. Hier wird Grockstädt zweimal erwähnt: erstens in der Form „Gorchstede", zweitens als „Grochstede". Erstere Form ist offenbar nur ein Schreibfehler.[7] Eine zweite Beurkundung unseres Dorfes fällt wenige Jahre später; denn im Jahre 1338 schenkt Brun, Edler Herr von Querfurt auf Vitzenburg, der St. Marienkirche in Eilwardesdorf eine halbe Hufe ín Grocstede, die jährlich einen Viertung zinst und bisher an den Querfurter Ministerialen Herbord von Gleina verlehnt war.[8] Endlich erhält Brun von Querfurt 1481 die Vogtei über die Quedlinburgischen Stiftsdörfer „Obern=Smahn mit Nedern= Smahn, mit Grogdtet, Litenstet, Schermbech und Tzickern bei dem Wassere, die Geissel genannt", wie alles die Herren Protze und Gebhard, sein Vater und Bruder selig, vom Stifte zu Leben gehabt.[9]An diesen Formen wollen wir uns genügen lassen. Die erste Silbe lautet groch, groc, gok, grog. Diese vom mittelhochdeutschen Zeitwort grogezen = Wehklagen abzuleiten, wäre verfehlt; vielmehr scheint ein Personenname, allerdings von unsicherer Bedeutung, darzustecken: Groc. Deutlich ist dieser Personenname ohne Zweifel, da im 4. Jahrhundert nach Christi Geburt ein Alemannenkönig Crocus heißt.[10] Die zweite Silbe bedeutet soviel wie Ort, Wohnstätte. Demnach wäre Grockstädt der Ort oder die Wohnstätte des Groc und nach seinem Begründer benannt.

Wir kommen zu unserer zweiten Frage: Wann ist das Dorf Grockstädt entstanden? Leider werden wir über den Ursprung der meisten alten Ortschaften im Dunkeln gelassen. Nur selten findet sich eine schriftliche Beurkundung. Wir sind demnach bei der Altersbestimmung eines Ortes gewöhnlich auf Vermutung angewiesen. Da liegt es nahe, den Namen des Ortes selbst gewissermaßen als Entstehungsurkunde in Anspruch zu nehmen; natürlich wieder nicht in seiner jetzigen Schreibweise, sondern in der Form, wie er sich in den ältesten Urkunden zeigt. Wenden wir dieses Verfahren auf Grockstädt an, so kann uns der erste Bestandteil des Ortsnamens „Grock" nicht zum Ziele führen, wohl aber erscheint uns die Endsilbe „stedt" für unseren Zweck wichtig. Die Bezeichnung stedt oder stede findet sich auf altthüringischen Gebiet ungeheuer oft, in anderen Gauen dagegen selten. Wir schließen daraus, dass diese Endung den Thüringern eigentümlich gewesen ist. Ist das der Fall, so sind wohl die meisten auf „stedt" endigen Worte in früheren thüringischen Gauen auch thüringischen Ursprungs und reichen über dem Sturz des Thüringerreiches 531 hinaus; denn nach dem Jahre 531 sind von Thüringern keine Dörfer mehr angelegt. Grockstädt ist also vermutlich als eine altthüringische Ansiedlung noch vor dem Jahre 531 nach Christi Geburt entstanden. Wollen wir jedoch auf die Endung stedt kein Gewicht legen, um aus ihr die Entstehungszeit des Ortes abzuleiten, so ist doch so viel gewiss, dass Grockstädt zum mindesten bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht; denn da das Quedlinburgische freiweltliche Stift sehr ansehnliche Güter, Höfe und Hufen in Grockstädt besaß, die ohne Zweifel nur von den Sachsenkaisern geschenkt sein können,[11] so muss der Ort schon im 10. Jahrhundert bestanden haben. Dass so viele Jahrhunderte hingehen, ehe er urkundlich erwähnt wird, findet wohl in seiner geringen Größe und Bedeutung hinlängliche Erklärung.

Was die Entwicklung des Dorfes anbetrifft, so können wir über das erste Jahrtausend seines Bestehens gar nichts sagen. Dass schon genannte Verzeichnis der Quedl. Stiftsgüter in der Mark Schmon erwähnt als Grockstädter Besitz des Freiweltlichen Stifts 10 Höfe und Hufen.[12] Daraus geht hervor, dass es 1327 mindestens 10 Anspanngüter in Grockstädt gegeben hat; mindestens; denn auch andere Lehnsherren, wie z. B. die Herren von Querfurt, haben noch Höfe daselbst besessen.[13] Den ersten sicheren Anhaltepunkt über die Größe des Ortes gibt die Pfarr = Matrikel von 1575. Dieselbe zählt sämtliche Hauswirte auf. Es sind 23 Nachbarn und der Hirt, 16 mit, 8 ohne Ackerbesitz. Ihre Namen sind: Aßmus Krauße, Kaspar Schreiber, Nikol Niemann, Klemens Korner, Hans Meußell, Urban Bondorf, Hans Kremer, Herr Franciscus Töpolius[14], Grethe Meufels, Bastian Knauer, Gangloff Leyer, Nikol Meusell, Ehrhardt Meusell, Christoph Bandorff, Matthes Daus, Georg Gruber. Da diese dem Pfarrer Weizen schütten, müssen sie Acker  gehabt haben. Die folgenden gaben nur 1½ Groschen zu Michaelis: Kaspar Scherer, Nikol Heinrich, Andres Neuse, Hans Bitzsch, Wolff Mattstedt, Andres Schmidt, Christoph Lose, der Hirte. Hausgenossen (Mietsleute) waren nicht vorhanden.

Eine zweite alte Einwohnerliste bietet das Freiburger Amts = Erbbuch vom Jahre 1589. Es gibt 25 „besessene Mann" in Grockstädt an. Von den 25 haben 15 Nachbarn Acker von ½ Hufe bis zu 3½ Hufe, die übrigen sind ohne Ackerbesitz. Die Inhaber von Quedl. Stiftsacker versehen wir mit einem Stern. a. Nachbarn mit Ackerbesitz:

1.      Clemens Necke* 2½ Hufe, 1 Holzfleck, 4 Acker und 1 Weinberg.

2.      Nikol Reim 1½ Hufe.

3.      Hans Werner* sen. seit 1581, vormals Barthel Friedrich, 2 Hufen.

4.      Veit Marggraffe 1 Hufe verkauft seinen Weinberg an Bernhard Funck in  Oberschmon.

5.   Hans Kramer *,vormals Balten Prumbs , 1½ Hufen., 1 Weinberg .

6.   Urban Meusell 1 Hufen

7.   Hans Hennenbergf* ½ Hufen .

8.   Christoph Bandorff ½ Hufen

9.   Bastian Knauer* 2 Hufen,

10. Gangloff Leise 1 Hufen und 1 Weinberg

11. Lorenz Morcke 1½ Hufen und 1 Holzfleck

12. Peter Pauer* 2 Hufen

13. Hans Werner* 3½ Hufen und 1 Weinberg

14. Urban Meyerling* 1¾ Hufen

15. Blasius Werner* 1 Hufen bei Nachbar mit Blockhäusern

16. Peter Deichmüller

17. George Grober,

18. Peter Hermann

19. Kaspar Schöners Erben

20. Matthes Taus

21. George Schade

22. Jakob Kahle

23. Michel Leberwurst

24. Christoph Rein

25. Andres Schmidt

Obwohl nur 14 Jahre verflossen, sind doch während dieser kurzen Zeit viele Besitzveränderungen vorgenommen. Ob der Hirt mit aufgeführt ist, ersehen wir aus dem Verzeichnis nicht.[15] Was übrigens die Schreibweise der Namen anbetrifft, so war diese bis weit ins vorige Jahrhundert hinein sehr willkürlich.

Das Freyb. Erbbuch von 1621 zählt 25 „an Besessener Mannschaft". Infolge des 30 jährigen Krieges wird die Einwohnerziffer auch in Grockstädt bedeutend gesunken sein. Die kirchliche Matrikel 1673 führt 18 abgabepflichtige Besitzer an, eigentlich nur 17, da zwei Güter in einer Hand vereinigt sind, nämlich: Andreas Loth (2 Güter), Hans Werner sen., Christoph Werner, Hans Hünert, Hans Fiedler, Martin Sperrrhacken, Michael Körners Witwe, Kaspar Frölig, Hans Werner jun., Matthias Hünert, Martin Zahn, Christian Herzau, Balthasar Encke, Neckens Erben, Hans Theile, Georg Bäder, Burkhard Hildebrands Erben.

Im Jahre 1850 zählt Grockstädt 27 Althäusler und einen Neuanbauer, gegenwärtig 25 Althäuser, 2 Neuhäuser und 5 wüste Hausstätten. Unter den 25 Althäusern sind 6 Anspann- und 4 Hintersättlergüter. Einen kleinen Ackerbesitz haben alle Häusler. Die Einwohnerziffer hat in den letzten 25 Jahren zwischen 136 und 150 geschwankt (1866: 139; 1870: 141; 1880: 146; 1885: 150; 1890 bei der letzten Volkszählung 140). Aus den angeführten Einwohnerlisten ersehen wir, dass sich Grockstädt in einem Zeitraum von drei Jahrhunderten hinsichtlich seiner Größe fast gleich geblieben ist.

Vergleichen wir den gegenwärtigen Einwohnerbestand mit den früheren Einwohnerlisten, so finden wir, dass keine von den heute vorhandenen Grockstädter Familien bis zum Jahre 1575 zurückreicht. Nur der Name Körner zieht sich von 1575 an durch die Jahrhunderte hindurch, bis er mit dem Tode der Witwe K. 1841 auch erlischt. Dagegen im Frey. Amts Erbbuch von 1589, also nur 14 Jahre später, tauchen die Namen Necke und Werner auf. Dass Klemens Necke im Jahre 1589 ein Vorfahr der gleichnamigen, nun auch in Grockstädt erlöschen Familie ist, lässt sich zwar nicht nachweisen, ist aber sehr wahrscheinlich. Der älteste Necke, den das heutige Geschlecht auf Grund urkundlicher Feststellung als ihm zugehörig in Anspruch nehmen kann, ist Matthias oder Matthäus Necke, der am Ende des 17. Jahrhunderts wiederholt im Kirchenbuch erwähnt wird und 1711 in Grockstädt das zeitliche segnete. Auffällig ist es, dass 1575 noch kein Werner in Grockstädt wohnt, während 1589 gleich ihrer drei nämlich Hans W. der ältere und jüngere und Blasius W. Ackergüter daselbst besitzen. Auch hier lässt sich der Zusammenhang mit den heutigen Familien nicht herstellen, ist aber, besonders was die Familie Ernst Werner betrifft, abgesehen vom Ansp. Fam. Werner als sehr wahrscheinlich anzunehmen. Im Freyb. Erbbuch von 1621 und in der Pfarr- Matr. von 1673 erscheinen wieder dieselben Namen Necke und Werner; in letzterer kommt neu Martin Zahn hinzu, den wir auf Grund der Kirchenbücher als ältesten, in Grockstädt bekannten Vorfahr der noch daselbst vorhandenen Zahn'schen Familie herstellen konnten. Noch am Ende des 17 Jahrhunderts tritt auch die Fam. Großmann in Grockstädt auf. Demnach sind es vier von den noch heutiges Tages in unserem Orte vorhandenen Namen, die ins 17. Jahrh. zurückreichen. Gegen die Mitte des 18. Jahrh. sehen wir die Fam. Voigt, 1779 Illgen, 1790 Böttcher Samuel Trautmann, alle drei Spielberg, endlich 1796 Gottfried Zernsdorf aus Gölbitz einziehen. Im ersten viertel dieses Jahrhunderts siedeln wieder drei Spielberger nach Grockstädt über: Joh. Wilh. Trautmann, Christoph Henße (1815) und Samuel Werner (1820). 1803 heiratet sich Elias Bielin aus Niederschmon in unser Dorf ein. Alle übrigen Namen der gegenwärtigen Familien finden sich in Grockstädt erst seit der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Beim Studium der Kirchenbücher fiel mir auf, dass sehr viel im Orte unter einander geheiratet wurde;  dass besonders auch Spielberg – eine bei der Nähe de beiden Dörfer sehr erklärliche Erscheinung- in sehr regem Heiratsverkehr mit Grockstädt stand; es ward fortwährend herüber- und hinübergeheiratet bzw. gezogen. Erst je näher wir der Gegenwart kommen, lässt der überaus rege Verkehr mehr nach. Selbst auf das Heiraten sind die bequemeren und leichteren Verkehrsmittel nicht ohne Einfluss geblieben. Während man früher bei der Wahl der Frau meist in der nächsten Nähe blieb, scheut man jetzt nicht mehr davor zurück, sich eine Lebensgefährtin in größerer oder geringerer Entfernung zu suchen. Auffallend ist endlich noch, dass in Grockstädt mehr alte Hausstätten eingegangen, als neue hinzugekommen sind.


'''Kapitel 2'''


'''Die Flur'''


'''1.    Die Flur im Allgemeinen'''

Der wichtigste Zubehör eines Dorfes ist die Flur. Die ländlichen Gemeinden waren und sind noch heute fast ausschließlich auf den Betrieb der Landwirtschaft angewiesen, während Handwerk und Handel ihren Sitz in den Städten aufgeschlagen haben. Bei Neuansiedlungen war deswegen das Hauptaugenmerk auf die Flur bzw. auch auf den Wald gerichtet. Jeder Hausstand erhielt gewöhnlich durch das Los einen bestimmten Feldbesitz zugewiesen. Außer diesem geteilten Besitz wurde jedoch ein bedeutendes Stück Land ungeteilt der Gemeinde zur Nutzung vorgehalten. Dies gemeinsame Land ist durch spätere Teilungen vielen Dörfern, wie auch unserem Grockstädt, längst verloren gegangen, während andere wie z. B. Kl.- Eichstädt wenigsten einen Teil der gemeinen Mark bis in die Gegenwart behalten haben. Leider hat mir über die Grockstädter Feldmark weder eine alte Flurkarte noch ein altes Flurbuch zu Gebote gestanden. Die erste Aufnahme der Flur bei Gelegenheit der Grundstückszusammenlegung (Separation), die noch das frühere Bild derselben zeigt, habe ich ebenfalls nicht einsehen können. Deswegen ist die geschichtliche Ausbeute eine sehr geringe. Die Grockstädter Flur ist langgezogen. Während sie im Tale ungefähr auf halben Wege nach Kl.- Eichstädt beginnt und sich auf die Berghöhe hinauf ein gutes Stück nach Göritz zu erstreckt, reicht sie im Süden nur wenig über die Dorflage hinaus und erreicht auch nach Norden zu nur eine verhältnismäßig geringe Breite. Im Süden engt die Spielberger, im Norden die Niederschmoner Flur die Grockstädter Feldmark ein; im Westen bildet das Kl.- Eichstädter, im Osten das Göritzer Feld die Grenze. Über die Größe erhalten wir schon in den alten Freyb. Erbbüchern von 1589 und 1621 Aufschluss. Genau wurde dieselbe natürlich erst bei der Separation durch die Messkette festgestellt. Das Erbbuch von 1589 gibt die Größe auf rund 22 Hufen an. Diese Angabe ist jedoch ungenau, da bei der Einzelaufzählung der Äcker 24½ Hufe herauskommen. Von diesen lehnten 15¼ dem Amte Freyburg, 3½ Jakob von Heßler aus Oberwünsch, ½ v. Heßler und Dietrich von Olßen, ½ v. Heßler und Kaspar von Schütz auf Weißenschirmbach, 2 den v. Dörfchen Kl. Eichstädt, eine dem Kloster Reinsdorf und 1½ ins Amte Querfurt. Die Freyburger Hufen stammten zum größten Teil vom Quedlinburger Stift und waren letzteren von einem der Sachsenkaiser geschenkt. Sie werden in dem bereits erwähnten Verzeichnis[16] vom Jahre 1327 aufgestellt durch den Stiftsamtmann Konrad von Schmon, als Zubehör „der abteilichen Tafelgüter" zu Schmon, aufgeführt: 10 Hufe und Höfe in Grockstädt, je eine Mark und ein Lot zinsend, nach der Berechnung des Erbbuches von 1621 = 21 Groschen und 4 Pfennige jährlich; dazu noch je 10 Hühner, 1 Rauchhuhn (Rebhuhn) und einen Schillingpfennig.[17] Außerdem hatte Hermann von Schmon noch eine Hufe für das Stift erworben, die jedoch samt dem dazugehörigen Hofe nur eine halbe Mark zinste. Bei Aufmessung der Flur vor der Grundstückzusammenlegung wurden im Ganzen 1230 Morgen 165      R. festgestellt, im Einzelnen: 996 M. 46     R. Abfindungsstücke; 28 M. 67     R. Dorflage mit Gärten; 124 M. 32     R. hutfreie Grundstücke; 61 M 135       R neue Wege; 4 M. 7      R. neue Gräben; 16 M. 58       R. Gemeinschaftliche Anlagen als Kirchhof, Lehmgrube, Steinbruch (10 M.) u. f. w.. Was den Wert des Ackers betrifft, so ist das Land am Rande des Plateaus, wo der Muschelkalk durch die dünne Erdschicht überall zutage tritt, äußert gering, so dass es feldmäßig nicht bewirtschaftet werden kann, sondern teils mit Sauerkirschbäumen bepflanzt , teils mit Holz bestanden, teils für Weinbau verwendet ist. Letzteres hat die Grockstädter Flur vor den angrenzenden Feldmarken mit Ausnahme der Spielberger voraus. Grockstädt ist der nördlichste Ort im Kreise Querfurt, der noch Weinberge aufzuweisen hat. Es sind freilich auch nur wenige und von diesen wenigen sind erst in den letzten Jahren wieder einige eingegangen – wohl ein Zeichen, dass der Weinbau hier nicht mehr lohnend genug ist. Wie lange derselbe schon an den Abhängen des unfruchtbaren Muschelkalkzuges, insbesondere in Grockstädt, betrieben wird, entzieht sich unseres Wissen; schon seit dem 12. Jahrhundert wahrscheinlich. Urkundlich werden, soweit bis jetzt bekannt, zum ersten Male in Freyb. Erbbuch von 1589 fünf Weinberge in Grockstädt erwähnt, von denen 4 der Kirche, einer den von Dörfchen lehnt. In den Kirchrechnungen unseres Jahrhunderts werden noch 6 der Kirche zinspflichtige Weinberge aufgeführt, während sich gegenwärtig überhaupt nur noch 3 in der ganzen Grockstädter Flur (Voigt, Zernsdorf, Henße) befinden. – Die Bewirtschaftung der Flur geschah in früherer Zeit nach dem Dreifelderfyftem, das heißt, die ganze Flur war in drei große Breiten geteilt, in Winter-, Sommer- und Brachfeld, und wurde dem entsprechend in dreijährigen Wechsel bestellt oder brach gelassen. Das Hutungsrecht ward von den Grockstädter Nachbarn, in einem Teile jedoch von der verehelichten Joh. Sam. Löhne geb. Stops zu Niederschmon allein ausgeübt. Die Aufhebung dieser Gemeinheit und zweckmäßige Zusammenlegung der alten Grundstücke führte die Feldseparation in den Jahre 1844/56 herbei. Im Herbst des letzten Jahres traten die Eigentümer in den Besitz ihrer neuen Pläne







'''2.    Die einzelnen Flurteile'''[18]''''''


'''a.)  östlicher Teil der Flur'''


'''Rechts vom Wege nach Göritz:'''


1.     hinter dem Darrgarten,

2.     die Windäcker

3.     an Körners Berge

4.     die goldene Aue. Auf der Höhe

5.     am Göritzer Wege,

6.     die Gelängenäcker. Links vom Wege nach Göritz, vom Dorfe aus,

7.     die Sääle

8.     am Holze

9.     sechs Baumraine,

10.   die Raubäcker,

11.   der Brotsack

12.   die Puppenhöhe,

13.   auf dem Hegeberge. Auf der Höhe

14.   an den Teichen,

15.   die Mönchgöhren,

16.  unter den Mönchgöhre.


Nr.1 könnte aus den slawischen dwor = Hof entstellt sein und die Stelle eines eingegangenen Einzelgehöftes bezeichnen.

Nr. 2 kann ebenfalls auf slawische Ansiedler = Wenden oder Winden hindeuten. Althochdeutsch Winid, mittelhochdeutsch Wint = Wende, Slawe. Das in Grockstädt wendische Familien ansässig gewesen sind, ist sehr wahrscheinlich; war es doch auf zwei Seiten von Slawischen Dörfern umgeben: im Süden lag das Slawische Sibrowitz,[19] jetzt Spielberg genannt, Im Norden das wüste Löbitz

Nr. 3 nach dem Namen des früheren Grockstädter Anspänners Körner

Nr. 4 ist abgesehen von dem bekannten Landstrich längs der Helme und Unstrut nicht selten, besonders häufig in den Dorffluren nördlich der Unstrut von Grockstädt und Freiburg hin, z. B. in der Jüdendorfer, Albersrodaer und Gleinaer Flur. Obwohl dieser Name fast immer die Trefflichkeit des Bodens bezeichnete, so macht die goldene Aue der Gleinaer Flur, welche gerade als sehr steinicht bezeichnet wird[20] eine Ausnahme. Möglich könnte es sein, dass der Name von einem wirklich fruchtbaren Strich erst später auf die angrenzende steinige Strecke übertragen ist. Wegen hervorragender Bodengüte verdient der Grockstädter Flurteil den ehrenden Namen „goldene Aue" auch nicht, höchstens im Vergleich zu den anstoßenden unfruchtbaren, steinigen Bergabhang.

Nr. 7 ist die Mehrzahl von sal, auch sol = Dorflache, Teich, seeartiges Gewässer[21] von ahd. Salo, mthd. Sale; sal= dunkelfarbig mit Beziehung auf die Färbung des Wassers. Dass in diesem Felde vor Zeiten Teiche gewesen sind, ergibt sich auf den ersten Blick.

Nr. 9 nach 6 Bäumen, die hier früher standen

Nr. 10 fraglich

Nr. 11 kommt sehr häufig vor, so in den Fluren von Augsdorf, Ober Farnstädt, Kuckenburg, Leimbach bei Querfurt, Gölbitz, Spielberg u. s. w. und deutet entweder auf die einem Brotsack ähnliche Form des Ackerstückes hin, so wohl hier in Grockstädt, oder wurde dem Stücke wegen der Ergiebigkeit des Bodens beigelegt. Auch ein Dorf bei Marienburg in Preußen heißt Brotsack.

Nr. 12 kommt auch als Poppenhöhle vor, z. B. in der Niederschmoner Flur zwischen der Arternschen und Freyburgschen Chaussee, und enthält wahrscheinlich den Personennamen Poppo, also Popposhöhe. Welchem Poppo der Name gilt, ist dunkel.

Nr. 13 von einer Einfriedigung oder einem Gehege, welches etwa früher hier war, oder nach einer Hegesäule

Nr. 14 Hier waren, wie noch jetzt ersichtlich ist, in früheren Zeit Teiche. Der Berg heißt der Reisenteichberg, weil hier ein Geschlecht von Reisen gewohnt haben soll. Einen Stelle wird auch noch als Schloss bezeichnet.[22]

Nr. 15 16 der Ausdruck Göhren bezeichnet ein eingeschobenes keilförmiges Ackerstück. Mönchgöhren jedenfalls deswegen, weil der Acker den Mönchen des Klosters Reinsdorf gehörte. Nach dem Freyb. Erbbüchern hatte letzteres Erbzinsen in Grockstädt.


'''b.)   Westlicher Teil der Flur, nördlich Dorflage:'''

17.   vor den Wiesen,

18.   die Mühle am Bach, Rechts vom Fahrwege nach Kl. Eichstädt

19.   am Mühlwege

20.   die Lucke

21.   der Spathügel

22.   das Tal, links vom Fahrwege nach Kl. Eichstädt

23.   Achtackerrain

24.   am Schluftberge

25.   die Schluft

26.   am Pfaffenstiege, südlich der Dorflage

27.   hinter Neckens Garten

28.   die Wiesen am Dorfe.


Nr. 18 nach einer früheren Wassermühle am Bach in der Nähe der jetzigen Querfurter Chaussee, näheres unbekannt

Nr.  20 Lucke?

Nr.  21 vom Spat, blätterig brechendes Gestein, Marienglas

Nr. 23 vom Fahrweg nach Kl. Eichstädt durchschnitten, nach 8 Ackern, die früher hier lagen.

Nr.  25 Schluft = Schlucht, Tal zwischen zwei Bergen

Nr. 26 von dem Fußwege, den früher der W. schirmbacher Pfarrer nach Grockstädt ging; seit der Separation eingezogen. Der Fußweg im Tale von Kl. Eichstädt nach Grockstädt kann nicht gemeint sein, da dieser erst seit 1823 vom Eichstädter Pfarrer als Filialweg benutzt wird. Nicht angegeben auf der Separationskarte sind die Flurteile, die ich in alten Kirchrechnungen finde: am Marktwege (nach Querfurt), am hohlen Wege, am Orgelrain.



'''Kapitel 3'''


'''Grockstädt in seinem Verhältnis zur Grundherrschaft Schmon bzw. Freyburg'''


'''1.    Die Grundherrschaft im Allgemeinen und die Grundherrschaft Schmon bzw. Freyburg'''

Seit dem frühesten Mittelalter war es in Deutschland herkömmlich, dass auf dem platten Lande eine Anzahl von Bauergütern oder ganze Ortschaften zu einer sog. Grund- oder Gerichtsherrschaft vereinigt waren, in welcher der Grundherr, ein freier, ritterbürtiger Mann, gewöhnlich als Eigentümer den ganzen Grund und Boden innehatte, während seine Hintersassen Hof und Acker nur von ihm zu Lehen trugen, also nicht selbständige Besitzer, sondern gewissermaßen bloß Pächter waren. Für ihr Lehen d. h. für Hof und Hufe hatten letztere dem Grundherren bestimmte Naturalabgaben, Geldzahlungen und Frondienste zu leisten, dagegen lag diesem der Polizei- und Gerichtsschutz seiner Hintersassen s. o. Im Laufe der Jahrhunderte wurde jedoch das alte Rechtsverhältnis mehr und mehr vergessen. Die Hintersassen hielten sich für freie Eigentümer ihrer Wirtschaft und empfanden Pflichten gegen den Grundherrn als einen Harten, ungerechten Zwang, während die Grundherren ihrerseits häufig mehr verlangten, als ihnen rechtlich zustand und so ihren Untergebenen Anlass zu Unzufriedenheit und Erbitterung gaben. Infolgedessen kam es nicht selten zu Verwicklungen und Reibereien, ja selbst zu Aufruhren, bis das ganze Rechtsverhältnis im Jahre 1848 aufgehoben und die Leistungen von den Hintersassen abgelöst wurden. Auch Grockstädt gehörte mit anderen Ortschaften einer Grundherrschaft an, in frühester Zeit wohl der Grundherrschaft Schmon, über welche anfänglich den Sachsenherzögen bzw. Königen, sodann dem freiweltlichen Stift in Quedlinburg die Hoheitsrechte zustanden, während später, als die Quedlinburgischen Dörfer mit Freyburg verschmolzen waren, unser Ort dem Amte Freyburg unterstand, in welchem die Landesherren, also die sächsischen Kurfürsten, die grundherrlichen Rechte und Pflichten ausübten.


'''2.    Geschichtlicher Überblick über Grockstädt Grundherrn'''

In den Quedlinburger Stiftsurkunden wird wiederholt von einer Mark Schmon gesprochen. So Schenkt Kaiser Otto I. Am 20. Dec. 937 an die Kirche St. Marien und St. Servatius (d.h. an das freiweltliche Stift) in Quedlinburg mit Bewilligung seiner Mutter aus deren Besitz 12 slawische Familien samt ihren Grundstücken in der Mark Schmon.[23] Eben derselben schenkt am 25. Mai 955 auf Bitten seiner Mutter Mathilde zum Heil der Seele seines Vaters, des König Heinrich, an genannten Stift zum Unterhalt der frommen Jungfrauen einen Teil der Mitgift seiner Mutter, nämlich das Dorf Spielberg, das auch Sibrowitz heißt und in der Mark Schmon liegt, nebst allen Zubehör, das ist mit allen hörigen beiderlei Geschlechts, mit Hufen, Wälder, Wiesen, Weiden, Wegen und Unwegen, Erforschtem und Unerforschtem, mit Wassern, Wasserläufen und Mühlen.[24] Endlich schenkt Otto II. am 13. Mai 974 aus Liebe ebenso wohl zu Gott als zu seiner Schwester, der Äbtissin Mathilde, von seinem Eigentum dem Stift auf der Burg zu Quedlinburg Schmon im Hessengau, in der Grafschaft des Grafen Siegfried.[25] Aus diesen drei Urkunden erhellt, dass die Sachsenkaiser, die in Memleben einen Königshof hatten, wenn nicht die ganze Mark Schmon, so doch zum mindesten ansehnliche Güter in ihr besaßen und über diese Besitzungen das Grundherrschaftsrecht ausübten; ferner, dass der Besitz, da er als „Mitgift" der Königin Mathilde bezeichnet wird, wohl vom Vater derselben, dem Grafen Dietrich von Ringelheim, stammte; endlich, dass die Sachsenkaiser nicht Grundherren blieben, sondern ihren Besitz an das von Heinrich I. gestiftete und von seinen Nachfolgern begünstigte freiweltliche Stift in Quedlinburg verschenkten.[26]

Es fragt sich nun, was alles zu dem ehemaligen kaiserlichen Besitztum in der Mark Schmon gehörte. Obwohl 4 Jahrhunderte dazwischenliegen, so gehen wir doch wohl nicht fehl, wenn wir zur Beantwortung dieser Frage das wiederholt erwähnte Verzeichnis der abteilichen Güter in Schmon vom Jahre 1327 heranziehen.[27] Nach diesem gehörten der Äbtissin zu Quedlinburg das Rittergut in Oberschmon und sonstige ansehnliche Güter ebenda und in Niederschmon, 14 Hufen und Höfe zu Liederstädt, 10 bzw.11 Hufen und Höfe zu Grockstädt und 2 Hufen und Höfe zu Kymen.[28] Soweit unsere Kenntnis zurückreicht, haben wir also als Grundherren von Grockstädt wohl schon zu den Grafen Dietrich von Ringelheim, sodann die Sachsenkaiser, endlich das freiweltliche Stift zu Quedlinburg anzusehen.

Wie aus dem obigen Verzeichnis hervorgeht, waren die Schmonschen Besitzungen der Äbtissin zu freier Verfügung zugewiesen. Dieselbe verlehnte die Güter gewöhnlich für eine Bauschalsumme auf 3 und mehr Jahre. Einstens waren die Herren von Schmon ihre Lehensleute, bis Brun von Querfurt am 12. April 1481 das Schutzecht über das Stift und die Dörfer Oberschmon mit Niederschmon, Grockstädt, Liederstädt und Tzickern am Wasser, die Geißel genannt, mit ihren Freiheiten, Gerechtigkeiten, Diensten, Gerichten Obersten und Niedersten über Hals und Hand, in Feldern und Dörfern u. s. w. zum Mannlehen von der Äbtissin Hedwig, geb. Herzogin von Sachsen, im Einverständnis mit ihrem Kapitel erhielt.[29] Zu Lehen waren die Edlen von Querfurt auch schon vorher beim Stift gegangen, nur dass ihnen nicht der ganze Schmonsche Besitz, sondern nur ein Teil dieselben ausgetan war.[30] So sehen wir bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Seitenlinie der Querfurter Edlen auf Schmon sitzen und diese im Jahre 1333 sogar einen Landtag (plebiscitum) daselbst abhalten.[31] Nach dem Aussterben der Herren von Querfurt nimmt unter denselben Bedingungen wie oben Herzog Georg von Sachsen am 4. Januar 1489 die Schmonschen Stiftsgüter in Lehen.[32] Von jetzt ab tritt die Bedeutung des Quedlinburgischen Stifts für unsere Dörfer zurück. Dasselbe erhält zwar noch seine Geld- und Naturaleinkünfte, welche das Amt Freyburg einzieht, im Übrigen übt jedoch letzteres bzw. dessen Landsherr alle grundherrlichen Rechte über die früheren Quedl. Dörfer aus. Dass noch andere Grundherrn wie die Heßler, Olßen, Schütz, die Görchen, das Kloster Reinsdorf, das Amt Querfurt in Grockstädt und seiner Flur begütert waren, haben wir schon im vorherigen Kapitel erwähnt. Diese bezogen jedoch nur ihre Lehensgefälle, hatten aber sonst keine schutzherrlichen Rechte.


'''3.    Die Leistungen der Hintersassen'''

Wir beschränken uns hier auf die Leistungen, welche das Quedl. Stift bzw. das Amt Freyburg von den Grockstädter Hintersassen zu beanspruchen hatte. Die Leistungen dem Grundherren gegenüber waren doppelter Art, je nachdem sie einen grundherrlichen oder einen schutzherrlichen Verhältnis entsprangen. Da der Grundherr Obereigentümer von Grund und Boden war, so waren ihm seine Hintersassen selbstverständlich dafür Gegenleistungen schuldig, die teils in Geld, teils in Naturalabgaben, teils in Pferde- und Handfronen bestanden. Für die Quedl. Hufen zog das Amt Freyburg zur Weiterführung an das Stift von jedem Hof und jeder Hufe 21 Gr. 4 denar in zwei Raten zu Walpurgis und Thomä (1. Mai und 21. Dec.), sodann je 10 Hühner an Maria Geburtstag (8. Sep) ein. Anstatt der Schillingpfennige und Rauchhühner (1327) wurden später wahrscheinlich Eier gegeben. Außer diesen Quedlinburgischen verlehnte aber das Amt auch noch andere Hufen, deren Zinsertrag es für sich in Anspruch nahm. Im Ganzen hatte Grockstädt einschließlich der Quedl. Zinsen an Freyburg nach dem Erbbuch von 1589 7 Neuschock[33] 55 Gr. 8 (denar) Erbzins, an Naturalien 10 Scheff. Weizen, 51 Roggen, 5 Gerste und 10 Hafer, alles Querfurter Maß, zu entrichten. Die früheren Verpflichtungen, die dem Amte Freyburg gehörigen Vorwerksfelder zu Ober- und Niederschmon zu pflügen und zu eggen, überhaupt mit aller nordthüringer Ackerarbeit zu beschicken, was den Anspänner und Hintersättler in Ober- und Niederschmon, Grockstädt und Spielberg oblag, war 1556 in eine feste jährliche Geldrente von 3½ Gulden für den Anspänner und 12 Groschen für den Handfröner verwandelt, da die betreffenden Vorwerksfelder an die Ober- und Niederschmoner Nachbarn ausgetan und die Frondienste somit überflüssig geworden waren.[34] Es wurden 1589 dafür 9 Neuschock 58 Gr. Pferde- und 1 Neuschock 58 Gr. Handfrongeld entrichtet. Die Land- und Baufuhren sowie die Handdienste führt das Erbb. von 1589 nicht einzeln auf. – Unter den Titel: Für Polizei- und Gerichtsschutz[35] dürften folgende Leistungen der Nachbarn zu rechnen sein: 6 Neuschock Erbgeschoß, 15 Rauchhühner und Invocavit, 1 Schock Eier auf Ostern, 2 Gänse u. 15 Hühner Mich., 300 Scheffel Querf. Maß Geschosshafer (so 1589, wohl zu hoch; 1621 nur 180, bei der Ablösung 1858 179 Scheff. 11,35 Metzen) und 15 Groschen Lämmergeld. Ferner waren Jagddienste zu verrichten .

<nowiki>Den Machtdienst auf dem Schlosse Freyburg „dürfen Hintersättler nicht machen, sondern so es nötig, müssen sie denselben vorm Kornhaus in Reinsdorf verrichten " (Erbb. 1621). Ein späterer Zusatz besagt : „Es sind ihnen aber nunmehr solche Dienste in einen gewissen Hufengeld verwandelt," nämlich (1784) in 58 Neuflurin 20 Gr. 10 de. auf Reinsdorf und 7Rfl. 15 Gr. auf Freyburg abzuführen. In Kriegsläuften hatte man auch Heerfahrtsdienste zu verrichten. Grockstädt musste mit Oberschmon zusammen „einen Heerwagen samt aller Zubehörung" stellen. Außerdem hatte das Dorf 25 aufzubieten, welche „10 Röhre  (Musketen),10 Federspieße und 5 Hellebarden halten " (Erbb. 1621)[36]</nowiki>

Diese Organisation sieht noch halb mittelalterlich aus. Nach dem 30 jährigen Krieg können sich beim Fußvolk außer dem Säbel nur die Feuerwaffen noch behaupten.

Das Freyburger Amts- Erbzinsbuch von 1621 weicht in verschiedenen Punkten von dem des Jahres 1589 ab; jedoch nicht so, dass wir Veranlassung hätten, auf die Abweichungen genauer einzugehen. Wir lassen hier anhangsweise nur noch ein Verzeichnis der Grockstädter Steuern und Frondienste vom Jahre1784 folgen.[37] Danach hat die Gemeinde jährlich an Staatssteuern und Grundzinsen 533 fl. 19 Gr. Aufzubringen und zwar unter den Verschiedensten Titeln als Soldatengeld, Henkergeld, Schlosswachgeld u. s. w. . Ans Zinsgetreide werden auf das Schütthaus zu Reinsdorf gebracht 243 Scheff. 2 Viertel und 3 Metzen Querf. Maß von allen vier Getreidearten, ungefähr dem Erbb. von 1621 entsprechend. An Frondiensten war folgendes zu leisten: 1. Zinsgetreide vom Schütthaus zu Reinsdorf und Karsdorf auf das Schloß Freyburg zu fahren; 2. Küchenholzfuhren in das kurfürstliche Amt Freyburg; 3. Pferde- und Handfronen an der Karsdorfer Brücke; 4. desgleichen an der sog. Heerstraße; 5. desgl. auf den kurfürstlichen Wildpretjagden; 6. das Wildpret von Weißenschirmbach auf die kurfürstl. Wildmeisterei zu Weißenfels einzuliefern; 7. Pferde- und Handfronen in der Grabenmühle; 8. Feldwildwache auf dem Schlosse zu Feyburg; 9. Gefangenwache der Fronrückständigen ebenda.








'''4.    Klagen und Ablösung'''

Waren die Fronen überhaupt schon drückend, so waren sie es für die Nachbarn der Klosterdörfer[38] wegen der Entlegenheit von Freyiburg ganz besonders; verloren doch die am entferntesten wohnenden wie z. B. die Oberschmoner durch einen Frontag infolge des weiten Weges zwei ganze Tage. Wir finden es deswegen nicht verwunderlich, wenn sich laute Klagen erheben und die Pflichtigen durch Verweigerung der Dienste sich von dieser Last zu befreien suchten. So beschwert sich 1740 das Amt in Weißenfels bei der Oberbehörde, dass die Klosterdörfer die schuldige Frone verweigern. Grockstädt habe 14 Pferde- und 9 Handfronen sowie 8 Jagdleute zu stellen. Es sei an ungemessenen Dienste schuldig, alle erforderlichen Fröne innerhalb und außerhalb des Amtes nebst den Jagddiensten zu verrichten, auch angemessene Dienste an der Grabenmühle, hinaus über Reinsdorf liegend, zu leisten. Die Fronen seien wohl wegen Entlegenheit der pflichtigen Dörfer, zum Teil 4 – 5 Stunden weit, so ins Stocken gekommen; aber wenn man diesen nachlasse, so würde auch bald andere Gemeinden kommen. Weißenfels verfügt, Zwangsmaßregeln anzuwenden. Die Klagen verstummen natürlich nicht. Im Jahre 1784 werden die Pflichtigen bei der Regierung in Dresden vorstellig, dass sie mit den Fronen, die ihren Erbrezess entgegen wären, verschont bleiben möchten. Wenn sie dennoch zu denselben angehalten würden, so würden ihre Güter wüst werden und sie selbst zum Bettelstabe greifen müssen. Sie wollten tun, wozu sie wie all Untertanen verpflichtet wären, mehr aber nicht. Es werden ihnen zugemutet, von dem aus dem Schütthause zu Reinsdorf auf das Schloß Freyburg abzufahrende Zinsgetreide eine Scheffel mehr als früher auf jedes Pferd zu laden. Auch beim Straßenbau würden ihnen, den 5 Stunden weit wohnenden, neue Leistungen zugemutet, außerdem müssten sie noch zu Straßenbaukosten beitragen. Widerrechtlich hätten sie ferner das Bauholz vom Lagerplatze am Freyburger Schlossvorwerksgarten nach dem Forsthause zu Schleberoda zu fahren. Und alles das im Monat Juni, in dem sie selbst die meiste(?) Arbeit hätten. Die Regierung antwortet der Gemeinde wiederum abschlägig. Auch eine dritte Beschwerde 1787 wird abgewiesen und die Gemeinden in die Kosten verurteilt. Kennten wir den geschichtlichen Zusammenhang nicht, so müssten die verneinende Antwort der Oberbehörden unbillig finden. Bedenken wir jedoch, dass alle diese Leistungen gewissermaßen nur den Pacht ausmachen, für den die Pflichtigen ihren ganzen Grund und Boden innehaben, so können wir bei aller Teilnahme für die Last der Lehnsleute doch nur sagen, dass sie ihre Grundstücke für ein billiges Besitzen. — Auch in Grockstädt kam es in unseren Jahrhundert zur Ablösung aller Reallasten. Wann die Fronen abgelöst sind, weiß ich nicht, vielleicht am Anfang dieses Jahrhunderts. Auch über das Schicksal der vielen Quedl. Zinshühner ist mir nichts bekannt geworden. Kurz und Gut – es wurden 1856 zu Ablösung gestellt: 87 Thaler 15 Ggr. 8 (denar) Erbzins (In diese Summe sind jedenfalls eine Anzahl früherer Einzelposten zusammengezogen); 1 Thaler 14 Ggr. 6 (denar) Stückzinsen; 9 Scheffel 10,01 Metze preußisches Maß Weizen; 48 Sch. 13,56 Metzen Roggen; 4 Sch. 13,13 M. Gerste; 179 Sch. 11,35 M. Hafer; 59 Thaler 11 Ggr. 8 (denar) Hufengelder; 1 Thaler 2 Ggr. 6 (denar) für 13 Stück Hühner; 18 Ggr. 9 (denar) Lämmergeld; 6 Ggr. 3 (denar) 1 Schock Eier. Erlassen wurden Henkergeld, Federspulgeld, Schenkzins und Wildpachtgeld. Die Summe der abzulösenden Geldabgaben betrug 159 Thaler 9 Ggr. 4 (denar). Die Gemeinde als solche löste ihre Lasten mit einem Kapital von 110 Thalern 10 Ggr. 6 (denar) ab. Das ganze Ablösekapital beträgt 7146 Thaler 9 Ggr. 6 (denar) und wird in 56 1/12 Jahren abgetragen. Der Ablösungsrezeß ist ausgefertigt unter dem 6. Juni 1857. Auch die Leistungen an die übrigen Grundherren sind abgelöst.



'''Kapitel 4'''

'''Die Kirche'''


'''1. Name, Alter und Patronat der Kirche'''


Die Grockstädter Kirche ist dem heiligen Michael geweiht, jedoch ist der Name Michaeliskirche längst vergessen.[39] Nur ein einziges Mal habe ich ihn in der Kirchrechnug von 1617 gefunden. Der Kirchweihtag fiel auf den 29. September, ist aber wie in Kl. Eichstädt seit unvorderlichen Zeiten nicht mehr gefeiert. Über das Alter der Kirche habe ich bisher nicht eine Spur entdeckt. Urkundlich ist, soweit bis jetzt bekannt, erst bei Gelegenheit der ersten lutherischen Kirchenvisitation von einem Gotteshause die Rede. Das Patronatsrecht über dasselbe übt seit der Reformation der Landesherr aus. In vorreformatorischer Zeit stand es jedenfalls, da Grockstädter Filial von Niederschmon war, dem Wipertikloster in Quedlinburg zu, das es seinerzeit wohl vom freiweltlichen Stift erhalten hatte. Im 18. Jahrhundert beanspruchten die Herrn Schütz auf Weißenschirmbach als Patrone der dortigen Muterkirche auch das Patronatsrecht über die Grockstädter Tochterkirche. So kommt es 1721 und 1747 zu Streitigkeiten zwischen diesen und dem Landesherren. Erstere werden jedoch mit ihren unberechtigten Ansprüchen abgewiesen, da die Besetzungsakten von 1622 für letzteren sprechen. Im 17. Jahrhundert zur Zeit der Herzöge von Sachsen- Weißenfels, als infolge des traurigen 30jährigen Krieges aller Zusammenhang mit der Vergangenheit verloren gegangen war, scheinen die Schütz das Patronazsrecht über Grockstädt auch wirklich ausgeübt haben.(Schon das Freyb. Erbb. 1589 leistet dem Irrtum Vorschub, indem es die Herrn von Schütz als Patrone angibt)



'''2.    Der Vermögensstand der Kirche'''


Das Kirchenvermögen ist sehr unbedeutend. Das Visitat- Brot. von 1540 erwähnt nur IX lib. (Pfund) Wachs von IX ewigen Kühen. VI Gr. Erbzins. I braupfann I gr. Von iglich gebraw. l Grundstücke besaß demnach die Kirche außer dem Gottesacker, dessen Nutzung schon damals dem Pfarrer zustand, gar nichts; jedoch sind die Groschen Erbzins eine jährliche Leistung für ehemaligen Grundbesitz der Kirche. Was dahinter steckt, ist nicht ersichtlich. Nach der Matr. von1575 bezieht die Kirche 19 Gr. Erbzins von 3 Weinbergen, einem Flecklein Baumgarten und 2 Häusern; nach dem Freyb. Amts-Erbb. von 1589 lehnen 4 Weinberge mit 8,2 und zweimal 2 ½ Gr. Und 5 Häuser mit 16 Pfennigen jährlich dem Gotteshause.  Außerdem zieht Nikel Niemann 1½Pf Wachs von 2 Gärten und Ilsa Niemann ½ Pf. von 4 kleinen Grabflecken. Das alles ist Grund und Boden, der ehemals der Kirche gehörte, sei es, dass er ihr testamentarisch vermacht war, sei es, dass sich die Neuanbauer auf kirchlichem Grund und Boden ansiedelten. Die ewigen Kühe[40] sind 1575 von 9 auf 7 zurückgegangen. Für eine Kuh hatte man einen neuen Taufstein gekauft, die andere war vielleicht eingegangen und man rechnete 4 Schafe an deren Stelle,[41] jede Kuh zinste jährlich ein Pfund Wachs, statt dessen 1575 vier Groschen bezahlt wurden, während der Schafzins jahrhundertelang 5 Groschen betrug. Die Braupfanne nahm die Gemeinde 1575 erblich an dergestalt, dass sie den früheren Zins nach wie vor an das Gotteshaus abführte, die Pfanne samt Braugeschirr jedoch selbst in angemessenen Zustande erhielt. Wie überall, so verliert sich auch in Grockstädt die Erinnerung, dass der Kuh- und Schafzins für bestimmte, ehemals dem Gotteshause gehörige Kühe und Schafe entrichtet wurden, aber die Summe ist 3 Jahrhunderte hindurch fast dieselbe geblieben, nämlich 1575 = 2,75 M, 1879 bei der Ablösung 3,38 M für 7 Kühe und 0,63 M für 4 Schafe – für die Kirche wahrlich ein schlechtes Geschäft! Wachszins wurde später von 3 Pflichtigen entrichtet, aber in Geld = 19 Gr., bei der Ablösung 2,46 M. Der Erbzins erscheint gegen früher bedeutend erhöht, der Grund der Erhöhung ist nicht ersichtlich. Die ganze Ablösesumme beträgt 280,39 M. Diese nebst einem anderen kleinen Kapital bilden das Grockstädter Kirchenvermögen.



'''3.    Das Kirchengebäude'''


'''a.)           Die alte Kapelle'''


Das Grockstädter Kirchengebäude, wie wir es jetzt vor uns sehen, ist nicht auf einmal, sondern zu verschiedenen Zeiten entstanden. Der in der Mitte stehende Turm beweist, dass der Westteil an den schon früher entstandenen Ostteil angebaut sein muss. Letzterer war eine kleine Kapelle, wie wir sie heute noch in katholischen Gegenden auf freien Felde oder in besonders kleinen Dörfer finden, und ist bis in die Gegenwart hinein fast vollständig erhalten. Der Teil der Kirche, der jetzt als Sakristei dient, ist nebst dem anstoßenden Turm die alte Kapelle und reicht weit in die vorreformatischen Zeit zurück. Das Kirchenschiff kam erst später als Neuer Teil hinzu. Vom Turm ist nur das obere Stück neu, während das untere gleichzeitig mit dem Ostbau, dem sog. Chor, entstanden sein wird. Das große Fenster in der Südwand des Turmes ist erst spät, wahrscheinlich beim Umbau 1721, eingebrochen. Ursprünglich hatte der Turm unten 2 ganz kleine, jetzt vermauerte Fenster, eins in der Südwand gleich links über den jetzigen großen, neuen Fenster mit Spitzbogen (gotisch), das zweite in der Nordwand weiter nach unten mit Rundbogen (romanisch). Die Umrisse beider Fenster sind noch deutlich sichtbar. Der Eingang in die Kapelle führte durch die Westwand des Turmes. Der Ostanbau bildet in seiner Grundform die größere Hälfte eines regelmäßigen Achtecks.[42] Die Umfassungsmauern mit Sockel und Gesims sind sehr solide gearbeitet, zeigen jedoch jetzt verschiedene Risse. An Fenstern sind im Chorteil nur noch zwei vorhanden, schmal und spitzbogig, mit stark abgeschrägten Fensterbänken, obschon erneuert, wohl noch die ursprüngliche Anlage ausweisend. Zwei Hauptfenster, je eins an der Süd- und Ostwand, sind zugemauert. Von den östlichen ist nur noch zum Teil die Einfassung erhalten, das südliche zeigt uns jedoch außer dem Spitzbogen und dem Grundstein der Einfassung noch die innere Gliederung. Es ist ein Doppelfenster mit Maßwerk. Die Mittelsäule hat bereits das Kapitell abgestreift und beweist damit, dass das Maßwerk nicht mehr aus der ersten Zeit der Gotik stammt. Das Dach, bedeuten niedriger als das des Schiffes, war wohl in der früheren Zeit mit Stroh gedeckt. Turm und Ostbau bildeten im Inneren einen Raum. Die Ostwand des Turmes wurde von dem noch jetzt erhaltenen (gotischen) Spitzbogen getragen. Den jetzigen  Altar- und Kanzleibau hat man sich natürlich wegzudenken. In den Südwänden des Chores sind noch zwei viereckige Nischen vorhanden, von denen die eine, etwas höher als die andere, eine tellerförmige Vertiefung und einen jetzt vermauerten Abfluss (des Tauf- und Weihwassers) nach außen hat (piscina). Der Raum im Turme diente als Aufenthaltsort für die Gemeinde, während im Chor der Priester am Messaltar seines Amtes waltete. Wann die Kapelle entstanden ist, lässt sich nur annähernd vermuten. Die Bauformen zeigen den gotischen Stil. Dieser bürgert sich erst seit dem Anfang des 13. Jahrh. in Deutschland ein und hat wohl nicht sofort seinen Weg nach Grockstädt gefunden. Auf letzteres verweist das Fehlen des Kapitells an der Mittelsäule des einen Chorfensters. Aber wegen des romanischen Fensters in der Nordwand des Turmes dürfen wir auch nicht zu weit in die Zeit der Gotik hineingehen. Wir werden uns also bescheiden, die Entstehung unserer Kapelle an's Ende des 13. oder an den Anfang des 14. Jahrhunderts zu setzen. Ausgeschlossen ist nicht, dass es vor der jetzt noch vorhandenen schon eine Kapelle in Grockstädt gegeben hat.

'''b.)            Die Erweiterung der Kapelle. Die Kirche und ihr Umbau 1721'''


War man in kleinen Dörfern zuerst nur mit einer Kapelle zufrieden, so begehrte man in der Zeit eine vollständige Kirche zu besitzen. Eine solche mit Zuhilfenahme der schon vorhandenen Kapelle zu erhalten, hielt nicht schwer: man brauchte nur die Westwand des Turmes in einen großen Bogen zu verwandeln, ein Langhaus daran zubauen – und die Kirche war fertig. So hatten es die Kl. Eichstädter und viele andere gemacht, so machten es die Grockstädter auch. Die Umwandlung der Kapelle in eine Kirche ist jedenfalls noch in katholischer Zeit erfolgt, da erstens bei der ersten luth. Kirchenvisitation 1539 eine Kirche vorausgesetzt wird und zweitens eine Erneuerung im Anfange des 18. Jahrh. Sonst wohl nicht schon wieder nötig gewesen wäre. Das heutige Langhaus ist nicht mehr das ursprüngliche, sondern schon das zweite. Das erste befand sich, trotzdem es ein paar hundert Jahre jünger als die noch heute vorhandene Kapelle war, im Jahre 1721 in einem „misserabelen" Zustande. Die Mauer hatte Risse und der Giebel war „etliche Ellen weit von derselben abgesetzt", so dass der Einsturz des Gebäudes zu befürchten war. Alsbald nach Pfingsten gen. Jahres begann man deswegen, das alte Kirchengebäude (nämlich westlich von Turm, also eigentlich das neuere) vom Grund aus abzutragen. Beim Einreisen der Mauern fiel auch der Turm nach, so dass man seinen oberen Teil ebenfalls einnehmen musste. Von der ursprünglichen Kapelle östlich von Turm scheint man dagegen alles vielleicht bis auf das Dach beibehalten zu haben, ein Beweis, wie solide in früherer Zeit gebaut ward. Der Turm wurde wieder erhöht und das Schiff konnte im November noch unter Dach gebracht werden. Trotzdem dauerte es ganze 13 Jahre, bis man außen und innen mit dem Kirchenumbau vollständig fertig war. Wahrscheinlich musste man sich wegen des knappen Geldes nach der Decke strecken. Erst 1725 wurde die Einlegung der Dächer mit Ziegeln und Schiefern sowie das Berappen der Wände beendigt. Gleichzeitig wurden neue Priechen aufgestellt und am 8. Sept. ward der Knopf auf dem Turm gesetzt. Die Fahne auf dem Knopf hatte Joh. Christoph Rößler anfertigen lassen. Der Altar mit Kanzel wurde 1728 auf Gemeindekosten aus einem Gemeindestück errichtet und die Kirche geweißt; 1729 wurden die Frauenstühle gesetzt; 1730 der Altar und die übrige Kirche gemalt und dafür nebst den beiden „Himmeln"  18 Thaler gegeben. Die Priechen und Frauenstühle hatten 16 Thaler gekostet. Endlich wurde 1733 noch eine Orgel angeschafft, so dass 1734 die feierliche Einweihung stattfinden konnte. Nach Pfarrer Wagners Bericht kostete der Bau beinahe 800 Gulden (= 2000 M.), wozu der Herzog einen Teil, 60 Thaler das Oberkonsistorium in Dresden und 69 ½ Gulden die Kirchenkasse beitrugen. Das übrige ist teils durch die Gemeinde, teils durch Sammlungen in der Umgebung aufgebracht. Außer dem Geldbeitrag hatte der Herzog auch noch einige Gnadeneichen bewilligt. Die Fronen hatte die Gemeinde zu leisten. Zur Erinnerung an den Bau ward die noch heutigen Tages vorhandene Sandsteintafel mit folgender Inschrift über der Kirchentür angebracht: "Durch die Gnade Gottes ist der heiligen Dreieinigkeit zu Ehren unter dem Großmütigen Oberhaupt des Kurfürstentums Sachsen Herrn Herrn Friedrich August, König in Polen und Kurfürsten sc. Sc. und dem durchlauchtigsten Landesfürsten und Herrn, Herrn Christian, Herzog zu Sachsen, Jülich sc. Sc. dieses Gotteshaus von Grund aus wieder erhoben worden durch die Direktion des damaligen Pfarrers Herrn M. Joh. Matthäi Wagners von Hoff aus dem Voigtlande und der aus der Gemeinde beigeordneten Baumeisters Elias Langens und Meister Hans Wilhelm Zahns Anno1721". Über der schwarzen Tafel befindet sich noch ein zweites Sandsteinstück in Form eines Bogens, der rechts und links in kräftigen Windungen endet. Innerhalb dieses erhabenen Bogens hebt sich auf tieferem Grunde ein Wappen mit zwei Feldern ab, das links drei verschlungene C, rechts zwei gekreuzte Schwerter zeigt. Es ist das Wappen des Landesherren Christian von Sachsen- Weißenfels.


'''c.)          Die Einweihung der umgebauten Kirche 1734 und jetziger Befund der Kirche'''


Wo während der langen, 13jährigen Bauzeit die Gemeinde ihre Gottesdienste feierte, vermag ich nicht zu sagen; wahrscheinlich ging sie bei der Mutterkirche in Weißenschirmbach zu Gaste. Endlich konnte am 1. Sonntag nach Trinitatis (27. Juni) 1734 die Einweihung erfolgen. Tags vorher ward mittags von 12 – 1 Uhr in 3 Zügen mit beiden Glocken geläutet. Am Sonntagvormittag läutete es um 9 zum ersten, um 10 zum zweitem und um 11 zu dritten Male. Beim dritten Läuten bewegte sich der feierliche Zug von Elias Langens Hause (jetzt Franz Trautmann), wo man sich versammelt hatte, unter Trompeten- und Paukenschall zur Kirche. Voran gingen die Schulkinder, vom Schulmeister und Katecheten geführt.[43] Dann folgte der Superintendent M. Speiser samt dem Amtmann Schubert aus Freyburg. Ersterer trug die neue, in roten Bande mit Silber beschlagene Agende, ein Geschenk des Landesherren.[44] Weiter gingen im Zuge der Kommissionsrat Wolff und Amtsverwalter Lefer, ebenfalls aus Freyburg; sodann die vier Pfarrer Wagner Weißenschirmbach, Fleischhauer KL. Wangen, Reidemeister Kl. Eichstädt und Ehrhard Steigra, die verschiedenen heiligen Geräte tragend; hierauf die Kirchväter und zum Schluss, immer 2 und zwei, die ganze Gemeinde. Der Zug sang das Lied: "Nun lob' mein Seel' den Herren". Der ganze Weg von Langen's Haus bis zur Kirchtür war mit Maien besteckt. Die gottesdienstliche Feier begann nach einem Orgelvorspiel mit dem Gesang „Komm, heiliger Geist, Herrgott". Dann hielt der Ortspfarrer die Liturgie. Vor und nach der Predigt (des Superintendenten ) ward die Feier durch eine geistliche Musikaufführung verherrlicht, wozu Pfarrer Wagner selbst den Text gedichtet und denselben wohl auch in Musik gesetzt hatte. Nicht wegen ihres dichterischen Wertes, sondern wegen ihres geschichtlichen Interesses seien die Verse, die je und je von eingelegten Psalmsprüchen unterbrochen waren, hier mitgeteilt:


'''Vor der Predigt:'''


„Wir rühmen und preisen

Mit dankbaren Weisen

Die himmlischen Gaben,

Welche die Kräfte

Zum Tempelgeschäfte

Geschenkt, gemehret, verherrlicht haben."


„Wir rühmen und ehren

Des Herzogs Vermehren

Und fürstliche Güte.

O göttliche Namen

Erhöret das Amen,

Und gläubige flehen aus treuem Gemüte"


„Der Herr hat erhöret

Und Gnade gewähret

Die Bitte der Armen.

Drum wirf auf und führe,

O Grockstädt, Paniere

Zum ewigen Ehren dem reichen Erbarmen."


'''Nach der Predigt:'''


„Das ist der Trost der Untertanen,

Wenn die Versicherung erfüllt,

Dass Gott den Hilfsweg pflegt dem Landeshaupt zu bahnen

Durch seiner Gnade starken Schild.

Die Hilfe, die er dem gewährt,

Der sie mit Zuversicht begehrt,

Sein Ohr erhört,

Sein Herz verspricht,

Das ist der Trost der Untertanen."


„Gott Lob, wir wissen's auch,

Wir find es kräftig überzeuget,

Dass Gott der Herr Herr

Sich zum Gebetsweihrauch

Auch unseres Gesalbten neiget.

Das innere Begehr,

Das aus der frommen Brust

Zu ihm in Himmel steiget,

Erhöret er.

Wir werden noch mit Herzenslust

An seiner Gnadenhilfe sehen,

Dass unser treuer Christian

Bis zu dem höchsten Alter kann

Im Fürstenwohlsein gehen.

Wir aber auch aufs neue

Mit brünstigen Gebet

Und unverrückter Treue

So, wie es uns zusteht,

Vor ihm zum Himmel eifrig flehen."


„Herr, vergilt die große Güte,

Die dein gesalbter uns getan,

Zeuch ihn mit Hilf' und Wohlfahrt an,

Mehre seine Lebensjahre,

Wie deinen Ruhm vermehret,

Erkür' so die Silberhaare,

Dass sein gnadenvoll Gemüte

Kein Verdruss hinfort beschwert.

Herr, hör, lass alles ihm reichlich zufließen,

Er läßet uns alles auch gnädig genießen."


Der Gottesdienst schließt mit dem Liede: „Nun danket alle Gott". In derselben Reihenfolge, wie man gekommen, ging es wieder nach Elias Langen's Hause zurück. Dort fand das Festmahl statt. Zu demselben hatte Herzog Christian auf Bitten des Pfarrers, „der bei Seiner Durchlaucht in großen Gnaden öfters bei Ihnen zur Tafel gewesen", ein Stück Wildbret und 4 Hasen reiche lassen. Der Ortspfarrer hatte außer der Kirchenmusik noch ein Gedicht, dass die Gottseligkeit die einzige Quelle der wahren Glückseligkeit sei, in Druck gegeben. Dies Gedicht kam wahrscheinlich beim Festmahle zur Verlesung. „Die Gemeinde hat sich 3 Tage fröhlich gemacht und den auswärtigen gegenwärtigen Leute 3 Tonnen Bier zum besten gegeben". Vor und nach dem Feste wurden der Kirche verschiedene Schenkungen gemacht, so vom Herzog außer der schon erwähnten Agende ein versilberter Abendsmahlkelch und eine Patene; von Andreas Brückwald, Einw. In Leipzig, eine zinnerne Abendmahlskanne mit den Anfangsbuchstaben seines Namens und der Jahreszahl 1734; von Margarethe Göpelin aus Kirchscheidungen, Haushälterin bei Elias Langen's Kinder, ein zinnerner Kelch und Patene; von Frau Ruth Raschin, einer „vornehmen und gottseligen Matrone" aus Merseburg, eine silberne Hostienschachtel, ¾ Mark und 1 Loth schwer, mit den Buchstaben E.C.R. 1735; von Andreas Neckens Eheweib ein blaues Taufkissen; von Anna Magdal. Wernerin, da sie in Merseburg gedient, ein Tüchlein mit silbernen Franzen; von der Schulmeisterin in Ziegelroda ein paar rote Altartüchlein. Sie alle wollten zur würdigen Ausstattung des erneuerten Gotteshauses etwas beitragen. Die eben angeführten heiligen Geräte sind heutigen Tages in Gebrauch.

Wie die Kirche bei der Einweihung aussah, wenigstens was das Äußere betrifft, so ist sie im wesentlichen bis heute geblieben. Werfen wir noch einen Blick auf dieselbe, so springen uns sofort ihre drei einzelnen, sich deutlich von einander abhebende Teile in die Augen: die alte Kapelle, der Turm, das Schiff. Über die erstere haben wir schon genügend verbreitet. Ob die alten Fenster erst 1721 oder schon früher zugemauert wurden, wissen wir nicht; ebenso wenig, ob in gen. Jahre oder früher Altar und Kanzel in den gotischen Bogen eingebaut sind. Wahrscheinlich ist, dass die Kanzel früher an der Ecke stand, wo die Südwand des Langhauses sich an den Turm anlehnt, während der Altar am ostende des Chores seinen Platz hatte. In die Südwand des Turmes wurde vermutlich erst 1721 das große Fenster eingebrochen, um dem jetzigen Altarraum mehr Licht zuzuführen. Oben erhielt der Turm außerdem noch 3 Schallöcher. Der etwas gedrungene Schieferaufsatz stammt wahrscheinlich auch aus dem Jahre 1721. Das Langhaus (fast 11m lang und 6¾m breit) hat 6 Fenster, je 2 auf der Süd- und Nordseite, ein kleines oben im Giebel und eines südwestlich ins Dach eingebaut. Sämtliche Fenster in Turm und Langhause sind oben flach gewölbt — es ist die geschmacklos Form, wie sie in der ersten Hälfe des vorherigen Jahrhunderts stehende Regel war. Die einzige, niedrige schmale Tür befindet sich in der Mitte der Südwand. Auch die innere Einrichtung, z. B. der Frauenstühle und der Emporen, wird bis auf Kleinigkeiten dieselbe geblieben sein.

Seit 1734 hat die Kirche wiederholt Reparaturen, aber nur in verhältnismäßig geringen Umfange erfahren. Die vorletzte hat im Sommer 1878 stattgefunden. In diesem Jahre wurde das ganze Innere gestrichen, Wände und Decke weiß, die Frauenstühle eichenfarbig, die Pfeiler und Emporen cremefarbig mit mattblauen und roten Abstrichen. Auch die Kanzel wurde neu gestrichen und vergoldet und der obere Orgelchor erweitert. Gründlicher ist die neueste Instandsetzung der Kirche, mit der man bereits im vorig. Herbste den Anfang gemacht hat, indem das Kirchedach umgedeckt, der obere Turm, der zum Teil noch Ziegelbedachung hatte, ganz mit Schiefer behangen und der schadhafte Triumphbogen mit einem eisernen Zuganker versehen ist. Die Hauptarbeiten wurden gleich nach Pfingsten dieses Jahres in Angriff genommen. Es sind im Wesentlichen folgende: Die Umfassungsmauer werden außen sorgfältig ausgefugt, innen neu abgeputzt und angestrichen. An Stelle der Backsteine wird der Fußboden des Mittelganges und Altarraumes mit Sandsteinplatten belegt. Frauenstühle und Sakristei erhalten neue Dielung. Zur Kanzel führt eine neue Treppe. Die Kirchentür wurde einflügelig und schlägt nach außen. Vor ihr wird ein Windfang angebracht. Die Westseite erhält einen zweiten Eingang. Alles Holzwerk wird neu mit Ölfarbe gestrichen. Der Kostenanschlag schließt mit 2700 M. ab, wovon 135 M. anstatt der Hand- und Spanndienste auf die Gemeinde allein verrechnet werden, während die Hauptsumme von der königl. Regierung als lastenpflichtigen Patron zu zwei Drittel (1700 M.) und von der Gemeinde zu einem Drittel (865 M.) gedeckt wird. Zu diesem Beitrage ist das fiskalische Patronat zum ersten Male herangezogen. Bei Gelegenheit der Kirchenreparatur schafft die Gemeinde eine Turmuhr, die einem längst gefühlten Bedürfnis abhilft, aus eigenen Mitteln an.


'''d.)           Die innere Ausstattung des Kirchengebäude. Die heiligen Geräte'''


Über den Altar- und Kanzeleinbau haben wir bereits gesprochen. Was derselbe auch schon vor 1728 bestanden habe, was nicht wahrscheinlich ist --- sein jetziges Aussehen verdankt er jedenfalls diesem Jahre; denn er ist ganz im Geschmack jener Zeit gehalten, ein echtes Kind des Barockstils. Der Altar ist in gen. Jahr neu aufgemauert, die Platte ist jedoch alt; denn sie zeigt noch das sog. Sepulerum der romanischen Altäre; d. h. eine rechteckige Vertiefung mit einem zylinderförmigen Loch in der Mitte zur Aufnahme eines Reliquienfläschchens. Gerade über dem Altar befindet sich die aus einem Sandsteinstück gearbeitete kelchförmige Kanzel mit folgenden Inschriften: Auf der Stirnseite ein dreifaches verschlungenes C mit dem Wahlspruch des Herzogs Christian: „ Christiani Corona Christus" (Christians ---bzw. des Christen ---- Krone Christus);[45] links: „Das Wort des Herrn bleibt ewiglich", Jefaj. 40,8; rechts: „Lass uns dein Wort finden; denn dasselbe dein Wort ist unseres Herzens Freude und Trost", Jrerm. 15,16. Beide Sprüche sind in lateinischer Sprache. Die Kanzel wird von schwarzen, maserierten Sandsteinplatten, die in einem vergoldeten Korinthischen Kapitell enden, rechts und links flankiert. Der Überbau, der mit einer Schale gekrönt ist, zeigt ein goldenes Kreuz in himmelblauem, gestirnten Grunde.


'''1.''' Der alte Taufstein, der eine ganze Kuh gekostet haben soll, liegt seit langen Jahren draußen an der Südwestecke der Kirche. Bis zum Jahre 1880 diente eine ebenso einfache wie unangemessene Vorrichtung als Tisch für das Taufbecken, nämlich eine bloße Klappe mit Fuß vor der einen Frauenstuhlreihe. Seitdem ist ein runder Tauftisch mit schwarzen Behang und Silbernranzen in Gebrauch. Das Taufbecken ist neu.


'''2.''' Eine Orgel hatte die alte Kirche nicht. Als man mit dem Neubau fertig war, verlangte man auch nach einer Orgel. Die Gemeinde verkaufte deswegen, um die nötigen Geldmittel zu gewinnen, im Herbst 1733 ein Stück Rain für 32 Taler und schaffte aus dem Erlös vom Orgelbaumeister Merker in Steigra eine Orgel (Positiv) mit 7 Registern an. Diese neue Orgel war ein rechtes Schmerzenskind der Gemeinde; denn sie erwies sich von Anfang an so schlecht, dass einer von den beiden begutachtenden Sachverständigen bemerkte, ein ordentlicher Meister könne ein solches untüchtiges Werk mit gutem Gewissen gar nicht verkaufen, „weil solche Stümperei einer Kirche mehr schädlich als nützlich sei. Dergleichen Positivchen sollte man vielmehr aus der Kirche herausreißen als hineinsetzen, indem bei vielen Heulen und falschen Dissonanzen die Gemeinde im Singen gar stark verwirrt wird". Das Werk sei auch alt und unmodern gebaut. Merker müsse es wieder zurücknehmen und das Geld herauszahlen. Indes der gewissenlose Orgelbaumeister war froh, dass er das schlechte Ding los war und wollte sich auf ein Zurücknehmen nicht verstehen. Die Grockstädter mussten es deswegen wohl oder übel behalten. Auf eine Erhöhung der Einweihungsfeierlichkeiten durch  „die neue Orgel" schien wenig zu rechnen sein; denn sie heulte, als sie über Pfingsten gespielt wurde, weil kein Register stand und die Tasten herunterfielen. Ob die Orgel in der Folgezeit gänzlich unbenutzt blieb, weiß ich nicht. Schließlich fand sich doch noch ein Käufer. Die Gemeinde Döcklitz ersteht das Werk 1751 für den halben Preis von 19 Gulden 4 Gr.. Das war eine schlechte Erfahrung! Erst 1785 wird die Orgelangelegenheit durch den Superintendenten wieder angeregt. Der Orgelbaumeister Krug aus Merseburg, der für Göritz eine neue Orgel gebaut und die alte mit 10 Registern angenommen hat, bietet letztere, nachdem er sie wieder in guten Zustand gebracht, der Gemeinde Grockstädt für 85 Taler zum Kaufe an. Dieselbe wird auch für den ausgedungenen Preis erstanden und am II. Weihnachtstage 1785 übergeben. Zwölf Taler durften zur Deckung der Kosten aus der Kirchenkasse genommen, das übrige musste von der Gemeinde aufgebracht werden. Diese alte Orgel hat der Gemeinde 100 Jahre gedient, bis sie gänzlich unbrauchbar geworden war und 1878 durch eine neue ersetzt wurde. Die neue Orgel mit 6 klingenden Stimmen und Pedalkoppel ist vom Orgelbaumeister Apel in Querfurt gebaut und hat 1500 M. gekostet. Bei der Einweihung nach Erneuerung der Kirche ließ sie am 12. Sonntage nach Trin., 8. Sep. 1878, zum ersten Male ihre Stimme erschallen.

Grockstädt hat nur zwei Glocken. Schon die Matrikel von 1575 erwähnt 2 kleine Glocken. Im Kirchenvis. =Prot. von 1671 lesen wir: „Obwohl zu Grockstädt noch eine Glocke von Nöten, so muss es doch, bis etwa eine Kollekte etwas zusammenbringt, damit anstehen." Ob eine von den beiden Glocken zersprungen ist, ob es sich um Anschaffung einer dritten Glocke handelt geht daraus nicht hervor. Die große Glocke (1080 M. taxiert) ist schon alt. Sie trägt in großen römischen Buchstaben die Inschrift: „Im Namen Gottes Anno MDCXV da gos mich Hieronymus Moerinck zu Erffurdt." Die kleine Glocke ist schon wiederholt umgegossen. Beim Trauerläuten für seine Majestät den verstorbenen Kaiser (Karl VI) 1740 zersprungen, erfolgte im Jahre 1750 durch den Glockengießer Joh. Georg Ulrich in Laucha ihr Umguss (Gewicht 2 Ztr. 20 Pfund). Am 12. Dezember desselben Jahres wurde sie wieder auf den Turm gebracht, worauf der Pfarrer Auerbach vom Altare aus eine Rede über die Erweckung der Christen durch die Glocken hielt. Im Jahre 1822 musste sie abermals umgegossen werden; sie erhielt die prosaische Aufschrift: „Aus Kosten der Gemeinde Grockstädt umgegossen von C. G. Zeitheim in Naumburg 1822." Endlich ist sie 1878 wiederum umgegossen und am 1. Pfingstfeiertage geweiht. Aufschrift: „Gott segne und schütze die Gemeinde Grockstädt. Umgegossen von den Gebrüder Ulrich in Laucha 1878." Ihr Wert ist veranschlagt auf 300 M.


'''3.''' Von den heiligen Geräten führen wir nur den Abendsmahlkelch, die Patene (Hostienteller) und Hostienschachtel an. Erstere beiden sind versilbert und vom Herzog Christian geschenkt. Der Kelch trägt am Fuß die Inschrift: Cum deo salus (Mit Gottes Heil). Den 27. Juni 1734. An der Wulst des Griffes steht in großen römischen Buchstaben geschrieben J E S U S. Der Rand der Patene hat die Inschrift: Christian, Herzog zu Sachsen. Den 27. Juni 1734. Beide Geräte zeigen außerdem ein eingegrabenes gleichschenkeliges Kreuz. Die Hostienschachtel ist von Silber, ein Geschenk der Frau Rätin Rasch in Schafstädt (E. C. R. 1735 auf der Unterseite des Bodens).


'''4'''. Der Kirchhof ist klein und wird unregelmäßig benutzt. Eine prächtige alte Linde schmückt ihn. Von älteren Grabsteinen sind nur noch drei aus dem vorigen Jahrhundert vorhanden. Bei Gelegenheit der Grundstückzusammenlegung ist ein morgen Land nördlich von der Schule für einen neuen Gottesacker ausgeworfen.


'''e.)     Pfarramt und Pfarrer der Grockstädter Kirche'''


Grockstädt ward ursprünglich wie auch Niederschmon vom Oberschmoner Pfarrer kirchlich versorgt. Da jedoch, wie das R.- Vis.- Prot. von 1539 angibt, letzterer „säumig" war, hat man beide Filiale zu einer eigenen Pfarre zusammengeschlagen. Wie lange Grockstädt Filial von Niederschmon war, ist unbekannt. Das angezog. Prot. bemerkt: „Jetzt haben sie keinen Pfarrer. Niederschmon wird durch den Pfarrer zu Oberschmon, Grockstädt durch den von Schirmbach bedient." Das Pfarramt zu Niederschmon wurde bald gänzlich aufgehoben[46] und  Grockstädt endgültig mit dem von Weißenschirmbach vereinigt. Schon im Vis.= Prot. von 1540 heißt es: „Niederschmon ist eine eigene Pfarre gewesen, weil aber ein gering Einkommen zu Ober- und Niederschmon, sind die 2 Pfarren zusammengeschlagen", während Grockstädt ebenda als Filial von Weißenschirmbach aufgeführt wird.[47] Bald 300 Jahre ist die geistliche Versorgung Grockstädt von Weißenschirmbach ausgegangen, bis es 1823 von letzterem abgetrennt und Kl- Eichstädt als Filial zugewiesen wurde. Dem Schirmbacher Pfarrer lag die Verpflichtung ob, alle Sonn- und Festtage das ganze Jahr hindurch in Grockstädt früh Gottesdienst zu halten und zwar anfänglich so, dass derselbe bereits um 7 Uhr aus war.[48] Diese frühe Stunde erinnert noch deutlich an die kath. Frühmesse. Im 17. Jahrhundert ward der Gottesdienst auf eine Stunde später verlegt, so dass er im Sommer um 7, im Winter um 8 Uhr seinen Anfang nehmen sollte (R. Vis. Prot. 1671). Alle vier Wochen war am Sonntag Abendmahl und am Abendmahltage nachmittags noch eine Vesperpredigt zu halten. An Wochengottesdiensten sollte von Fastnachten bis Martini jeden Freitag Kinderlehre (1575), seit der Visitation 1602 sogar wöchentlich im Filial eine Predigt gehalten werden. Die Matrikel von 1673 legt dem Pfarrer die Verpflichtung auf, außer an den gewöhnlichen Sonn- und Festtagen von Martini bis Ostern Buß- und Fastenpredigten zu tun, Fastenexamen mit Männern und Weibern zu verrichten[49] und junge Eheleute und Gevattern aus ihrem Katechismus zu examinieren. Seit 1626 hatte auch die Beichte nicht mehr in der Mutterkirche, sondern im Filial selbst stattzufinden. In der Gegenwart findet der Sonn- und Festtägliche Gottesdienst das ganze Jahr über um 8 Uhr statt. Die Nachmittagsbetstunden hält der Lehrer. Wochengottesdienste werden nur im Advent und in der Passionszeit Freitags gehalten.

Das Pfarreinkommen in Grockstädt ist gering. Ackerbesitz ist nicht vorhanden. Die früheren Naturalbezüge (jährlich 20 Scheffel Weizen, gegen 9 Sch. Roggen, das sog. Beichtkorn, weil der Weißenschirmbacher Pfarrer seit 1626 für diese Entschädigung nach dem Filial kam, um dort die Beichte abzuhalten, und ein Umgang Brot d. h. ein Brot aus jedem Hause zu 13 ½ Pfund = 1,24 M.) sind seit 1879 abgelöst. Die unerheblichen Geldeinkünfte können wir ganz übergehen. Was die Gebühren für kirchliche Handlungen betrifft, so seien hier einige Merkwürdigkeiten hervorgehoben. Die Sitte, welche noch heute in unseren Dörfern besteht und in Grockstädt kaum je außer Acht gelassen wird, den Pfarrer und Küster nach kirchlichen Handlungen „zur Mahlzeit" zu bitten, ist nicht guter Wille, sondern Pflicht. Pastor und Küster haben nach den alten Pfarr- Matrikeln von 1575, 1617 und 1673 das Recht, geladen oder dafür entschädigt zu werden. Ja bei Trauungen gab es nicht nur drei Tage die Mahlzeit „mit dem Weibe" und ein weißes Tuch, sondern auch für die vor der Trauung mit den Brautleuten vorzunehmende Prüfung aus dem Katechismus die sog. Brautsuppe, darin 8 Pfund Fleisch; ferner 1 ½ Kuchen, eine Schleifkanne Bier und ein halbes Brot. „Wird dem Pfarrer von Braut und Bräutigam in Begleitung von Musikanten ins Haus gebracht oder statt dessen entrichtet 16 [!] Groschen" (Matr.1673). Diese Sitte hat sich von allein und unentgeltlich abgelöst. Selbstverständlich waren außerdem noch bestimmte Geldgebühren zu entrichten.


'''Die Pfarrer von Grockstädt seit der Reformation'''


'''a.)           Weißenschirmbacher Pfarrer'''


'''1539''' Daniel Kramer[50]

'''1572''' Paulus Döring „Hat wegen seines ärgerlichen Lebenswandels Urlaub bekommen"[51]

'''1576''' am 28 August folgte diesem Wenzel Heseler<sup>51</sup>

'''?''' Balthasar Stein Hat die Konkordienformel unterschrieben[52]

'''?''' Nikolaus Beier von Tennstädt

'''1596''' Johann Schürer von Schneeberg, 1602 „seines Alters 46 Jahre, zu Leipzig studiert, 24 Jahre im Predigtamt, zu Schortau 19 Jahre und dieses Orts 5 Jahre")[53] Ist nach der Matr. 1617 noch dort

'''1622''' Friedrich Nikolai. Vorher Diaconus in Nebra kam 1645 nach Lodersleben, woselbst er 1649 starb[54]

'''1650''' Christian Höpner von Querfurt Ging nach Nemsdorf[55]

'''1655''' Joh. Martin Hebsacker von Hall in Schwaben, vorher Kleinwangen, kam 1670 nach Balgstädt

'''1670''' Samuel Heiderich von Weida starb 1691

'''1691''' Joh. Christian Kirsten aus Erdeborn, kam am 15. September 1699 in der Feuersbrunst, die auch das Pfarrhaus zum Teil zerstörte, ums Leben

'''1700''' Joh. Christoph Seiler aus Schmöllen im Altenburgischen, starb 1709 an Melancholie[56]

'''1709''' Magister Joh. Matthäus Wagner aus Hoff im Voigtlande, „War ein guter deutscher Poet und liest man von ihm im Druck ein Traktätchen „Kinderschule" genannt" starb 1739

'''1740''' Georg Ludolf Krehl aus Rötha in Weissenschen, geb. 1711, kam 1729 auf die Univ. Leipzig, war von 1732 – 1740 Hauslehrer in verschiedenen adeligen Häusern, starb 1746

'''1747''' Joh. Friedrich Auerbach, geb. 1720 zu Weißenfels, 1739 – 1743 Student in Leipzig, dann im Collegium Stemlerianum (Kandidatenstift) in Weißenfels. Schrieb: „Beweis, dass die Seele niemals, auch in dem tiefsten Schlafe, ohne Gedanken sei" (Lateinisch). „Beweis, dass nicht zwei wirkliche, von einander geschiedene Welten sein können, sondern notwendig durch ihre Verknüpfung ein Ganzes ausmachen müsste" (Deutsch) starb 1785

'''1785''' Karl Christian Litzkendorf aus Naumburg, kam 1795 nach Oberschmon

'''1795''' Joh. Friedrich Herbst aus Farnstädt, starb 1811

'''1812''' Heinrich Gottlieb Cramer, starb 1843 in Wählitz, Ephorie Weißenfels


'''b.)           Kleineichstädter Pfarrer'''

'''1823''' Joh. Gottlieb Rudolf Coith aus Chemnitz seit 1812 in Kleineichstädt, starb 1834

'''1834''' Gustav Ad. Wislicenus aus Battaune (bei Elenburg) 1841 nach Halle a/S. Lichtfreund 1846 seines Amtes entsetzt

'''1841''' Franz Friedrich Bischoff, 1852 nach Eisdorf, starb daselbst 1873

'''1853''' Christ. Aug. Moritz Ulrich aus Merseburg, starb in Kl. Eichstädt 1882

'''1882''' Karl Ferd. Max Könnecke aus Egeln




'''Kapitel 5'''

'''Die Schule'''

'''1.             Küsterei und Kleinkinderschule'''

Die allgemeine Volksschule ist eine Errungenschaft der Reformation. Freilich nicht jedes Dorf erhielt sofort nach Einführung der evang. Kirchenordnung eine Schule, sondern gewöhnlich nur das Pfarrdorf, dessen Küster die Unterweisung der Filialkinder mit zu besorgen hatte. Der Geburtstag der Grockstädter Schule fällt erst sehr spät, nämlich gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Bis dahin gingen die Schulkinder in die Schule des Pfarrortes Weißenschirmbach oder auch nicht. Das Richtighingehen wird wohl die Regel, das Hingehen die Ausnahme gewesen sein. Im Sommer von Walpurgis bis Michaelis fiel sowieso offiziell der Unterricht aus und im Winter gab es Regen- und Schneetage und grausam schlechte Wege, Grund genug für die meisten schulpflichtigen Kinder, daheim zubleiben und unbeschwert von allen Gedächtnisballast aufzuwachen. Bei Einführung der Reformation 1539 und 1540 war für Grockstädt gar kein besonderer Küster vorhanden, vielmehr besorgten die Nachbarn der Reihe nach die Küstereigeschäfte; es heißt deswegen im Vis.= Prot.: „Custodia vacat und Feind gehend Kirchner". Mit irgendwelchen Unterricht hatte sich bis dahin überhaupt der Küster nicht zu befassen. Als jedoch durch die Generalartikel 1557 die Küster in Kursachsen mit dem Unterricht der Jugend, wenn auch vorläufig noch in bedürftiger Form betraut wurden, musste man sich auch in Grockstädt nach einem besonderen Küster umsehen; man wählte selbstverständlich keinen anderen als den der Mutterkirche. So hatte der Weißenschirmbacher Kirchner seit dieser Zeit nicht nur bei den Gottesdiensten das Küsteramt zu versehen, sondern er kam auch in der Woche einmal nach Grockstädt, um Kinderlehre zu halten. Seit 1580, als in ganz Kursachsen, wenigsten in den Pfarrorten, Schulen eingerichtet waren, mussten die Kinder jedoch nach Weißenschirmbach in die Schule gehen. Wie unregelmäßig dies geschah, haben wir soeben bemerkt. Je mehr sich indes im Laufe der Zeit das Schulwesen entwickelt, desto mehr wurde von oben her darauf gedrückt, dass auch die Filialkinder in Betreff ihrer Schulbildung besser versorgt würden. Die Kirchenvisitation 1671 hatte auch bei Grockstädt hierauf ihr Augenmerk gerichtet. Man schlägt der Gemeinde vor, eine noch von dreißigjährigen Kriege her unbewohnte Hausstätte einem anzustellenden Glöckner zu übertragen und auch sonstige Mittel zu dessen Unterhaltung bereitzustellen. Ger Glöckner könne dann wegen der Entlegenheit der Hauptkirche gleich die Kinder im Winter unterrichten. Dem W.- schirmbacher Schulmeister solle der Ausfall anderweitig ersetzt werden. Bis dieser Vorschlag zur Ausführung kam, sind wohl noch einige Jahrzehnte hingegangen; denn erst 1695 scheint man mit der Sache Ernst gemacht zu haben. Am 16. November gen. Jahres sucht nämlich Pfarrer Kirsten beim Superintendenten die Genehmigung nach, dass ein Nikolaus König die Jugend im Filial Grockstädt unterrichten dürfe. Die Anstellung eines eigenen Lehrers sei hochnötig, da die Eltern ihre Kinder auch im Winter nicht nach Schirmbach zur Schule anhielten. Freilich weigerten sich etliche auch, ihre Kinder zum „Präceptor", womit der neue Grockstädter Lehrer gemeint ist, zu schicken, der Superintendent möchte es ihnen jedoch anbefehlen. Der Präceptor könne auch am Sonntagnachmittag Betstunde halten und das tägliche Läuten besorgen. Der Superintendent willigt unter folgenden Bedingungen ein: 1. wenn es nötig wäre(!) und die Kinder auch des Winters nicht in die Schule zu W.-schirmbach gehen könnten; 2. wenn der ordentliche Schulmeister damit zufrieden wäre; und 3. wenn nicht sonst noch Bedenken obwalten. König wird wirklich angestellt und damit ist die Grockstädter Kleinkinderschule ins Leben getreten.  Der neue Lehrer hatte die Kinder zu unterrichten, am Sonntagnachmittag Betstunde zu halten und die Glocken zu läuten. Im übrigen versah der W.- schirmbacher Schulmeister die Küstereigeschäfte, wofür er die früheren Einkünfte beibehielt. Da die Kleinkinderlehrer nur einen wahren Hungerlohn bezogen, so wechselten sie fast unaufhörlich. Meistens waren es Leinewebergesellen, die sich zum ersten Mal in der Schule umtaten. Was von den mangelhaften Leistungen der Lehrer jener Zeit im allgemeinen gilt, das trifft bei den Grockstädter „präceptoren" ganz besonders zu. – Seit der Umpfarrung von Grockstädt und Gölbitz versah über 2 Jahrzehnte (1823 – 1845) der Eichstädter Lehrer die Küstereigeschäfte. Indes waren schon seit 1830 ordnungsmäßig ausgebildete Lehrer in Grockstädt angestellt; es wurde nur eine passende Gelegenheit abgewartet, um die Küsterei von Eichstädt abzulösen und mit der Grockstädter Schulstelle zu vereinigen. Diese Gelegenheit bot sich dar beim Abgang des Lehrers Luft von Kleineichstädt im Jahre 1845. Seit dieser Zeit ist Küsterei und Schule in Grockstädt vereinigt, überhaupt die Grockstädter Schule zu einer Normalschule emporgehoben.



'''2.             Der Vermögensstand der Schule'''

'''a.)           Der Küsterei'''

Ländereien hatte der Küster gar nicht, sondern nur Naturalbezüge und Geldeinkünfte, nämlich nach der Matr. von 1575: 1 Schock Roggengarben, 1 Umgang  (23) Brote, ungefähr ein Mandel Eier auf Ostern, 1 Umgang Bratwürste, 6 Groschen aus der Kirchenkasse für ein paar Schuhe, „dass er mit dem Pfarrer geht", endlich ganz unerhebliche Gebühren für Amtshandlungen. Dafür musste der arme Teufel Sonntag für Sonntag und oftmals auch in der Woche das ganze Jahr über nach Grockstädt laufen. Unmittelbar vor der Abtrennung der Küsterei von Eichstädt waren das Garbenkorn auf 1½ Schock zu 7½ Taler abgeschätzt, die Brote auf 32 zu 7½ Ggr., die Eier auf ½ Schock = 5 Ggr., die 6 Gr. Schuhgeld auf 12 Groschen „salarium", heute 1,50 M. aus der Kirchenkasse, gestiegen; dafür ist aber trotz alles Widerspruchs des Schirmbacher Schulmeisters die Wurstabgabe im vorigen Jahrhundert verloren gegangen.





'''b.)           Der Vermögensstand der Kleinkinderschule'''


Auch der „Präceptor" hatte keine Ländereien. Im Jahre 1695 wird als Lohn nur freier Tisch und Wohnung angegeben, d. h. der Lehrer wurde Haus bei Haus nach gespeist; außerdem bezahlte jedes Kind noch wöchentlich 3 Pfennige Schulgeld. 1712 ist wenigstens noch ein Umgang Brod (24) hinzugekommen. Natürlich mussten die Kleinkinderlehrer Tagelöhnerarbeit neben den Unterricht verrichten, wenn sie nicht verhungern wollten. Es ist wahrhaft rührend, wie der alte Nebelung noch in unseren Jahrhundert seine traurige Lage in einem Brief an den Superintendenten beschreibt. Er hatte bis dahin (1825) der Gemeinde 44 Jahre lang als Kleinkinderlehrer treu gedient und zwar für folgendes Einkommen: 8 Scheffel querf. Maß Roggen, 32 Brote, 22 Taler Schulgeld und seit 1820 8 Taler paar aus der Gemeindekasse. Jetzt wollte ein dem alten Manne übelwollender Teil der Gemeinde das Schulgeld, welches durch Regierungsverfügung 1807 von 3 auf 6 Pfennige für jedes Kind wöchentlich erhöht war, wieder auf 3 Pfennige zurückschrauben und auf diese Weise dem Kleinkinderlehrer 11 Taler von seinem kargen Einkommen abschneiden. Nebelung schreibt: „Nur Übernahme von harter Tagelöhnerarbeit in der Zeit, wo wenig Schule gehalten wurde --  was sonst fast den ganzen Sommer hindurch der Fall war -- , konnte mir das fehlende kümmerlich ersetzen. Zur Zeit der Ernte bin ich sonst jedes Jahr zu einem entfernten Prediger gereist, um 6 Wochen hindurch dessen Getreide ums Lohn zubringen, und auch in meinem Wohnorte selbst habe ich ums Lohn geschnitten. Jetzt, wo die königl. hochlöbl. Regierung -- -- auf gesetzmäßiges Schulehalten im Sommer wie im  Winter mit Recht dringt,-- -- kann ich mit der alten, nur in Hinsicht auf den freien Gebrauch meiner Sommerzeit angenommenen Besoldung nicht mehr ausreichen." Auf dies Schreiben hin wird das Schulgeld auf jährlich 24 Taler festgesetzt. Aus der Schultabelle von 1828 bezeichnet sich Nebelung „als ein alter und armer Mann, der mit Leiden und Sorgen zu kämpfen hat und doch zuletzt ein Bettler werden muss". Nach seiner Versetzung in den Ruhestand 1829 findet sich trotzdem wieder ein Bewerber aus Barnstädt, der „mit dem wenigen Lohne" (30 Taler und Reihetisch) zufrieden sein will, da seine Frau ihr Brot mit Nähen und Waschen [!] verdient. Er ward jedoch nicht berücksichtig, sondern der erste seminarisch gebildete Lehrer angestellt. Das Einkommen wurde auf 60 Taler festgesetzt, dafür fiel aber der Reihetisch fort Die geringen Naturalbezüge blieben natürlich.

'''c.)           Der Vermögensstand der vereinigten Küsterei der Schule'''


Auch als beide Posten (des Küsters und Lehrers) vereinigt waren, reicht das Einkommen bei den gänzlich veränderten Zeitverhältnissen nicht hin und her. Der unwürdige, bettelhafte Singumgang zu Neujahr war schon seit Jahren abgeschafft und mit 6 M. entschädigt, dagegen ward das Küstereigarbenkorn bis zur Ablösung 1879 noch weiter gegeben. Die 8 Scheffel Roggen wurden jährlich mit 8 Talern paar bezahlt. Die Zinsbrote waren durch die Zusammenlegung beider Stellen auf 62 gestiegen (1879 jedes mit 1,24 M. abgelöst). Die übrigen Einkommenteile sind so unbedeutend, dass wir sie hier übergehen können. Bei Gelegenheit der Grundstückszusammenlegung ward der Schule noch der kleine, keilförmige Garten südwestlich vom Dorfe und ein Stück Acker von 3 Morgen an der Nebraer Chaussee zugelegt. Die Naturalbezüge sind bis auf die Eier (ungefähr 50 jährlich) 1879 mit rund 2823,50 M. abgelöst. Im Jahre 1857 wird das Einkommen mit 126 Talern, 1866 mit 162 Talern, 1872 mit 200 Talern abgeschätzt. Den Mehrbetrag, der über das alte Stelleneinkommen hinausreicht, musste die Gemeinde besonders aufbringen (1830: 30 Thaler, 1846: 60 Thaler, 1858: 93 Thaler, 1872: 132 Thaler). Seitdem ist die Stelle auf das Mindesteinkommen von 250 Taler und neuerdings auf 975 M erhöht, zu welcher Summe die Regierungshauptkasse jährlich 120 M. zuschießt. Seit 1888 ist die Erhebung des Schulgeldes durch Staatsgesetz in Fortfall gekommen, wofür die Gemeinde jährlich 500 M. aus Staatsmitteln erhält.



'''3.             Das Schulgebäude'''


Wohin das erste, wahrscheinlich ungemein dürftige Schulhaus gebaut wurde, ist mir nicht bekannt. Der alte Nebelung unterrichtete die Kinder in seinem eigenen, dem jetzigen Demme'sche Hause. Im Jahre 1830 baute man ganz in der Nähe der Kirche, wo jetzt teils freier Platz ist, teils der Südgiebel der Holbe'schen Scheune steht, ein neues Schulhaus. Leider richtete man es der Kostenersparnis halber nur für die kleinen Verhältnisse eines Kinderlehrers ein. In einem Gutachten über das neue Schulgebäude berichtet der Superintendent am 3. Juni 1831: Die Wohnung, namentlich die Kammer, sei sehr feucht; in der Schulstube, die immer geheizt werde, spüre man allerdings die Nässe nur im geringen Grade. Die Lage des Hauses sei sonst gut, nur liege es zu tief; daher die Nässe. Auch sei die Schulstube zu eng. Die Gemeinde hätte sogleich für eine ordentliche Lehrerwohnung sorgen sollen, aber sie glaube, für einen Kinderlehrer nicht mehr nötig zu haben. Auf den Boden im Giebel solle noch ein Stübchen angebracht werden. Das Haus hätte auch 2—3 Ellen höher werden müssen. Im übrigen habe es ein nettes Aussehen. Die Not in der Internistenwohnung[57] habe den Lehrer gedrängt, schon vor der Einweihung um Benutzung der neuen Schule zu bitten. Jene wäre eng und ungesund, gegen Kälte und Schnee  nicht genügend geschützt gewesen. Bald nach dem Abzuge des Lehrers sei ein großer Teil derselben eingestürzt. Unter solchen Umständen sah man von einer Einweihung des neuen Schulhauses gänzlich ab.

Die übel angebrachte Sparsamkeit im Neubau der Schule 1830 rächt sich sehr bald. Sofort nach der Abzweigung der Küsterei von Eichstädt verfügte die Regierung (10. Jan. 1846) den Neubau des Schulhauses, da es seinem Zwecke nicht mehr entspreche. Indes kam die Angelegenheit über zwei Anschläge, einen höheren und einen niederen, vorläufig nicht hinaus. Die Wirren des Jahres 1848 ließen die Bauangelegenheit gänzlich einschlafen. Erst 1857 kommt sie wieder in Fluss. Die Gemeinde erbietet sich, auf das alte Schulhaus ein Stockwerk aufzusetzen; die Regierung empfiehlt dagegen den Verkauf des alten Hauses und Neubau an einer geeigneten Stelle. Es kommt zum Neubau, allerdings nachdem die Sache erst einige Jahre verschleppt war, und an einer wenig geeigneten Stelle, nämlich am östlichen Ausgang des Dorfes, anstatt dass man in der Nähe der Kirche hätte bauen sollen. Obwohl der Bau des einstöckigen Häuschen im Jahre 1860  angefangen wurde, konnte die Einweihung erst am 5. Mai 1862 erfolgen, während das Stallgebäude im nächsten Jahre fertig gestellt und die Einfriedung des Hofes durch eine Mauer noch jahrelang  verschoben wurde. Die Einweihung ging in der Weise vor sich, dass man vom alten Schulhause feierlich Abschied nahm, worauf sich der Zug nach dem neuen hinbewegte. Dort wurde ein vom Lehrer Ehrenhaus gedichteter Choral gesungen und hierauf vom Pfarrer Ulrich die Weiherede gehalten. Nach Gebet und nochmaligen Gesang belustigten sich sodann die Kinder mit kindlichen Spielen. Das saubere, freundliche Häuschen mit seiner Tannenreihe an der Vorderseite macht übrigens einen recht netten Eindruck.


'''4.             Die Lehrer'''


Die Personalien der Weißenschirmbacher Küster sind mir nicht bekannt geworden. Auch über die Grockstädter Lehrer findet sich kein Verzeichnis vor. Eine Schulchronik gibt es erst seit den „Allgem. Bestimmungen" vom Jahre 1872. Ich habe deswegen die Namen und spärlichen Notizen mühsam aus den Superintendantur- und Pfarrakten sowie aus dem Kirchenbuche zusammentragen müssen. Es ist mir so ziemlich gelungen, die Reihe der Kinderlehrer ununterbrochen herzustellen.


'''1695''' Nikolaus König, kommt nach Göritz

'''1697''' Martin Macherauch, ein Schneidergesell

Um '''1700''' Andreas Eicher

'''1702''' Michael Flecher

'''1703''' Johann Petzoldt

'''vor 1712''' Christoph Mosebach, kommt 1712 nach Rothenberge bei Bernsdorf

'''1712''' Balthasar Gerbich aus Burgscheidungen

'''1715''' Andreas Hoffman aus Altenrode

Um '''1718''' Andreas Becker aus Schnellrode

Um '''1720''' wieder Balthasar Gerbich. Warum dieser mehrere Jahre, obwohl er in Grockstädt wohnen blieb, das Kinderlehramt nicht bekleidete, ist nicht ersichtlich

Um '''1727''' Joh. Jacob Mosebach

'''1728''' Christoph Zahn aus Grockstädt, kommt 1729 als Substitut nach Kl. Eichstädt

'''1729''' Samuel Hennigk aus Oberschmon, starb 1763 Besaß das jetzige Zernsdorfsche Gut

Um '''1764''' Joh. Georg Hennicke aus Grockstädt, besaß das jetzt Hirsch gehörende Grundstück, erscheint 1767 als Schulmeister in Döcklitz

Um '''1767''' Joh. Samuel Rödiger

Um '''1772''' Christian Wilh. Cyriakus Selle ist 1791 Schulmeister in Langeneichstädt

'''1781''' Joh. Hartmann Christian Benjamin Nebelung 1829 emeritiert, starb, 81 Jahre alt, 1843 als Nachbar in Grockstädt

'''1830''' Christian Teichmann aus Eisleben, Der erste seminarische gebildete Lehrer, Kam 1831 nach Kl. Eichstädt

'''1832''' Lehrer Wille aus Langensalza, vorher Schönfeld. Kam 1835 in die Gegend von Bitterfeld (mündliche Mitteilung)

'''1836''' Joh. Gottfried Weilepp aus Kalbitz

'''1840''' Karl Seidel aus Weißenschirmbach. Geht 1842 nach Wallrode

'''1842''' Karl Wilh. Hootz, geb.1817 in Halle. Lebte 1883 noch als emeritierter Lehrer in Querfurt

'''1844''' Wilh. Heinr. Finger aus Pörsten bei Weißenfels. 1846 nach Zeitz. Bis vor wenigen Jahren noch im Amte

'''1847''' Friedr. Gust. Fritsche. 1850 nach Kuckenburg seit 1861 in Obhausen= Petri. Feierte am 13. Juli d. J. sein 50jähriges Lehrer Jubiläum

'''1851''' Friedr. Aug. Penkert. 1853 nach Querfurt. Seit 1856 in Lodersleben

'''1853''' Friedr. Aug. Günther aus Starsiedel. Seit 1856 in Liederstädt

'''1857''' Rich. Guido Meusel. 1858 nach Staritz, jetzt in Querfurt

'''1858''' Joh. Gottfried Ehrenhauß aus Sietzsch., starb 1873 in Grockstädt

'''1874''' Julius Pippel aus Wennungen, 1877 nach Aschersleben

'''1877''' von Ostern bis Mich. Albrecht, entlassen

'''1878''' Karl Straube aus Nelben bei Könnern. Ende 1880 nach Bitterfeld, Jetzt Stößen. Von ihm erschien Schulkarten der Kreise Weißenfels, Querfurt und Bitterfeld mit Beiblatt

'''1881''' Otto Dimmler aus Schkölen. 1884 nach Nordhausen

'''1884''' Gustav Böhme aus Jüdendorf. 1887 nach Oberschmon (von Februar – April 1887 Richard Hermann, vorher Oberschmon)

'''1887''' Paul Reinecke aus Döcklitz. 1890 nach Erfurt

'''1890''' Friedrich Killge aus Granschütz bei Weißenfels

Infolge des geringen Einkommens ist die Stelle von Anfang an mit wenigen Ausnahmen einem beständigen Wechsel unterworfengewesen

Der weibliche Handarbeitsunterricht wird seit Michaelis 1877 durch Frau Anna Werner erteilt.



'''Kapitel 6'''

'''Chronik'''

'''Vor 500'''            Basinus, König des Thüringenreiches

'''Um 500'''            Hermannfried auf Burgscheidungen, König von Nordthüringen

'''531                  '''Eroberung von Burgscheidungen. Zusammenbruch des Thüringerreiches. Die Sachsen erhalten den Landstrich nördlich der Unstrut, darin auch Grockstädt, als Siegesbeute.

'''568'''                  Die Sachsen in Nordthüringen schließen sich den Longobarden auf ihrem Züge nach Italien an. In die von den Sachsen verlassen Sitze ziehen Schwaben, Hessen und Friesen (in Grockstädt Hessen) ein. Nach diesen eingewanderten Völkern heißen die Gaue, welche sie besiedelten, Schwabengau, Hessengau und Friesenfeld. Ihr Gebiet steht unter der Oberhoheit der Frankenkönige.

'''Zwischen 575 und 580            '''Die Sachsen kommen zurück und verlangen ihre alten Sitze, werden aber geschlagen, wahrscheinlich auf dem Schlachtfelde sowie am Schwabenhügel bei Merseburg.

'''Um 600'''            Die Slawen dringen bis in unsere Gegend vor.

'''640'''                  Herzog Radulf von Thüringen besiegt den Frankenkönig Siegbert auf der Steinsklebe bei Kleinwangen und macht dadurch sein Herzogtum von den Franken unabhängig.

'''724---732'''         Der Angelsachse Siegbert verkündet das Evangelium in unser Gegend.


Zu dem Bisherigen vergleiche :

Lippert, Zur ältesten Gesch. der Thüringer. Zeitschr.

            für thür. Gesch. 1884.

Größler, Professor Dr. in Eisleben, Bedeutung des Hersfelder Zehntverzeichnisses             Harzzeitschr. 1874

Größler   Die Binnengrenzung der Gaue Friesenfeld und Hessengau. Ebenda 1876.

'''„            ''' Die Besiedlung der Gaue Friesenfeld und Hessengau. Desgl. 1875

'''„            ''' Die Wüstungen der Gaue Fr. und H. Desgl. 1875 und 1878.

'''„'''             Die Sklavischen Ansiedlungen im Hessengau. Archiv für Sklavische              

              Philologie, B. 5, 1881.

'''„      '''       Der Name  der Gaue Suevon, Hessengau und Friesenfeld. Neue Witt.B. 17.

„               Die Einführung des Christentums in Friesenfeld und Hessengau. Neujahrsblätter der hist. Kommission der Prov. Sachsens 1883

Heine     Die alte Herrschaft Querfurt. Neue Mitt. B. 14, 1878

Jacobs   Gesch. der Provinz Sachsens


'''777'''                  Kaiser Karl der Große schenkt der Abtei Hersfeld in Hessen die Kapellen in Allstedt, Riestädt und Osterhausen samt den kirchlichen Zehnten im Friesenfeld und Hessengau. Wenck, Hessische Landesgesch. B. 3, S.11

'''777'''                  Albericus und Marcwardus, Gaugrafen über Hessengau und Friesenfeld Ebenda

'''814'''                  Gründung des Bistums Halberstadt und Eingliederung unserer Gegend in dasselbe v. Strombeck, Archidialkonat- Einteilung des Bistums Halberstadt. Zeitschr. Des Gesch. Ver. Für Niedersachsen, Hannover 1862

'''937'''                  Kaiser Otto I. schenkt dem freiweltlichen Stift in Quedlinburg 12 slawische Familien samt ihren Grundbesitz in der Mark Schmon Ab Er. S. 4

'''974'''                  Otto II. schenkt dem selben Stift von seinem Eigentum Schmon im Hessengau in der Grafschaft des Grafen Siegfried Ab Er. S. 16

'''979'''                  Otto II. tauscht von Hersfeld den Zehnten in einem Teile des Hessengaues und Friesenfeldes ein und schenkt ihn dem Kloster Memleben, Schmidt, Urkd. Des Hochstifts Halberstadt, B. 1, S. 21

'''1016'''                Das Kloster Memleben verliert seine Diöcasan- gewalt. Streit über den  Zehnten im Friesenfeld und Hessengau zwischen den Bischof von Halberstadt und dem Abte von Hersfeld. Schmidt, Hochst. Halberst.

'''1036'''                Der fränkische Gaugraf Ludwig der Bärtige erwirbt Grundbesitz an der unteren Unstrut

'''Um 1090'''          Dessen Sohn Ludwig der Springer erbaut die Neuenburg und gründet an ihrem Fuße die Stadt Freyburg. Nebe, Stadt Freyb. Harzzeitschr. 1886 S. 94

'''1133 – 34'''         Der oben erwähnte Zehnte wird durch die Mainzer Synode sowie durch kaiserliche und päpstliche Bestätigung der Abtei Hersfeld zugewiesen. Schmidt, Hochst. Halberst. I, S. 143

'''1179'''                Die bisherigen Gaugrafen über den Hessengau, die sächsischen Pfalzgrafen aus dem Hause Sommerschenburg, sterben aus

'''1180'''                Die thür. Landgrafen erhalten einen Teil des Hessengaues, darin auch Grockstädt, als kaiserliches Lehen

'''1247'''                starb der letzte thür. Landgraf Heinrich Raspe

'''1263'''                Die Landgrafschaft Thüringen fällt nach 7jährigem Kriege an Heinrich den Erlauchten aus dem Hause Wettin. Zu dieser und den vorigen Angaben vergl. Jacobs, Gesch. der Provinz Sachsen

'''1327'''                Grockstädt mit 10 Hufen und Höfen zum Tafelgut der Stifts- Äbtissin in Quedlinburg gehörig Ab Er. S. 410

'''1338'''                Brun, Edler Herr von Querfurt auf Vitzenburg, schenkt der St. Marienkirche in Eilwardesdorf ½ Hufe in Grockstädt, die jährlich einen Viertung zinst und bisher an den Querfurter Ministerialen Herbord von Gleina verlehnt war. Ludew. Rel. B. 1, S. 342

'''1352'''                15. Juni 3 Viertung von einer Hufe zu Schyme (Kymen) und ½ Viertung von ½ Hufe zu Grockstädt fallen nach dem Tode Tylens, Pfarrer zu Vitzenburg, an das Gotteshaus zu Schermbeke (Schirmbach). Haupt- Staats- Arch. Dresden

'''1423'''                das Haus Wettin erhält die sächsische Kurwürde, Thüringen Zubehör des Kurfürstentums Sachsen

'''1454'''                Die Gebrüder Ernst und Werner von Amsdorf verkaufen auf Wiederkauf für 200 Gulden an Henze von Smahen (Schmon) Zinsen in Barnstädt, Göritz, Spielberg, Eichstädt, Oberschmon, Grockstädt, Schirmbach, Querfurt und Döcklitz. In Grockstädt zinst Hans Zweyme 11 neue Groschen. H.- Staats- Archiv Dresden

'''1481'''                Brun von Querfurt erhält die Vogtei über das Quedlinburger Stift und die Dörfer Obern- und Niederschmon, Grockstädt, Liederstädt, Schirmbach und Tzickern. Ab Er. S. 828

'''1485'''                Bei der Teilung Sachsens kommt der Landstrich an der Unstrut an die Albertinische (herzogliche) Linie

'''1496'''                Hans von Selmenitz II. kauft nach dem Aussterbens der Edlen von Querfurt von Hans von Minkwitz auf Sonnenwald die 4 Dörfer Ober-, Niederschmon, Grockstädt und Spielberg mit allem Zubehör samt 60 Acker Holzmarken für 6000 rheinische Flurin, welche Dörfer vormals den Herrn von Querfurt eigentümlich gehört und zuständig gewesen und nach Absterben derselbigen der Äbtissin zu Quedlinburg anheimgefallen; welche Äbtissin sowohl den Ritter Heinrich von Minckwitz als Friedrich von Witzleben damit aus Gnaden beliehen, welche Dorfschaften der v. Minckwitz allein an sich gebracht hat. Kreysig, Beitr. B. 2, S 76 ff.

'''1498'''                Herzog Georg von Sachsen als Bevollmächtigter seines Vaters erhält von der Äbtissin zu Quedlinburg Ober- und Niederschmon, Grockstädt, Liederstädt, Schirmbach und Tzickern zu Lehen ausgenommen Geld. Und Naturalzinsen. Ab Er. S. 856

'''1501'''                Herzog Georg von Sachsen verschreibt seiner Gemahlin Barbara, geb. Königstochter aus Polen, zum Leibgedinge Schloss und Stadt Freyburg samt den Gütern Ober- und Niederschmon, Spielberg, Grockstädt, Griesstädt und Karsdorf, welche vordem von Querfurt durch Anfall und von der Äbtissin Hedwig zu Quedlinburg und Bischof Tilo von Merseburg durch Kauf und Tausch an ihn gekommen sind. H. St. Arch. Dresden

'''1526'''                Grockstädt wird in Geldstrafe genommen, weil verschiedene seiner Bewohner bei der Zerstörung des Klosters Eilwardsdorf (zwischen Querfurt und Leimbach) während des Bauernaufruhres im Mai 1525 mitgeholfen haben. Seydemann, Bauernkrieg in Thür. Neue Mitt. B. 14, Jahrg. 1878

'''1539'''                Herzog Georg Stirbt. Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen. Grockstädt wird von Niederschmon abgetrennt und als Filial nach Weißenschirmbach gewiesen

'''1547'''                Die Albertinische (herzogliche) Linie erhält nach der Schlacht bei Mühlberg den Kurhut. Der Thüringerkreis gehört seitdem zu Kursachsen

'''1560'''                Gründung der Superintendantur Freyburg und Umlegung unserer Gemeinden von Weißenfels zu Freyburg

'''1618'''                Anfang des 30jährigen Krieges

'''1626'''                Die Beichte für die Grockstädter wird von Schirmbach nach Grockstädt verlegt. Großes Sterben an der Pest

'''1631'''                Ende Mai und im Juli Plünderung unserer Gegend durch Tillnsches Kriegsvolk

'''1632'''                Anfang November vor der Schlacht bei Lützen Pappenheim'sche Plünderung

'''1635'''                im Frühjahr und Herbst Plünderung durch die Schweden unter Baner. Das Dorf wird von Jahr zu Jahr immer mehr durch den Krieg erschöpft.

'''1648'''                Ende des Krieges

'''1656 – 1746''' Grockstädt unter den Herzögen von Sachsen- Weißenfels

'''1681 – 83'''     Pest

'''1695'''                Errichtung der Grockstädter- Kleinkinderschule

'''1713'''                am Andreastage ist bei Andreas Metzen Feuer ausgekommen. Es brannte das seinige nebst dem Großmann'schen Hause ab

'''1715'''                6. August ertrank ein Mägdlein von 9 – 10 Jahren, Namens Marie Elisabeth Grünebergerin, im Born bei Meister Barthol Zahns Ecke, da sie Wasser in einem Melkfasse holen wollte

'''1721'''                Kirchbau zu Grockstädt

'''1734'''                Einweihung der neuen Kirche

'''1735'''                war bei einem großen Gewitter im Juli infolge des Regens, der von abends 6 bis 12 Uhr mitternachts andauerte, eine große Wasserflut, die in Grockstädt unter und über dem Bache etliche Häuser und Scheunen eingespült, in Gölbitz das Hirtenhaus, in Schirmbach das Brauhaus, in Pretitz die untere Mühle und in Liederstädt mehr als 20 Gebäude, das Brauhaus aber daselbst von Grund aus weggespült nebst allen Wänden

'''1785'''                Grockstädt erhält eine Orgel

'''1806'''                13. und 16. Oktober. Französische Truppen brandschatzen die hiesige Gegend. Desgleichen 1813 nach der Leipziger Schlacht

'''1815'''                22. Mai König Friedrich August zu Sachsen erlässt einen Abschied an den der Krone Preußen zufallenden Teil seines Landes, zu dem auch unsere Dörfer gehören

'''1815'''                3. August, als am Geburtstage des König Friedr. Wilhelm III. von Preußen, Erbhuldigung der von Sachsen an Preußen abgetretenen Landesteile. Huldigungstext für sämtliche Kirchen 1. Petri 2,17: „Tut Ehre Jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehret den König."

'''1816'''                1. Oktober Der jetzige landrätliche Kreis Querfurt wird gebildet

'''1817'''                31. Oktober 300jähriges Reformationsjubelfest. Einführung der Union, d. h. Vereinigung der ev. Luth. Und ev. Reformierten Kirche in Preußen. Neue Agende

'''1823'''                Umpfarrung Grockstädts von Weißenschirmbach nach Kleineichstädt

'''1830'''                Neubau der Schule neben den Gottesacker

'''1831'''                Grockstädt und andere Orte werden von der Superintendantur Freyburg abgezweigt und Querfurt zugelegt

'''1845'''                Vereinigung der Grockstädter Schule mit der Küsterei

'''1854'''                Einführung des neuen Berliner für das alte Naumburger Gesangbuch

'''1856'''                Neuordnung der Flur infolge der Separation

'''1862'''                Einweihung des neuen Schulhauses am östlichen Ausgang des Dorfes

'''1866'''                nehmen aus Grockstädt am deutsch- österr. Kriege Teil: 1. Unteroffizier im Inf.-Reg. Nr.31 Ernst Trautmann, am 26. Juni im Nachtgefecht bei Podol am Fuße verwundet. 2. Jäger Gustav Zernsdorf. 3. Trainsoldat Wilhelm Dolge

'''1868'''                Erbauung der Brücke über dem Bach und Aufschüttung der Straße

'''1870/71'''            nimmt am französischen Feldzuge teil Inf. August Störr. Unteroffizier Ernst Trautmann während des Krieges nach Torgau eingezogen

'''1878'''                Kirchenreparatur und neue Orgel

'''1879'''                Ablösung der kirchlichen Reallasten

'''1891'''                Pfingsten Einführung des sächsischen Provinzial- Gesangbuches



'''Nachtrag'''


Als vorstehende Arbeit bereits abgedruckt wurde, machte mich Herr Professor Dr. Größler in Eisleben darauf aufmerksam, dass das Brokenstede in einer Urkunde bei ab Erath S. 99 f. höchst wahrscheinlich ein Schreibfehler und gemäß seiner Stellung zu den übrigen dort genannten Ortschaften als Grockstädt zu lesen ist. In dieser Urkunde vom 19. Oktober 1179 bestätigt Papst Alexander III. dem St. Wipertikloster in Quedlinburg seine Vorrechte, insbesondere das Patronatrecht über die Kirchen Sman und Letenstede, Ekstede und Brokenstede (Schmon und Liederstädt, Eichstädt und Brokenstedt). Ist die Vermutung, die sehr viel für sich hat, richtig, dass dieses Brokenstedt unser Grockstädt ist, dann fällt die erste urkundliche Erwähnung Grockstädts und seiner Kirche (bzw. Kapelle) bereits in das Jahr 1179.

Da in den früheren Kapiteln wiederholt vom Wipertikloster und freiweltlichen Stift in Quedlinburg die Rede ist, so lassen wir über beide noch einige Mitteilungen folgen

Das Kloster St. Wiperti in Quedlinburg, um 841 vom Bischof Haimo von Halberstadt gegründet, war ein Mannskloster, anfänglich dem Benediktiner seit 1148 dem Prämonstratenfer- Orden angehörig. Schutzpatron war der uns aus dem Einleitungskapitel her bekannte H. Wigbert. Der reiche Grundbesitz (allein 70 Hufen Acker, darunter mehrere in der Kleineichstädter Flur[58] verleitete die Mönche zu solchen ungeistlichen Leben, dass 1277 dagegen eingeschritten werden musste. Infolge dieses ungeistlichen Lebens, schlechter Wirtschaft und äußerer Gewalttaten durch die Bürger von Quedlinburg geriet das Kloster immer mehr in Verfall, so dass es eine Besitzung nach der anderen verkaufen musste. In der Reformationszeit ist es aufgehoben. Seitdem ist es ein Vorwerk.[59]

Das freiweltliche Stift zu Quedlinburg, eine Gründung Kaiser Heinrichs I. im Jahre 935, war ein Benediktiner- Nonnenkloster für den höchsten Adel und mit ungewöhnlichen Vorrechten (z.B. auch dem, dass die Konventualinnen gegen die sonstige Ordensregel wieder in die Welt zurücktreten durften, daher der Name freiweltlich) sowie großen Reichtümern ausgestattet. Das Stift bestand zwar weiter, aber verkümmerte, bis 1802 aufgehoben wurde.[60]

Zum Schluß bemerke ich noch, dass ich den geschichtlichen Stoff der beiden letzten Jahrhunderte, wo nicht anders angegeben, den Aufzeichnungen im hiesigen Pfarrarchiv und den Querfurter Superintendanturakten, welch letztere durchzusehen mir Herr Superintendent Schirlitz- Querfurt freundlich gestattete, entnommen habe.
<br />

= Anhang =
<br />

= Die Hausstätten des Dorfes =


In einem Anhange lassen wir noch eine Übersicht über sämtliche Hausstätten Grockstädts folgen, indem wir, soweit es möglich ist, zugleich die früheren Besitzer anführen.[61] Wir beginnen mit der Aufzählung am nordwestlichen Ende des Dorfes, schreiten Haus für Haus nach Osten vorwärts und nehmen dann die Gehöfte südlich der Hauptstraße von Ost nach West. Die öffentlichen Gebäude bleiben hier unberücksichtig. Die durch einen Strich getrennten Zahlen geben in Morgen und Quadratruthen an, wie viel Acker nach geschehener Grundstückzusammenlegung jedem Gehöft bzw. den verschiedenen Gliedern einer Familie zusammen zugewiesen wurde. Die Jahreszahlen der Inschriften beziehen sich auf den Neubau der betreffenden Gebäude.

                                                                                                                           

# Anspanngut. Voigt, 60 – 32, Familie aus Spielberg, ungefähr seit 1740 in Grockstädt und in demselben Hause. Jetzt Gotthilf Voigt Haustür G.V. 1840
# Illgen, 3 – 29, Im 18. Jahrhundert Fam. Werner, seit Anfang dieses Jahrh. Gottfr. Voigt, dann Christian Hendrich, 1855 Schwiegersohn Sam. Illgen (aus 21), jetzt S. Maurer Otto Illgen
# Sam. Werner, 8 – 145, Im vorigen Jahrhundert Fam. Ehrich, in diesem Andr. Schauseil, Handarbeiter Adam Tag, verehel. Hilpert, Maurer Gust. Werner, Jetzt Ansp. Sam. Werner als Drescherhaus
# Anspg. Holbe, 127 – 2, 16. – 19. Jahrh. Fam. Körner, Schon 1575 Klemens Körner. Ob in diesem Hause? Die Witwe Marie Elisabeth K. geb. Necke nimmt, da sie keine leiblichen Erben hat, ihren Brudersohn Joh. Chrph. Necke in das Gut ein, wohl seit dessen Vermählung 1815. S. Heinr. N. Seit 1887 Schwiegersohn Theod. Holbe aus Altenrode, Haustür H. Necke 1852, Hausgiebel H. N. 1856, Scheunengiebel H.N. 1863
# Anspanng. Franz Trautmann 181 – 6, Im 18. und Anfang des 19. Jahrh. Fam. Lange. Dann Wilh. Trautmann aus Spielberg starb 1880. 1863 S. Franz Trautmann
# Ansp. Zernsdorf. 107 – 59. 18. Jahrhundert Fam. Henning, 1796 Joh. Gottfr. Zernsdorf aus Gölbitz durch Einheiratung. Dann S. Sam., jetzt S. Alb. Zernsdorf. Wetterfahne der Scheune A. Z. 1869
# Hintersättlergut, jetzt wüst, bzw. zu 6 gehörig. 14 – 53. 1575 Erhard Meusel. 1746 Chrph. Rößler. 1780 Andr. Großmann. 1803 durch Einheiratung Stellmacher Elias Bieling aus Unterschmon. S. Stellm. Gottfr. Bieling. Verkauft an Zernsdorf
# Zänker. 5 – 30. In diesem Jahrhundert Hendrich, Maurer Schauseil, Dav. Staudte, Leinew. Meier. Jetzt Zimmermann Gust. Zänker aus Kleineichstädt Scheune E. Z. 1886
# Pille. 4 – 51. 18. – 19. Jahrh. Fam. Dienert, dann Böttcher, Becher, Handelsmann Karl Wolff, zog nach Spielberg. 1892 Schuhm. Karl Pille aus Barnstädt
# Früher Hintersättlerg. – Rabes. 25 – 169. In diesem Jahrh. Joh. Sam. Trautmann (aus 25), S. Gottfr. Trautmann, Hutmann Aug. Störr. 1878 Schäfer Chrph. Stolle aus Tilleda, voher in Reinsdorf, zog nach Bottendorf. 1891 Franz Rabes aus Spielberg, vorher Niederschmon. Haustür anno 1736. Scheune neu 1892
# Neuanbau. Wilh. Trautmann gehörig. Haustür W.T. 1889 (ausgebaut)
# Hintersgut. Henße. 33 – 22. Voriges und Anfang diese Jahrhunderts Fam. Ringleib. 1836 Chrph. 1850 S. Wilh. Henße. Siehe 14. Haustür W. H. 1868
# Wüste Hausstätte, jetzt zu 12 gehörig. Bis zur zweiten Hälfte diese Jahrhunderts Stahr
# Hennicke. 2 – 162. 1815 Chrph. Henße aus Spielberg. Siedelt nach 12 über. 1836 Handarbeiter Christian Schütze aus Oberschmon. Schws. Kloß. Jetzt dessen Witwe Emilie geb. Schütze, verehel. Karl Hennicke
# Anspgut. Samuel Werner. 92 – 38. Voriges und Anfang dieses Jahrh., Fam. Schwendler. 1820 heiratet Joh. Sam. Werner aus Spielberg die Witwe Schwendler. Jetzt dessen Sohn Samuel Werner.
# Bieling. 8 – 60. Fam. Schwendler. 1880 Maurer Alb. Bieling aus Grockstädt durch Einheiratung
# Hirsch. 3 – 79. 1747 Hans Nickel Werner. 1765 Präceptor Hennicke. Dann Schneider Dav. Gessarth. 1803 Ehrhardt, 1859 Joh. Rosine Ehrhardt, verehel. Handarb. Adolf Hirsch. Jetzt deren Wittwer (aus Raschwitz)
# Gasthof. Rothe. 2 – 173. In diesem Jahrhundert Loth, Hecker, Föhrich, Nolze, Dolge. Jetzt Freidrich Rothe, vorher Gerstewitz
# Demme. 3 – 95. In diesem Jarh. Kinderlehrer Nebelung, 1843 Adoptivsohn Schuhm. Gottlieb Fischer, jetzt vereh. Maurer Friedrich Demme geb. Fischer.
# Maurer Friedr. Werner. 3 – 121. Alte Grockstädter Familie. 20 <sup>b</sup> neuer Einbau. Demselben gehörig
# Ludwig Illgen. 6 – 134. 18. Jahrh. Fam. Dienert, dann Böttcher Christian Franke. 1779 Schws. Joh. Sam. Illgen aus Spielberg. Seitdem in Besitz dieser Familie
# Anspanngut. Ernst Werner. 56 – 66. Seit Jahrhunderten in Besitz ein und derselben Familie. Eigentümlicher Familienvorname Christian; seit 1691 fünf diese Namens und nur ein Samuel Besitzer des Grundstücks. Jetzt Ernst Werner
# Hintersgut. Großmann. 36 – 77. Seit Ende des 17. Jahrh. In Grockstädt. Scheuen: Wer Gott vertraut, hat wohlgebaut. F.G. 1869 Wohnhaus 1888
# Hennicke 7 – 11. Gottlieb Lange. Dann Handarb. Gottlieb Hennicke aus Rothenberge. Starb 1891, seine Witwe 1892
# Hintersättlgut. Friedrich Trautmann. 41 – 21 Böttcher Sam. Trautmann aus Spielberg, seit 1790 in Grockstädt starb 1835. S. August starb 1875. Jetzt S. Ortsrichter Friedrich Trautmann Hausgiebel F.T. 1874
# Wüste Hausstätte, früher Anspanngut. 17 - . im 19. Jahrh. Fam. Necke. Joh. Chrph. Necke siedelt 1815 nach 4. über. Jetzt Garten zu 4 gehörig
# Maurer Gust. Werner. 11 – 47. Eingeheiratet. Stammt aus 20. Vorher Andr. Loth. Haustür Friedrich Necke 1830, Zweistöckiger Neubau 1892
# Wüste Hausstätte zwischen 27 und 29, jetzt Zernsdorfs Garten
# Hintersättlg. Zahn. 26 – 77. Fam. Seit 17. Jahrh. In demselben Hause, fast alle Schneider. Jetzt Otto Zahn.
# Wüste Haustätte, jetzt Garten von 29. Bis 1815 Straubel
# Altes Nachbarhaus, jetzt Holbe. Vorher Elias Werner, dann Hutmann Kaiser. 2 – 65. Daneben
# Neuanbau in den 1840er Jahren durch Handarb. Samuel Werner, jetzt dessen Sohn Maurer Karl Werner „am Teiche"


Als Gemeindehäuser führen wir noch an das Spritzenhaus, das zugleich als Back- und Armenhaus dient, Werner am Teich gegenüber, und die frühere Malzdarre links am Eingang des Dorfes, eine Hütte, jetzt außer Gebrauch.



<br />
----[1] (Ausführlich habe ich diese geschichtlichen Vorgänge behandelt im Querfurter Kreisblatt, Februar 1885)

[2] (Vergleiche kurze Geschichte der sächsischen Pfalzgrafschaft.)

[3] (968 – 981 zum Bistum Merseburg)

[4] (mit dem das Friesenfeld verschmolzen war)

[5] (Hartingau =Harzgau, Darlingau, auch Thorlingau, erinnert an eine andere Stammform der Thüringer, die uns in den Ostmarken des Reiches in älterer Zeit als Thurilinge begegnen (Größler). Balsamgau vom Flüsschen Balsam in der Altmark)

[6] (Siehe den politischen Teil der Einleitung. Nicht zu verwechseln mit Kursachsen, das die Wiege der Reformation war und erst im Schmalkaldischen Kriege Kurwürde und Land an das Herzogtum Sachsen abtreten musste.)

[7] (Ab Erath, Cod.dipl. Quedl. S. 410)

[8] (Ludew. Rel. B.1, S. 341. Ein Viertung ist ¼ Mark. Die alte Mark hatte jedoch einen viel höheren Wert als die jetzige. Eilwardsdorf müsste Dorf zwischen Thaldorf und Leimbach). Ferner verkaufte Gebhard, Edler Herr zu Querfurt, 1352 Zinsen zu Grokstede. (Harzzeitschr. 1874, S.147)

[9] (Ab Er. S.828)

[10] (Andere Formen desselben Namens, nur Latinisiert, sind Croccus, Chroccus und Cruccus(Größler))

[11] (Heinrich I. 919 – 936 Otto I. (der Große) 936 – 973 Otto II. 973 - )83 Otto III. 983 – 1002 Heinrich II. 1002 – 1024)

[12] (Ab Er. S.410 Ackerbesitz von ½ Hufe an)

[13] (Siehe S. 14 –15)

[14] (War Pfarrer in KL. Eichstedt)

[15] (Das Hirtenhaus stand am östlichen Ausgang des Dorfes, wo jetzt die Schule ist)

[16] (Ab Er. S.410)

[17] (Die beiden letzteren Posten werden später nicht mehr erwähnt, vielleicht dafür Eier)

[18] (Nach der Separationskarte. Für die Ausdeutung der Namen bin ich Herrn Oberlehrer Professor Dr. Größler in Eisleben zu großen Dank verpflichtet)

[19] (Ab Er. S.7)

[20] (Naumann, Zur Gesch. Der Parochie Schnellroda- Albersroda)

[21] (Vergl. Den „breiten Saal" im Ziegelrodaer Forst)

[22] (Größler, Harzzeitschr. 1875 S.400)

[23] ( Ab Er. S. 4)

[24] (Ab Er. S. 7)

[25] (Ebenda S. 16)

[26] (Außer in der Mark Schmon hatten die Sachsenkaiser Besitzungen in Albersroda, Kalzendorf, Gleina, Kl.- Eichstädt, Oechlitz, Schmirma, Karsdorf, Pödelist, Steigra, Schnellroda, wie aus dem Freyb. Erbbuch 1589 hervorgeht, da sämtliche genannte Ortschaften an das Quedl. Stift Zinsen zu entrichten hatten, die wohl nur von den Sachsenkaisern letzteren überwiesen sein konnten)

[27] (Ab Er. S. 410)

[28] (wüstes Dorf zwischen Weißenschirmbach und Pretitz)

[29] (Ab Er. S. 828)

[30] (Ab Er. S. 410. „Auch hatten beide Brüder Albrecht und Ekhard von Schmon ein Ueltestthum (Eldesdom) von der Äbtissin zu Lehen; das wollte sie lassen den Herren von Querfurt")

[31] (Heine, Die alte Herrschaft Querfurt, Neue Mitth. 1878 S. 135 ff.)

[32] (Nach Jovius, „Genealogie derer von Selmenitz" (Kreyfig, Beitr. B. II, S. 76 ff.) kauft Hans von Selmenitz 1496 nach dem Erlöschen der Herren von Querfurt von Hans von Minckwitz auf Sonnenwald die 4 Dörfer Oberschmon, Niederschmon, Grockstädt und Spielberg mit allen Zubehör, Ober- und Niedergerichten, samt 60 Acker Holzmarken für 6000 rhein. Flurn, welche Dörfer vormals den Herren von Querfurt eigentümlich gehört und zuständig gewesen und nach Absterben derselbigen der Äbtissin zu Quedlinburg anheimgefallen, welche Äbtissin sowohl den Ritter Heinrich von Minckwitz als Friedrich von Witzleben damit aus Gnaden beliehen, welche Dorfschaften nochmals der von Minckwitz allein an sich gebracht. Wie diese Angabe von Jovius mit den Urkunden bei Ab Er. In Einklang zu bringen ist, vermag ich nicht nachzuweisen.)

[33] (Ein Neuschock hatte 60 Groschen im Unterschiede vom Altschock, das 20 Groschen zählte)

[34] (Vitz. Arch.)

[35] (Der „Landgerichtstuhl" in Freyburg, dem Grockstädt mit den übrigen Quedl. Dörfern zugehörte, war noch für folgende Ortschaften zuständig: Karsdorf, Reinsdorf, Krautdorf, (Liederstädt gehörte zu Vitzenburg), Schirmbach, Oberschmon, Unterschmon, Spielberg, Kalzendorf, Jüdendorf, Steigra, Schnellroda, Albersroda, Wetzendorf und in Nebra die „Fürstenhöfe")

[36] (Das ganze Amt hatte 3504 Mann an Mannschaft für den Krieg zu stellen Erbb. 1621)

[37] (Freyb. Schlossarchiv)

[38] (Reinsdorf, Spielberg, Grockstädt, Ober- und Niederschmon, Weißenschirmbach. Die Bezeichnung dieser Gemeinden als Klosterdörfer wird im vorigen Jahrhundert üblich. Man dachte wohl irrtümlich an das Kloster Reinsdorf anstatt an das freiweltlich Stift in Quedlinburg, dem die Dörfer zum Teil in früherer Zeit unterstanden.)

[39] (Michael war bekanntlich einer der sieben Erzengel)

[40](Ewige (auch heilige oder eiserne) Kühe und Schafe hießen solche Kühen und Schafe, die in dauernden Besitz der Kirche (auch der Pfarre und Küsterei) waren. Entweder waren dieselben von Kirchengeldern angekauft, oder der Kirche (bzw. Pfarre und Küsterei) für das abhalten von Seelenmessen durch letztwillige Verfügungen vermacht. Sie wurden für einen jährlichen Zins an die Gemeindeglieder ausgetan. Ging ein Stück Vieh ein, so hatte der Nutznießer dasselbe zu ersetzen. Meistens blieben die Kühe oder Schafe in dem Gehöft, in welches sie ursprünglich eingestellt waren, so dass der Zins jahrhundertelang aus ein und demselben Hause entrichtet ist)

[41](In dem früher Bieling'schen Gute, jetzt Zernsdorf gehörig)

[42] (3 Seiten je 2,40 Süd- und Nordseite je 1,90 Meter  lang, so dass der ganze Umfang der 5 Seiten 11 Meter beträgt.)

[43] (Der Schulmeister aus Weißenschirmbach, der Katechet war der Grockstädter Kleinkinderlehrer)

[44] (Diese Agende ist noch vorhanden. Auf dem silbernen Beschlage ist die Jahreszahl 1734 nebst der Krone des Herzogs eingegraben)

[45] (Dieser Wahlspruch findet sich auch im Freyburger Schloss)

[46] (Das Pfarrhaus wurde für 30 alte Schock (75 M.) zu Gunsten der Oberschmoner Pfarre verkauft.)

[47] (Die Weißenschirmbacher Pfarre ist erst kurz vor der Reformation gegründet, bis dahin war der Ort Filial von Vitzenburg. Gemäß der Inschrift über der Haustür ist das Pfarrhaus 1509 gebaut. In einer Urkunde vom 7. Februar 1512 wird die Abzweigung von Vitzenburg und die Errichtung einer eigenen Pfarre in Schirmbach vom Erzbischof Ernst von Magdeburg (und Halberstadt) bestätigt. In Anbetracht der weiten Entfernung des Dorfes Schirmbach von der Parochialkirche in Vitzenburg und des besonders in der Winterzeit schlechten Weges, soll den Filialisten mit Bewilligung des Patrons der Vitzenburger Kirche und Abtes zu Reinsdorf, Herrn Michael, einen eigenen Priester zu haben gestattet sein, jedoch unter der Bedingung, dass die Gemeinde dem Vitzenburger Pfarrer eine jährliche Entschädigung von 20 Schneeberger Groschen zahlt. Matr.1575 Schmidt, Hochstift Halberstadt B.IV)

[48] (Pf.=Matr.1575 An gewöhnlichen Sonntagen sollte die Predigt bereits um 8 Uhr in der Mutterkirche stattfinden.)

[49] (Diese Fastenexamen mussten von sämtlichen erwachsenen Gemeindemitgliedern besucht werden bei Strafe des Ausschlusses vom heil. Abendmahl. Als sich 1734 die Frau des Tobias Ehrich weigert, das Fastenexamen zu besuchen, wird mit Zwangsmaßregeln gegen sie vorgegangen, bis sie sich fügt. — Einen eigentümlichen Unfug wollen wir noch erwähnen. Bis 1575 war es Sitte, dass der Schulze (damals Richter) während Verlesung des Evangeliums den Nachbarn laut zurief, nach dem Gottesdienste zu warten, „wodurch die Leute oftmals erschreckt, folgends in Anhörung göttlichen Wortes wenig Andacht Gehabt" hätten. Es wird nun durch die Visitatoren angeordnet, dass der Schulze forthin außerhalb der Kirche nach geendigten Gottesdienst die Leute berufen solle)

[50] (Vis.=Prot 1540)

[51] (Matr. 1575)

[52] (Von hier an nach Dietmanns „Kursächs. Priesterschaft", jedoch nach den Alten z. T. ergänzt und berichtigt)

[53] (Vis.-Prot.1602 im Haupt-Staats-Archiv zu Dresden)

[54] (Kl.-Eichstädt Matr. 1575 Randnote. Könnecke, Handschriftl. Chronik, Querfurt.Kreisblatt, November 1886)

[55] (Weißenschirmbacher R.-Buch)

[56] (Kirchenbuch, auch die folgenden Angaben)

[57] (Das ist jetzt Trautmann'sche Haus Nr. 11 vor dem Neubau)

[58] (Vergl. Mein „Kirchwesen zu Kl.Einchstädt", Querfurter Kreisblatt 1884, Nr. 138 und 140)

[59] (v. Mülverstedt, Hierographia Quedl. Zeitschr. Des Harzvereins 1869 S. 58 ff.)

[60] (v. Mülverstedt, Hier. Quedl. Harzzeitschrift, 1869, S.78 ff)

[61] (Nach alten Kircherechnungen, Kirchenzinsbücher und mündlichen Mitteilungen)

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