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Konary (powiat wołowski)
MGR: Neu Konary, Zuarbeit Hartmut Boettcher
'''Konary''' (powiat wolowski), (konari powiat wolowski, deutsch Kunern, Kreis Wolow, deutsch Wohlau) ist ein Ortsteil der Gemeinde [[Winsko]] (deutsch Winzig) im [[Powiat Wolowski]] (Kreis Wohlau) der Polnischen Woiwodschaft [[Niederschlesien]].
== Geographische Lage ==
Der Ortsteil liegt in Niederschlesien, etwa 13 km nördlich von [[Wolow]] (Wohlau) und 57 km nordwestlich von [[Wroclaw]] (Breslau).
== Geschichte ==
Cunern (später Kunern geschrieben) gehörte zum Herzogtum Wohlau, das bis 1675 von den [[schlesische Piasten|Schlesischen Piasten]] regiert wurde. Danach fiel es als „erledigtes Lehen" an die Krone [[Königreich Böhmen|Böhmen]] und 1742 an das [[Königreich Preußen]]. Dabei kam ein Teil der Orte zum nun kleineren Wohlauer Kreis, der 1815 dem [[Regierungsbezirk Breslau]] zugeordnet, 1818 als Kreis [[Wohlau]] noch einmal anders begrenzt und 1939 „reichseinheitlich" in Landkreis umbenannt wurde. Kunern blieb immer im Kerngebiet um Wohlau. Es bestand aus Ober- und Niederkunern mit 284 (1792) und 319 (1939) Einwohnern. Das Dorf hatte keine eigene Kirche. Die meist evangelischen Christen wurden durch die Pfarrei in Herrnmotschelnitz (ab 1945 Moczydlnica Dworska) seelsorglich betreut, die wenigen Katholiken gehörten zur Pfarrei in Krehlau (ab 1945 Krzelów).
== Franz Carl Achard ==
Das herrschaftliche Gut in Kunern mit fast 670 Hektar Fläche kaufte 1801 [[Franz Carl Achard]], ließ verstärkt die „Weiße schlesische Rübe" anbauen und ein Gebäude zur Rübenverarbeitung errichten. Im März 1802 begann hier die erste Kampagne zur Zuckergewinnung: aus 400 Tonnen Rüben der Vorjahresernte wurden 16 Tonnen Rohzucker (also eine Ausbeute von vier Prozent) gewonnen.<ref>[https://ift.tt/344LrRA Modell der ersten Rübenzuckerfabrik in Kunern (1802-1807) – Ausstellung im Deutschen Technikmuseum Berlin]</ref>
Im März 1807 brannte die Fabrik im Vierten Koalitionskrieg ab und wurde fünf Jahre später durch eine etwas kleinere Anlage ersetzt. Achard bildete weiter an dieser „Lehranstalt für Zuckergewinnung" interessierte Personen aus, musste aber aus gesundheitlichen Gründen im Jahre 1815 aufgeben. Er starb am 20. April 1821 und wurde auf dem evangelischen Friedhof von Herrnmotschelnitz beerdigt. Das Gut blieb noch zwei Generationen im Besitz der Familie und wechselte dann den Eigentümer.<ref>[https://ift.tt/2XJQF33 Bilder zu Herrnmotschelnitz (Moczydlnica Dworska)]</ref>
== Würdigung ==
Achard hatte in seiner Berliner Zeit bis zum Jahre 1800 neben vielen anderen Tätigkeiten und Erfolgen durch gezielte Auslese den Zuckergehalt bei schlesischen Futterrüben von 1,5 auf vier bis fünf Prozent gesteigert. Er entwickelte die Geräte und das Verfahren zur Gewinnung von Zucker aus [[Zuckerrüben|Rüben]] und betrieb ab 1802 in Kunern die dazu gehörige erste funktionsfähige Fabrik der Welt. Damit wurde die Verminderung bzw. Ablösung des Imports von [[Rohrzucker]] (sogen. Kolonialzucker) möglich. Leider breitete sich erst nach 1830 – also über 30 Jahre nach den Anfängen in Kunern - die Rübenzuckerherstellung in Deutschland durch den Bau neuer Fabriken stark aus. Der Verein für die Rüben-Zuckerindustrie des Deutschen Reiches stiftete 1886 einen Denkstein und ließ die Grabstelle Achards in Herrnmotschelnitz restaurieren.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude der Lehr-Zuckerfabrik in Kunern abgerissen. Um 1960 kam es zur Umgestaltung des ehemaligen Geländes: die Grundmauern wurden konserviert, und seit 1964 gibt es eine Keramik-Gedenktafel für Achard mit der Inschrift: An dieser Stelle entstand 1802 die weltweit erste Rübenzuckerfabrik, deren Gründer F. C. Achard war.<ref>[https://ift.tt/2ObeWff Mehrsprachige Gedenktafel für Achard in Kunern, überlassen von Wolanda Jawer]</ref><ref>[https://ift.tt/2XA5jJM Gedenkplatte am Platz der ehemaligen Zuckerfabrik in Kunern]</ref><ref>[https://ift.tt/37pGCEz Achard als Relief am Platz der ehemaligen Zuckerfabrik in Kunern]</ref>
== Literatur (Auswahl) ==
*M. F. G. Leonhardi: Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. Zweyter Band, Halle 1792, S. 537.
*Johann Adam Valentin Weigel: Geographische, naturhistorische und technologische Beschreibung des souverainen Herzogthums Schlesien. Fünfter Theil. Die Fürstenthümer Liegnitz, Wohlau und Glogau, Berlin 1802, S. 114.
*Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Landkreis Wohlau. Diss. Osnabrück 2006.
*Hans-Heinrich Müller, Corné J. Aertssens und Jürgen Wilke: Franz Carl Achard : 1753 – 1821. Biographie. Berlin 2002, 688 S.
== Weblinks ==
* [https://ift.tt/2s0yyd6 Landkreis Wohlau, einges. 6. Nov. 2019]
* [https://ift.tt/35oaX4G Michael Rademacher Dissertation]
* [https://ift.tt/2D6oyS4 Topographische Karte]
== Mit dem Ort verbundene Persönlichkeiten ==
* [[Franz Carl Achard]] (1753–1821), deutscher Naturwissenschaftler, entwickelte und betrieb die erste Fabrik zur Zuckergewinnung aus Rüben
== Einzelnachweise ==
<references />
[[Kategorie:Ort in Polen|Konary]]
== Geographische Lage ==
Der Ortsteil liegt in Niederschlesien, etwa 13 km nördlich von [[Wolow]] (Wohlau) und 57 km nordwestlich von [[Wroclaw]] (Breslau).
== Geschichte ==
Cunern (später Kunern geschrieben) gehörte zum Herzogtum Wohlau, das bis 1675 von den [[schlesische Piasten|Schlesischen Piasten]] regiert wurde. Danach fiel es als „erledigtes Lehen" an die Krone [[Königreich Böhmen|Böhmen]] und 1742 an das [[Königreich Preußen]]. Dabei kam ein Teil der Orte zum nun kleineren Wohlauer Kreis, der 1815 dem [[Regierungsbezirk Breslau]] zugeordnet, 1818 als Kreis [[Wohlau]] noch einmal anders begrenzt und 1939 „reichseinheitlich" in Landkreis umbenannt wurde. Kunern blieb immer im Kerngebiet um Wohlau. Es bestand aus Ober- und Niederkunern mit 284 (1792) und 319 (1939) Einwohnern. Das Dorf hatte keine eigene Kirche. Die meist evangelischen Christen wurden durch die Pfarrei in Herrnmotschelnitz (ab 1945 Moczydlnica Dworska) seelsorglich betreut, die wenigen Katholiken gehörten zur Pfarrei in Krehlau (ab 1945 Krzelów).
== Franz Carl Achard ==
Das herrschaftliche Gut in Kunern mit fast 670 Hektar Fläche kaufte 1801 [[Franz Carl Achard]], ließ verstärkt die „Weiße schlesische Rübe" anbauen und ein Gebäude zur Rübenverarbeitung errichten. Im März 1802 begann hier die erste Kampagne zur Zuckergewinnung: aus 400 Tonnen Rüben der Vorjahresernte wurden 16 Tonnen Rohzucker (also eine Ausbeute von vier Prozent) gewonnen.<ref>[https://ift.tt/344LrRA Modell der ersten Rübenzuckerfabrik in Kunern (1802-1807) – Ausstellung im Deutschen Technikmuseum Berlin]</ref>
Im März 1807 brannte die Fabrik im Vierten Koalitionskrieg ab und wurde fünf Jahre später durch eine etwas kleinere Anlage ersetzt. Achard bildete weiter an dieser „Lehranstalt für Zuckergewinnung" interessierte Personen aus, musste aber aus gesundheitlichen Gründen im Jahre 1815 aufgeben. Er starb am 20. April 1821 und wurde auf dem evangelischen Friedhof von Herrnmotschelnitz beerdigt. Das Gut blieb noch zwei Generationen im Besitz der Familie und wechselte dann den Eigentümer.<ref>[https://ift.tt/2XJQF33 Bilder zu Herrnmotschelnitz (Moczydlnica Dworska)]</ref>
== Würdigung ==
Achard hatte in seiner Berliner Zeit bis zum Jahre 1800 neben vielen anderen Tätigkeiten und Erfolgen durch gezielte Auslese den Zuckergehalt bei schlesischen Futterrüben von 1,5 auf vier bis fünf Prozent gesteigert. Er entwickelte die Geräte und das Verfahren zur Gewinnung von Zucker aus [[Zuckerrüben|Rüben]] und betrieb ab 1802 in Kunern die dazu gehörige erste funktionsfähige Fabrik der Welt. Damit wurde die Verminderung bzw. Ablösung des Imports von [[Rohrzucker]] (sogen. Kolonialzucker) möglich. Leider breitete sich erst nach 1830 – also über 30 Jahre nach den Anfängen in Kunern - die Rübenzuckerherstellung in Deutschland durch den Bau neuer Fabriken stark aus. Der Verein für die Rüben-Zuckerindustrie des Deutschen Reiches stiftete 1886 einen Denkstein und ließ die Grabstelle Achards in Herrnmotschelnitz restaurieren.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude der Lehr-Zuckerfabrik in Kunern abgerissen. Um 1960 kam es zur Umgestaltung des ehemaligen Geländes: die Grundmauern wurden konserviert, und seit 1964 gibt es eine Keramik-Gedenktafel für Achard mit der Inschrift: An dieser Stelle entstand 1802 die weltweit erste Rübenzuckerfabrik, deren Gründer F. C. Achard war.<ref>[https://ift.tt/2ObeWff Mehrsprachige Gedenktafel für Achard in Kunern, überlassen von Wolanda Jawer]</ref><ref>[https://ift.tt/2XA5jJM Gedenkplatte am Platz der ehemaligen Zuckerfabrik in Kunern]</ref><ref>[https://ift.tt/37pGCEz Achard als Relief am Platz der ehemaligen Zuckerfabrik in Kunern]</ref>
== Literatur (Auswahl) ==
*M. F. G. Leonhardi: Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. Zweyter Band, Halle 1792, S. 537.
*Johann Adam Valentin Weigel: Geographische, naturhistorische und technologische Beschreibung des souverainen Herzogthums Schlesien. Fünfter Theil. Die Fürstenthümer Liegnitz, Wohlau und Glogau, Berlin 1802, S. 114.
*Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Landkreis Wohlau. Diss. Osnabrück 2006.
*Hans-Heinrich Müller, Corné J. Aertssens und Jürgen Wilke: Franz Carl Achard : 1753 – 1821. Biographie. Berlin 2002, 688 S.
== Weblinks ==
* [https://ift.tt/2s0yyd6 Landkreis Wohlau, einges. 6. Nov. 2019]
* [https://ift.tt/35oaX4G Michael Rademacher Dissertation]
* [https://ift.tt/2D6oyS4 Topographische Karte]
== Mit dem Ort verbundene Persönlichkeiten ==
* [[Franz Carl Achard]] (1753–1821), deutscher Naturwissenschaftler, entwickelte und betrieb die erste Fabrik zur Zuckergewinnung aus Rüben
== Einzelnachweise ==
<references />
[[Kategorie:Ort in Polen|Konary]]
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