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Palais Waitz von Eschen
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[[Datei:Palais Waitz von Eschen (1770-1943).jpg|mini|Das Palais Waitz von Eschen]]
Das '''Palais Waitz von Eschen''', auch '''Waitzsches Palais''' genannt, war ein [[Stadtpalais]] am [[Opernplatz (Kassel)|Opernplatz]] in [[Kassel]]. Es wurde beim verheerenden [[Luftangriff auf Kassel am 22. Oktober 1943]] zerstört.
== Geschichte ==
Bei der 1767 nach [[Schleifung]] der Festungswerke begonnenen Stadterweiterung Kassels, die die [[Oberneustadt]] mit der Altstadt verband, bildete der Opernplatz den westlichen Auftakt. An dessen Südwestseite stand bereits das Opernhaus bzw. Hoftheater und an der gegenüberliegenden Seite, an der Ecke Obere Königsstraße/Opernplatz, errichtete der Architekt und Oberhofbaumeister [[Simon Louis du Ry]] 1772-1774 für den [[Hugenotten|hugenottischen]] Großkaufmann Jacques Roux dessen großes Wohn- und Geschäftshaus.<ref>Das Gebäude wurde 1837 von der [[Kurfürstentum Hessen|kurhessischen]] Regierung gekauft und als Dienst- und Wohnsitz des Kasseler Stadtkommandanten genutzt. ([[Ernst Metz]]: Residenzstadt Cassel. Lometsch, Kassel, 1980, ISBN 3-7856-0003-8, S. 98).</ref> Für die Stirnseite des Platzes, zwischen den fast symmetrisch gehaltenen Seitenfronten des Kurfürstlichen Hoftheaters links und des Roux'schen Hauses rechts, gewann Landgraf [[Friedrich II. (Hessen-Kassel)|Friedrich II.]] von [[Landgrafschaft Hessen-Kassel|HessenKassel]] seinen Staatsminister [[Jacob Sigismund Waitz von Eschen]] (1698-1776) als Bauherrn für ein repräsentatives Stadtschloss.
Dieser ließ in den Jahren 1770 bis 1773 nach Plänen von Simon Louis du Ry eines der elegantesten Stadtpalais der Stadt erbauen. Der Bau war dreigeschossig und 13-achsig, mit einem Dachgeschoss im hohen [[Mansarddach|Mansardwalmdach]]. Ein dreiachsiger, fünfstöckiger [[Risalit|Mittelrisalit]] überragte die Vorderfront und endete mit einem [[Söller]] im zweiten Dachgeschoss, das nur hinter diesem Söller das Gebäude überragte. Zwei Eckrisaliten rechts und links waren jeweils von einem [[Zwerchhaus]] mit [[Walmdach]] gekrönt. Die Seiten des Baus waren dreiachsig. Von dem vor dem Gebäude abfallenden Opernplatz war die Palaisfront anfangs nur durch ein [[Geländer]] getrennt. Dieses Gefälle wurde später durch eine Stützmauer und eine auf ihren Pfeilern mit [[Vase]]n bestückte steinerne und entlang der gesamten Fassade verlaufende [[Balustrade]] abgefangen, die die Auffahrten zum Portal stützte. Vor der Mitte der Balustradenmauer befand sich auf dem Opernplatz ein halbrundes, niedriges Brunnenbecken, in den aus einem bronzenen Löwenkopf in der Mauer hierher geleitetes „Schloßwasser" oder „Prinzenwasser" von der Wilhelmshöher Prinzenquelle lief.<ref>Metz, 1980, S. 98.</ref> Der Brunnen wurde um 1900 neu gestaltet und erhielt eine [[Bronze]]figur des Kasseler [[Bildhauer]]s [[Heinrich Gerhardt]], das sogenannte „Entenmännchen".
Der Bauherr selbst wohnte nie in dem Palais, denn er trat im September 1773 aus Verbitterung über eine Beschneidung seiner Kompetenzen von seinen Ämtern zurück, verließ Kassel 1774 und trat als Minister und Oberberghauptmann in [[Königreich Preußen|preußische]] Dienste. Er starb 1776 in Berlin. Das Palais blieb jedoch bis zu seiner Zerstörung 1943 im Besitz seiner Nachkommen.
== Spätere Veränderungen am Opernplatz ==
=== Spohrdenkmal ===
[[Datei:KasselDenkmalLouisSpohr2369.jpg|mini|hochkant|Louis-Spohr-Denkmal]]
Im Jahre 1883 wurde auf dem Opernplatz ein noch heute dort stehendes monumentales [[Denkmal]] für [[Louis Spohr]] errichtet, der in den 1820er bis 1850er Jahren Hofkapellmeister und Komponist an der Kasseler Oper gewesen war. Die Umgebung des Denkmals wurde wenige Jahre später gärtnerisch gestaltet, mit Büschen und zwei [[Echte Trauerweide|Trauerweiden]] vor der Balustrade, wodurch der Blick auf das Palais erheblich beeinträchtigt wurde.
=== Theaterstraße und Opernstraße ===
Zwischen dem Palais und dem Seitenflügel der Kommandantur begann seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ein schmaler Fußweg, das sogenannte „Gnadengässchen",<ref>https://ift.tt/2J5Bs66 </ref> das den Opernplatz mit der „Wolfsschlucht" verband. 1897 verbreiterte man den Weg zur „Theaterstraße" und brach zu diesem Zweck den Seitenflügel ganz ab.
[[Datei:Wohn- und Geschäftsgebäude Opernstraße 2 in Kassel.jpg|mini|hochkant|links|Die „Lokomotive", Opernstraße 2 (2013)]]
Als ab 1909 das Hoftheater abgebrochen und die "Opernstraße" angelegt wurde, trat 1910 der Neubau Opernstraße 2 an die Stelle des Theater-Seitenflügels und erhielt im Volksmund wegen seiner Form den Spottnamen „Lokomotive".<ref>Bei der Tausendjahrfeier 1913 nahm der Mundartdichter Georg Fladung in einem Singelied diesen Bau aufs Korn: „Ans Waitzsche Huss äs drangeklecksd us Stein ne Lokmadive, der Spohr begicked sich perplex de neie Berschbekdive."</ref> Auf der gegenüberliegenden Südwestseite der Opernstraße erbaute [[Leonhard Tietz]] ein wuchtiges, 1911 eröffnetes Warenhaus, Vorläufer des seit 1955 dort stehenden [[Galeria Kaufhof|Kaufhofs]].
=== Zerstörung ===
[[Datei:C&A shop in Kassel, Germany.jpg|mini|Das Kaufhaus C&A mit dem Spohr-Denkmal (2007)]]
Das Spohr-Denkmal und die „Lokomotive" überlebten die Bombardierungen im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Das Waitzsche Palais aber brannte beim Großangriff am 22. Oktober 1943 aus, und mehr als 15 Jahre klaffte dort eine Baulücke. Das Grundstück wurde 1952 durch die Straße „Neue Fahrt" zerteilt, und die Stadt Kassel beanspruchte den Standort des ausgebrannten Palais für ein Parkhaus. Auf der nur leicht beschädigten Balustradenrampe errichtete die [[Deutsche Bundespost|Bundespost]] 1955 eine große [[Baracke]], die während der [[Bundesgartenschau 1955]] und der gleichzeitig stattfindenden [[documenta 1]] ein provisorisches Postamt enthielt. Auch befand sich darin eine Verkaufsstelle des [[Galeria Kaufhof|Kaufhofs]], als der benachbarte, 1955 eingeweihte Neubau des im Krieg teilweise ausgebrannten Warenhauses errichtet wurde. Als letztes Überbleibsel das ehemaligen Palais verschwand auch die Balustrade mit dem Brunnen,<ref>Das Entenmännchen des Brunnens war bereits bald nach dem Zweiten Weltkrieg Metalldieben zum Opfer gefallen.</ref> als die Firma [[C&A]] dort 1959 ihr am 1. April 1960 eröffnetes Kaufhaus errichtete.
== Fußnoten ==
<references />
== Literatur ==
* Wolfgang Hermsdorff: ''Von nobler Würde: Das Waitzsche Palais. Ein Blick zurück.'' In: [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]], Nr. 1343, 29. September 1990.
* [[Ernst Metz|Ernst Christopher Metz]]: ''Residenzstadt Cassel.'' Lometsch, Kassel, 1980, ISBN 3-7856-0003-8
== Weblinks ==
* [https://ift.tt/2nX7mdA Spohr-Denkmal mit dem Palais Waitz von Eschen]
[[Kategorie:Schloss in Kassel]]
[[Kategorie:Klassizistisches Bauwerk in Hessen]]
[[Kategorie:Abgegangenes Bauwerk in Kassel]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1770er Jahren]]
[[Kategorie:Zerstört in den 1940er Jahren]]
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