新規更新November 07, 2019 at 12:59AM
【外部リンク】
St. Peter und Paul (Beratzhausen)
Luckyprof: Neuanlage
[[Datei:Pfarrkirche St. Peter und Paul (Beratzhausen).jpg|mini|Pfarrkirche St. Peter und Paul in Beratzhausen]]
Die [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholische]] [[Pfarrkirche]] '''St. Peter und Paul''' ist die Hauptkirche in dem [[Oberpfalz|oberpfäzischen]] Markt [[Beratzhausen]].
== Geschichte ==
Die [[Bistum Regensburg|Regensburger Bischöfe]] hatte bereits im 9. Jahrhundert im [[Schwarze Laber|Labertal]] Besitzungen und einen Bischofshof (''villa episcopalis'') in Beratzhausen. Zu Ehren ihres Dompatrons, dem [[Simon Petrus|Heiligen Petrus]], gründeten sie dort die erste Kirche. 1182, als Papst [[Lucius III.]] der Regensburger Kirche ihren Besitz bestätigt, wird eine Kirche in Beratzhausen erwähnt. 1241 wird ein Pfarrer in Beratzhausen genannt. Auch in dem ältesten Pfarreiverzeichnis des Bistums Regensburg von 1286 ist in Beratzhausen als Pfarrsitz vorhanden.
Die Pfarrei ist im 13. Jahrhundert an die [[Ehrenfelser (Adelsgeschlecht)|Ehrenfelser]] und ab 1335 an die [[Stauffer zu Ehrenfels]] übergegangen. Diese hatten hier auch ihre Grablege; auch ihre Dokumente und Urkunden wurden in einer Truhe in der Kirche verwahrt. Die Besetzung der Pfarrerstelle erfolgte, indem der Patronatsherr einen Namen präsentierte und der Bischof von Regensburg diesen bestätigte und ins Amt einführte. Dies wurde auch für den später eingerichteten „[[Frühmesser]]" und den „Mittelmesser" so gehandhabt. Die 1521 evangelisch gewordenen Stauffer eigneten sich naturgemäß die vollständige Kirchenhoheit an. Mit dem Kauf der [[Herrschaft Ehrenfels]] ging das Patronatsrecht 1568 an [[Pfalz-Neuburg]] über und 1617 wurde durch Herzog [[Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg|Wolfgang Wilhelm]] der katholischen Glaube wieder als verbindlich eingeführt.
Die Kirche ist von ihren Gründern mit großzügigen Stiftungen ausgestattet worden und die nachfolgenden [[Propst|Kirchenpröpste]] waren auf die Mehrung des Kirchenvermögens bedacht. Spätestens seit dem 14. Jahrhundert war eine Frühmesse vorhanden. Die beiden Zechmeister ''Fridrich Richter'' und ''Wirndl Rayn'' gewannen 1378 vom ''Chunrad Chempvoter'' einen halben Hof zu Oberndorf. 100 Jahre später gab ''Linhard Popp'' der Frühmesse zu ''Weratzhausen'' käuflich ein [[Flachsfaser|Haarrecht]] aus den Wiese unter der Meysatzmühle. 1491 verkaufte Hans Beham an ''St. Peter, hauptherr des gotshaws'' den Zehnt von Thanhausen, Hard, Ellenpuhel, zu der Proxmühl und Ödenmühl, 1572 zinste ''Leonhard Chammann'' 1 [[Schilling#Bayern und Österreich|Schilling]] 5 [[Pfennig]] von der Frühmesswiese. Seit 1514 ist eine [[Heilige Messe|Mittagmesse]] bezeugt. Sie erhielt den Zehnt von drei Mühlen, fünf Höfen, drei Dörfern und mehreren Wiesen und Äckern bei ''Peroltzhowsen''. Während im [[Salbuch]] der Kirche von 1525 die reichen Stiftungen für die Kirche aufgezählt sind (der Pfarrer konnte auch zwei Knechte beschäftigen), sprechen die Marktväter 1572 von geringen Einkommen ihres 1521 evangelisch gewordenen Gotteshauses, ''einnahm der kirchen an wachs und peterzinsen … welches claine zins und ein schlecht einkommen, damit man oblath, speißwein, andere notdurft mehr und ist die uhr mit öl und verbesserung erhalten worden''.
== Baukörper ==
Gemäß der Gründungszeit müsste es sich ursprünglich um eine [[romanische]] Kirche gehandelt haben, die später in einen [[Gotik|gotischen]] Bau umgewandelt wurde. Anlässlich eines geplanten Um- bzw. Neubaus wurden 1750 Pläne dieser gotischen Kirche erstellt. Sie war für dreischiffig, besaß einen zwei [[Joch (Architektur)|Joche]] langen [[Chor (Architektur)|Chor]], geschlossen nach drei Seiten eines Achtecks; an diesem war im Norden eine [[Sakristei]] angebaut. Das [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] bestand aus fünf Jochen mit zwei Emporen im Westen; die Kirche besaß einen in der Mittelachse gelegenen und nach drei Seiten freistehenden Turm mit annähernd quadratischem Grundriss und im Erdgeschoss einen Raum mit einem [[Kreuzrippengewölbe]]. Spitzbogenarkaden, die auf quadratischen Pfeilern ruhten, trennten das breite Mittelschiff von zwei schmalen Seitenschiffen. 1512 wurden in den Chor Glasfenster mit den Wappen der Städte Regensburg, München, Nürnberg, Landshut, Straubing und Ingolstadt eingesetzt.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren massive Schäden aufgetreten. Um 1730 wurde der Turm erneuert und ein neues Dach mit einer [[Zwiebelhaube]] durch den Neuburger Hofzimmermeister ''Joseph Wildenauer'' aufgesetzt. 1749 wurden der Maurermeister ''Gotthard Anton Ettl'' und der Zimmermeister ''Peter Eichenseher'' mit der Untersuchung der baufälligen Kirche beauftragt. Dabei zeichnete ''Ettl'' Pläne der alten Kirche und zugleich solche für den geplanten Umbau. Wie aus dem Kartenwerk (um 1600) des evangelischen [[Topograph]]en [[Christoph Vogel]] hervorgeht, besaß die frühere Kirche einen Treppenturm, eine spätere Darstellung aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigt hingegen einen spitzen Kirchenturm.
Am wurde der Grundstein zu dem neuen Gotteshaus nach Plänen des ''Gotthard Anton Ettl'' gelegt. Für den Neubau wurden der Dachstuhl der ehemaligen Weißbierbrauerei und nachmaligen Lederfabrik sowie das Abbruchmaterial daraus verwendet. An das [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] mit vier [[Joch (Bauteil)|Jochen]] und dem eingezogenen [[Chor (Architektur)|Chor]] mit halbrundem Schluss ist der aus dem 15. Jahrhundert stammende Westturm bestehen geblieben. Der Innenraum ist durch flache Komposit[[pilaster]] mit einem betonten Gebälk, über das sich die Rundbogenfenster erheben, gegliedert. Die Spiegelgewölbe mit kurz einschneidenden Stichkappen sind aus Holz gebildet. Die gewölbten Kurvaturen der Freskenumrahmung und der lockere Stuck vermitteln die Atmosphäre des Spät[[rokoko]].
Im Westturm (seit 1905 mit einer Kupferblecheindeckung) findet man eine gotische Kapelle mit Kreuzgewölbe mit hohl profilierten Rippen und einem Tellersteinen. 1979 wurde die Turmkapelle renoviert und in einen Andachtsraum umgewandelt. Über dem Eingang ist ein Marienbild mit barockem [[Akanthus (Ornament)|Akanthus]]rahmen.
Eine Spitzbogentür ist an der Ostseite des Turms erhalten. Südlich am Chor ist die Sakristei angebaut.
Am wurde die Kirche durch der Regensburger Bischof [[Clemens Wenzeslaus von Sachsen|Clemens Wenzelslaus]] geweiht (das Spruchband rechts vom Chorbogen weist allerdings auf den Weihbischof [[Johann Anton Freiherr von Wolframsdorf]] hin).
Unter Pfarrer ''Ludwig Fichtl'' wurde 1951-1953 und 1964 der Innenraum der Kirche erneuert. 1960 ist eine Außenrenovierung vorgenommen worden.
=== Glocken ===
1864 wurde eine neue Messglocke und das „Kindtaufglöcklein" von der [[Glockengießerei Spannagl (Regensburg)|Glockengießerei Spannagl]] angeschafft; 1942 mussten die Glocken für Kriegszwecke abgeliefert wurden, diese wurden dann 1948 durch vier Glocken der [[Glockengießerei Hamm-Hofweber|Glockengießerei Hamm]] ersetzt. 1984 wurden neue Glocken der Passauer [[Glockengießerei Rudolf Perner|Glockengießerei Perner]] für die teilweise schadhaften früheren Glocken angeschafft. Die Glocken ergeben nun ein fünfstimmiges [[Salve-Regina-Geläut]]e (d' – e'– fis' – a'– h').
=== Turmuhr ===
Unter Bürgermeister [[Gottfried Kölwel]] wurde 1865 eine neue [[Turmuhr]] angeschafft, sie kam auf 649 [[Gulden|fl]] und wurde über eine Umlage von 30 kr pro Familie finanziert. Diese wurde von [[Johann Mannhardt]] aus München angefertigt. 2013 wurden die Zifferblätter und –zeiger von der Regensburger Fa. Rauscher ersetzt.
[[Datei:St Peter und Paul - Beratzhausen 052.JPG|mini|Orgelprospekt der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Beratzhausen]]
=== Orgel ===
Die Orgelempore ist mit Brokatmustern und ''stucco finto'' dekoriert. Auf der Brüstung sind die Instrumente Geige, Pauken, Hörner und Trompeten dargestellt und verweisen auf die Kirchenmusikpraxis des 18. Jahrhunderts.
Am wurde eine neue Orgel des Regensburger [[August Hartmann (Orgelbauer)|Orgelbauers August Hartmann]] durch Bischof [[Manfred Müller (Bischof)|Manfred Müller]] eingeweiht. Diese ersetzte die Orgel von 1949.
[[Datei:St. Peter und Paul - Innenraum.jpg|mini|Innenraum der Pfarrkirche St. Peter und Paul]]
== Innenausstattung ==
Die Deckenfresken von 1764 sind ein Hauptwerk des [[Großprüfening-Dechbetten-Königswiesen|Prüfening]]er Malers [[Otto Gebhard]]. Im Chor wird der Abschied von Petrus und Paulus vor ihrer Hinrichtung dargestellt. Im Langhaus finden sich die Darstellung der Kreuzigung des Petrus und die Enthauptung des Paulus. Die Schriftbänder über dem Gurtbogen des [[Chor (Architektur) |Presbyterium]]s und über der Doppelempore weisen auf den Neubau der Kirche im 18. Jahrhundert hin, der unter dem Pfarrer ''Johannes Josef Schnizer'' und dem Kirchenpfleger ''Peter Caspar Paulus'' gemacht wurde.
Das Hochaltarbild ist ein Werk von [[Johann Anwander]]. Es stellt die Berufung der Apostel Petrus und Paulus dar. Christus übergibt als [[guter Hirte]] den Hirtenstab an Petrus, in seiner Linken weist er auf [[Ecclesia und Synagoge|Ecclesia]] hin. Das Bild wurde in der Zeit der [[Nazarener (Kunst)|Nazarener]] aus der Kirche entfernt und im [[Fehlboden]] des Rathauses eingelagert. Beim Umbau des Rathauses kam es wieder zum Vorschein und wurde nach einer Restaurierung 1963 als Altarblatt eingesetzt. Zu beiden Seiten des Altares finden sich Statuen der Heiligen [[Sebastian (Heiliger)|Sebastian]], [[Benedikt von Nursia|Benedikt]], [[Josef von Nazaret |Josef]] und [[Florian von Lorch|Florian]]. Im [[Altarauszug]] wird [[Gottvater]] dargestellt. Zur Linken des Hochaltars ist ein Chorgestühl mit den Figuren der vier [[Evangelisten]]. Am Choreingang ist die Figur des [[Hl. Leonhard]] angebracht.
Die [[Kanzel]] ist ein Werk des [[Velburg]]er Bildhauers ''Georg Leonhard Däntl''. Sie weist Rokokoverzierungen auf, den [[Schalldeckel]] krönt die Figur des hl. Petrus, auf der Unterseite findet sich eine [[Heiliger Geist|Heilig-Geist]]-Darstellung.
Zur Linken befindet sich ein Marienaltar mit dem Altarbild eines spanischen Meisters, das von dem Münchener Kunstmaler Wolf kopiert wurde. Zu beiden Seiten stehen die lebensgroßen Figuren der Eltern [[Maria (Mutter Jesu)|Mariens]], [[Joachim (Heiliger)|Joachim]] und [[Anna (Heilige)|Anna]]. Im Auszug ist St. [[Albertus Magnus]] von Lauingen dargestellt. Der rechte Seitenaltar ist ein Johannesaltar. Das Altarbild stellt die [[Taufe Christi]] dar und wurde von dem Lehrer Hans Krempl aus Regensburg gemalt. Zur Linken des Bildes ist die Figur des [[Zacharias (Vater des Johannes)|hl. Zacharias]] und zur Rechten von [[Elisabet|Elisabeth]] zu sehen, den Eltern des [[Johannes der Täufer|Johannes]]. Im Auszug ist der [[Aloisius von Gonzaga|hl. Aloysius]] dargestellt. Im Langhaus befinden sich auf den Seiten zwei weitere Altäre, an der Nordwand ist der Kreuzaltar und an der Südwand die Darstellung der [[Geburt Christi]].
Im Langhaus befinden sich auch zwei Beichtstühle von 1765 mit reicher Rokokobekrönung. Das Kirchengestühl ist mit Rokokomuschelwerk verziert; die Arbeiten wurden von dem Bildhauer ''Johann Gebhard Gschwender'' aus [[Burglengenfeld]] (1762) und dem Schreiner ''Michael Josef Huegger'' aus [[Kallmünz]] (1763) gefertigt. Der Kreuzweg wurde von ''Alban Wolf'', München, geschaffen und ist in Ei[[tempera]] gemalt. Der Marktrat benutze früher eigene Kirchenstühle im Chor; im Chorgestühl sind Kopien der vier Evangelisten von der Kanzel der Kirche St. Thekla in Mausheim.
[[Datei:Epitaph von LIlien.jpg|mini|Epitaph der Familie von Lilien]]
In der Kirche befinden sich mehrere Grabsteine: An der Nordseite des Langhauses ist der Grabstein der ''Maria Anna Theresie'', Freiin [[Lilien (Adelsgeschlecht)|von Lilien]] (gest. 7. Oktober 1744), und von ''Johann Caspar Theodor Freiherr von Lilien'' (gest. 1774), Oberamtmann zu Beratzhausen. Im Presbyterium ist der Grabstein von ''Josephus Schnizer'', Erbauer der Kirche, und der beiden Pfarrer ''Matthaeus Poeckl'' und ''Adams Simpertus Kirchbaur ''. Im Westteil des Langhauses ist das Epitaph des ''Johannes von [[Stauffer zu Ehrenfels|Stauff]]'', dargestellt in einer Plattenrüstung († 1478), angeblich aus dem Martinskapelle der Burg Ehrenfels stammend und dem Dombaumeister [[Konrad Roritzer]] zugeschrieben. Die Umschrift lautet ''Anno dnj M CCC LXX8 strab der Edel her Johannes v. stawff her zu erenfels am suntag nach s. virichs tag dem got genad''. Rechts davon befindet sich die Grabplatte aus rotem Marmor des ''Dietrich von Stauff zu Ehrenfels'' († 1417). Der Grabstein wurde lange Zeit als Treppenstufe am Nordeingang der Kirche verwendet, 1906 wurde er gehoben und erhielt diesen Ort.
== Außengestaltung ==
Die Außenfassade ist mit Lisenen gegliedert.
Am nördlichen Vorbau ist der durch Wassereinwirkung stark beschädigte Grabstein aus Kalkstein des ''Dietrich Stauff zu Ehrenfels'' (* 1433; † 14. April 1470), Gemahl der ''Kunigunde von [[Wolfstein (Adelsgeschlecht)|Wolfstein]]'' († 1465). In der Rechten hält er eine Fahne, die Linke befindet sich am Schwertgriff. Vier Ahnenwappen befinden sich in den Ecken. Die Umschrift lautet an diesem Grabstein lautet: ''Anno dnj m CCCC Lxx starb der edel streng ritter herr Dietrich von Stauf zu ernfels am palmabend dem gott gnädig sey //// allen gelaubige selen amen''. An der Nordseite ist ein weiterer Grabstein aus rotem Marmor eines weiteren ''Dietrich Stauffer'' († 1380) und seiner Frau ''Anna ''.
== Literatur ==
* Robert Dollinger: ''Elfhundert Jahre Beratzhausen in der ehemaligen reichsfreien Herrschaft Ernfels.'' Josef Habbel, Regensburg 1966, S. 77, S. 216-217.
* Katholische Kirchenstiftung St. Peter und Paul Beratzhausen (Hrsg.): ''Pfarrkirche St. Peter und Paul. 1764 – 2014. Baue meine Kirche wieder auf.'' Beratzhausen 2014.
* Franz Xaver Staudigl: ''Heimatgeschichtslexikon des Marktes Beratzhausen.'' Markt Beratzhausen, Beratzhausen 1996.
== Weblinks ==
* [https://ift.tt/34FYyIZ Seelsorgeeinheit Beratzhausen-Pfraundorf]
[[Kategorie:Bauwerk in Beratzhausen]]
[[Kategorie:Baudenkmal in Beratzhausen]]
[[Kategorie:Pfarrkirche|Beratzhausen]]
[[Kategorie:Erbaut im 18. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Pfarrkirche des Bistums Regensburg|Beratzhausen]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Regensburg|Beratzhausen]]
[[Kategorie:Barocke Kirche]]
[[Kategorie:Barockbauwerk in Bayern]]
[[Kategorie:Barocke Kirche]]
[[Kategorie: Peter-und-Paul-Kirche]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]]
Die [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholische]] [[Pfarrkirche]] '''St. Peter und Paul''' ist die Hauptkirche in dem [[Oberpfalz|oberpfäzischen]] Markt [[Beratzhausen]].
== Geschichte ==
Die [[Bistum Regensburg|Regensburger Bischöfe]] hatte bereits im 9. Jahrhundert im [[Schwarze Laber|Labertal]] Besitzungen und einen Bischofshof (''villa episcopalis'') in Beratzhausen. Zu Ehren ihres Dompatrons, dem [[Simon Petrus|Heiligen Petrus]], gründeten sie dort die erste Kirche. 1182, als Papst [[Lucius III.]] der Regensburger Kirche ihren Besitz bestätigt, wird eine Kirche in Beratzhausen erwähnt. 1241 wird ein Pfarrer in Beratzhausen genannt. Auch in dem ältesten Pfarreiverzeichnis des Bistums Regensburg von 1286 ist in Beratzhausen als Pfarrsitz vorhanden.
Die Pfarrei ist im 13. Jahrhundert an die [[Ehrenfelser (Adelsgeschlecht)|Ehrenfelser]] und ab 1335 an die [[Stauffer zu Ehrenfels]] übergegangen. Diese hatten hier auch ihre Grablege; auch ihre Dokumente und Urkunden wurden in einer Truhe in der Kirche verwahrt. Die Besetzung der Pfarrerstelle erfolgte, indem der Patronatsherr einen Namen präsentierte und der Bischof von Regensburg diesen bestätigte und ins Amt einführte. Dies wurde auch für den später eingerichteten „[[Frühmesser]]" und den „Mittelmesser" so gehandhabt. Die 1521 evangelisch gewordenen Stauffer eigneten sich naturgemäß die vollständige Kirchenhoheit an. Mit dem Kauf der [[Herrschaft Ehrenfels]] ging das Patronatsrecht 1568 an [[Pfalz-Neuburg]] über und 1617 wurde durch Herzog [[Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg|Wolfgang Wilhelm]] der katholischen Glaube wieder als verbindlich eingeführt.
Die Kirche ist von ihren Gründern mit großzügigen Stiftungen ausgestattet worden und die nachfolgenden [[Propst|Kirchenpröpste]] waren auf die Mehrung des Kirchenvermögens bedacht. Spätestens seit dem 14. Jahrhundert war eine Frühmesse vorhanden. Die beiden Zechmeister ''Fridrich Richter'' und ''Wirndl Rayn'' gewannen 1378 vom ''Chunrad Chempvoter'' einen halben Hof zu Oberndorf. 100 Jahre später gab ''Linhard Popp'' der Frühmesse zu ''Weratzhausen'' käuflich ein [[Flachsfaser|Haarrecht]] aus den Wiese unter der Meysatzmühle. 1491 verkaufte Hans Beham an ''St. Peter, hauptherr des gotshaws'' den Zehnt von Thanhausen, Hard, Ellenpuhel, zu der Proxmühl und Ödenmühl, 1572 zinste ''Leonhard Chammann'' 1 [[Schilling#Bayern und Österreich|Schilling]] 5 [[Pfennig]] von der Frühmesswiese. Seit 1514 ist eine [[Heilige Messe|Mittagmesse]] bezeugt. Sie erhielt den Zehnt von drei Mühlen, fünf Höfen, drei Dörfern und mehreren Wiesen und Äckern bei ''Peroltzhowsen''. Während im [[Salbuch]] der Kirche von 1525 die reichen Stiftungen für die Kirche aufgezählt sind (der Pfarrer konnte auch zwei Knechte beschäftigen), sprechen die Marktväter 1572 von geringen Einkommen ihres 1521 evangelisch gewordenen Gotteshauses, ''einnahm der kirchen an wachs und peterzinsen … welches claine zins und ein schlecht einkommen, damit man oblath, speißwein, andere notdurft mehr und ist die uhr mit öl und verbesserung erhalten worden''.
== Baukörper ==
Gemäß der Gründungszeit müsste es sich ursprünglich um eine [[romanische]] Kirche gehandelt haben, die später in einen [[Gotik|gotischen]] Bau umgewandelt wurde. Anlässlich eines geplanten Um- bzw. Neubaus wurden 1750 Pläne dieser gotischen Kirche erstellt. Sie war für dreischiffig, besaß einen zwei [[Joch (Architektur)|Joche]] langen [[Chor (Architektur)|Chor]], geschlossen nach drei Seiten eines Achtecks; an diesem war im Norden eine [[Sakristei]] angebaut. Das [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] bestand aus fünf Jochen mit zwei Emporen im Westen; die Kirche besaß einen in der Mittelachse gelegenen und nach drei Seiten freistehenden Turm mit annähernd quadratischem Grundriss und im Erdgeschoss einen Raum mit einem [[Kreuzrippengewölbe]]. Spitzbogenarkaden, die auf quadratischen Pfeilern ruhten, trennten das breite Mittelschiff von zwei schmalen Seitenschiffen. 1512 wurden in den Chor Glasfenster mit den Wappen der Städte Regensburg, München, Nürnberg, Landshut, Straubing und Ingolstadt eingesetzt.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren massive Schäden aufgetreten. Um 1730 wurde der Turm erneuert und ein neues Dach mit einer [[Zwiebelhaube]] durch den Neuburger Hofzimmermeister ''Joseph Wildenauer'' aufgesetzt. 1749 wurden der Maurermeister ''Gotthard Anton Ettl'' und der Zimmermeister ''Peter Eichenseher'' mit der Untersuchung der baufälligen Kirche beauftragt. Dabei zeichnete ''Ettl'' Pläne der alten Kirche und zugleich solche für den geplanten Umbau. Wie aus dem Kartenwerk (um 1600) des evangelischen [[Topograph]]en [[Christoph Vogel]] hervorgeht, besaß die frühere Kirche einen Treppenturm, eine spätere Darstellung aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigt hingegen einen spitzen Kirchenturm.
Am wurde der Grundstein zu dem neuen Gotteshaus nach Plänen des ''Gotthard Anton Ettl'' gelegt. Für den Neubau wurden der Dachstuhl der ehemaligen Weißbierbrauerei und nachmaligen Lederfabrik sowie das Abbruchmaterial daraus verwendet. An das [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] mit vier [[Joch (Bauteil)|Jochen]] und dem eingezogenen [[Chor (Architektur)|Chor]] mit halbrundem Schluss ist der aus dem 15. Jahrhundert stammende Westturm bestehen geblieben. Der Innenraum ist durch flache Komposit[[pilaster]] mit einem betonten Gebälk, über das sich die Rundbogenfenster erheben, gegliedert. Die Spiegelgewölbe mit kurz einschneidenden Stichkappen sind aus Holz gebildet. Die gewölbten Kurvaturen der Freskenumrahmung und der lockere Stuck vermitteln die Atmosphäre des Spät[[rokoko]].
Im Westturm (seit 1905 mit einer Kupferblecheindeckung) findet man eine gotische Kapelle mit Kreuzgewölbe mit hohl profilierten Rippen und einem Tellersteinen. 1979 wurde die Turmkapelle renoviert und in einen Andachtsraum umgewandelt. Über dem Eingang ist ein Marienbild mit barockem [[Akanthus (Ornament)|Akanthus]]rahmen.
Eine Spitzbogentür ist an der Ostseite des Turms erhalten. Südlich am Chor ist die Sakristei angebaut.
Am wurde die Kirche durch der Regensburger Bischof [[Clemens Wenzeslaus von Sachsen|Clemens Wenzelslaus]] geweiht (das Spruchband rechts vom Chorbogen weist allerdings auf den Weihbischof [[Johann Anton Freiherr von Wolframsdorf]] hin).
Unter Pfarrer ''Ludwig Fichtl'' wurde 1951-1953 und 1964 der Innenraum der Kirche erneuert. 1960 ist eine Außenrenovierung vorgenommen worden.
=== Glocken ===
1864 wurde eine neue Messglocke und das „Kindtaufglöcklein" von der [[Glockengießerei Spannagl (Regensburg)|Glockengießerei Spannagl]] angeschafft; 1942 mussten die Glocken für Kriegszwecke abgeliefert wurden, diese wurden dann 1948 durch vier Glocken der [[Glockengießerei Hamm-Hofweber|Glockengießerei Hamm]] ersetzt. 1984 wurden neue Glocken der Passauer [[Glockengießerei Rudolf Perner|Glockengießerei Perner]] für die teilweise schadhaften früheren Glocken angeschafft. Die Glocken ergeben nun ein fünfstimmiges [[Salve-Regina-Geläut]]e (d' – e'– fis' – a'– h').
=== Turmuhr ===
Unter Bürgermeister [[Gottfried Kölwel]] wurde 1865 eine neue [[Turmuhr]] angeschafft, sie kam auf 649 [[Gulden|fl]] und wurde über eine Umlage von 30 kr pro Familie finanziert. Diese wurde von [[Johann Mannhardt]] aus München angefertigt. 2013 wurden die Zifferblätter und –zeiger von der Regensburger Fa. Rauscher ersetzt.
[[Datei:St Peter und Paul - Beratzhausen 052.JPG|mini|Orgelprospekt der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Beratzhausen]]
=== Orgel ===
Die Orgelempore ist mit Brokatmustern und ''stucco finto'' dekoriert. Auf der Brüstung sind die Instrumente Geige, Pauken, Hörner und Trompeten dargestellt und verweisen auf die Kirchenmusikpraxis des 18. Jahrhunderts.
Am wurde eine neue Orgel des Regensburger [[August Hartmann (Orgelbauer)|Orgelbauers August Hartmann]] durch Bischof [[Manfred Müller (Bischof)|Manfred Müller]] eingeweiht. Diese ersetzte die Orgel von 1949.
[[Datei:St. Peter und Paul - Innenraum.jpg|mini|Innenraum der Pfarrkirche St. Peter und Paul]]
== Innenausstattung ==
Die Deckenfresken von 1764 sind ein Hauptwerk des [[Großprüfening-Dechbetten-Königswiesen|Prüfening]]er Malers [[Otto Gebhard]]. Im Chor wird der Abschied von Petrus und Paulus vor ihrer Hinrichtung dargestellt. Im Langhaus finden sich die Darstellung der Kreuzigung des Petrus und die Enthauptung des Paulus. Die Schriftbänder über dem Gurtbogen des [[Chor (Architektur) |Presbyterium]]s und über der Doppelempore weisen auf den Neubau der Kirche im 18. Jahrhundert hin, der unter dem Pfarrer ''Johannes Josef Schnizer'' und dem Kirchenpfleger ''Peter Caspar Paulus'' gemacht wurde.
Das Hochaltarbild ist ein Werk von [[Johann Anwander]]. Es stellt die Berufung der Apostel Petrus und Paulus dar. Christus übergibt als [[guter Hirte]] den Hirtenstab an Petrus, in seiner Linken weist er auf [[Ecclesia und Synagoge|Ecclesia]] hin. Das Bild wurde in der Zeit der [[Nazarener (Kunst)|Nazarener]] aus der Kirche entfernt und im [[Fehlboden]] des Rathauses eingelagert. Beim Umbau des Rathauses kam es wieder zum Vorschein und wurde nach einer Restaurierung 1963 als Altarblatt eingesetzt. Zu beiden Seiten des Altares finden sich Statuen der Heiligen [[Sebastian (Heiliger)|Sebastian]], [[Benedikt von Nursia|Benedikt]], [[Josef von Nazaret |Josef]] und [[Florian von Lorch|Florian]]. Im [[Altarauszug]] wird [[Gottvater]] dargestellt. Zur Linken des Hochaltars ist ein Chorgestühl mit den Figuren der vier [[Evangelisten]]. Am Choreingang ist die Figur des [[Hl. Leonhard]] angebracht.
Die [[Kanzel]] ist ein Werk des [[Velburg]]er Bildhauers ''Georg Leonhard Däntl''. Sie weist Rokokoverzierungen auf, den [[Schalldeckel]] krönt die Figur des hl. Petrus, auf der Unterseite findet sich eine [[Heiliger Geist|Heilig-Geist]]-Darstellung.
Zur Linken befindet sich ein Marienaltar mit dem Altarbild eines spanischen Meisters, das von dem Münchener Kunstmaler Wolf kopiert wurde. Zu beiden Seiten stehen die lebensgroßen Figuren der Eltern [[Maria (Mutter Jesu)|Mariens]], [[Joachim (Heiliger)|Joachim]] und [[Anna (Heilige)|Anna]]. Im Auszug ist St. [[Albertus Magnus]] von Lauingen dargestellt. Der rechte Seitenaltar ist ein Johannesaltar. Das Altarbild stellt die [[Taufe Christi]] dar und wurde von dem Lehrer Hans Krempl aus Regensburg gemalt. Zur Linken des Bildes ist die Figur des [[Zacharias (Vater des Johannes)|hl. Zacharias]] und zur Rechten von [[Elisabet|Elisabeth]] zu sehen, den Eltern des [[Johannes der Täufer|Johannes]]. Im Auszug ist der [[Aloisius von Gonzaga|hl. Aloysius]] dargestellt. Im Langhaus befinden sich auf den Seiten zwei weitere Altäre, an der Nordwand ist der Kreuzaltar und an der Südwand die Darstellung der [[Geburt Christi]].
Im Langhaus befinden sich auch zwei Beichtstühle von 1765 mit reicher Rokokobekrönung. Das Kirchengestühl ist mit Rokokomuschelwerk verziert; die Arbeiten wurden von dem Bildhauer ''Johann Gebhard Gschwender'' aus [[Burglengenfeld]] (1762) und dem Schreiner ''Michael Josef Huegger'' aus [[Kallmünz]] (1763) gefertigt. Der Kreuzweg wurde von ''Alban Wolf'', München, geschaffen und ist in Ei[[tempera]] gemalt. Der Marktrat benutze früher eigene Kirchenstühle im Chor; im Chorgestühl sind Kopien der vier Evangelisten von der Kanzel der Kirche St. Thekla in Mausheim.
[[Datei:Epitaph von LIlien.jpg|mini|Epitaph der Familie von Lilien]]
In der Kirche befinden sich mehrere Grabsteine: An der Nordseite des Langhauses ist der Grabstein der ''Maria Anna Theresie'', Freiin [[Lilien (Adelsgeschlecht)|von Lilien]] (gest. 7. Oktober 1744), und von ''Johann Caspar Theodor Freiherr von Lilien'' (gest. 1774), Oberamtmann zu Beratzhausen. Im Presbyterium ist der Grabstein von ''Josephus Schnizer'', Erbauer der Kirche, und der beiden Pfarrer ''Matthaeus Poeckl'' und ''Adams Simpertus Kirchbaur ''. Im Westteil des Langhauses ist das Epitaph des ''Johannes von [[Stauffer zu Ehrenfels|Stauff]]'', dargestellt in einer Plattenrüstung († 1478), angeblich aus dem Martinskapelle der Burg Ehrenfels stammend und dem Dombaumeister [[Konrad Roritzer]] zugeschrieben. Die Umschrift lautet ''Anno dnj M CCC LXX8 strab der Edel her Johannes v. stawff her zu erenfels am suntag nach s. virichs tag dem got genad''. Rechts davon befindet sich die Grabplatte aus rotem Marmor des ''Dietrich von Stauff zu Ehrenfels'' († 1417). Der Grabstein wurde lange Zeit als Treppenstufe am Nordeingang der Kirche verwendet, 1906 wurde er gehoben und erhielt diesen Ort.
== Außengestaltung ==
Die Außenfassade ist mit Lisenen gegliedert.
Am nördlichen Vorbau ist der durch Wassereinwirkung stark beschädigte Grabstein aus Kalkstein des ''Dietrich Stauff zu Ehrenfels'' (* 1433; † 14. April 1470), Gemahl der ''Kunigunde von [[Wolfstein (Adelsgeschlecht)|Wolfstein]]'' († 1465). In der Rechten hält er eine Fahne, die Linke befindet sich am Schwertgriff. Vier Ahnenwappen befinden sich in den Ecken. Die Umschrift lautet an diesem Grabstein lautet: ''Anno dnj m CCCC Lxx starb der edel streng ritter herr Dietrich von Stauf zu ernfels am palmabend dem gott gnädig sey //// allen gelaubige selen amen''. An der Nordseite ist ein weiterer Grabstein aus rotem Marmor eines weiteren ''Dietrich Stauffer'' († 1380) und seiner Frau ''Anna ''.
== Literatur ==
* Robert Dollinger: ''Elfhundert Jahre Beratzhausen in der ehemaligen reichsfreien Herrschaft Ernfels.'' Josef Habbel, Regensburg 1966, S. 77, S. 216-217.
* Katholische Kirchenstiftung St. Peter und Paul Beratzhausen (Hrsg.): ''Pfarrkirche St. Peter und Paul. 1764 – 2014. Baue meine Kirche wieder auf.'' Beratzhausen 2014.
* Franz Xaver Staudigl: ''Heimatgeschichtslexikon des Marktes Beratzhausen.'' Markt Beratzhausen, Beratzhausen 1996.
== Weblinks ==
* [https://ift.tt/34FYyIZ Seelsorgeeinheit Beratzhausen-Pfraundorf]
[[Kategorie:Bauwerk in Beratzhausen]]
[[Kategorie:Baudenkmal in Beratzhausen]]
[[Kategorie:Pfarrkirche|Beratzhausen]]
[[Kategorie:Erbaut im 18. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Pfarrkirche des Bistums Regensburg|Beratzhausen]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Regensburg|Beratzhausen]]
[[Kategorie:Barocke Kirche]]
[[Kategorie:Barockbauwerk in Bayern]]
[[Kategorie:Barocke Kirche]]
[[Kategorie: Peter-und-Paul-Kirche]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]]
https://ift.tt/2NM4ol7