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Bürgerwache Saulgau
Bürgerwache Saulgau 1239 e.V.: Artikel zur Korpsversammlung wurde nachgetragen
Die '''Bürgerwache Saulgau''' ist eine [[Bürgerwehr]] mit wurzeln bis zur Verleihung der [[Stadtrecht|Stadtrechte]] Saulgaus im Jahre 1239. Sie besteht heute in der Rechtsform eines eingetragenen Vereines in [[Bad Saulgau]] in der Region [[Oberschwaben]].
== Aufgaben der Bürgerwache Saulgau ==
Die Bürgerwache Saulgau erinnert an das wehrhafte Bürgertum des Mittelalters bis hin zum [[Erster Weltkrieg|ersten Weltkrieg]]. Im Mittelalter waren Wehren und Garden sehr wichtig für die Sicherheit der Städte. Zum Schutz vor Plünderungen durch die im Mittelalter gefürchteten und berüchtigten Gruppierungen gab es auch in Saulgau eine allgemeine Wehrpflicht für alle Bürger der Stadt. Diese Zeit ist allerdings in unserer modernen Zeit vorbei. Die Herstellung der Sicherheit unserer Städte wurde von der [[Polizei (Deutschland)|Polizei]] übernommen.
Heute wird die Bürgerwache ausschließlich für repräsentative Zwecke eingesetzt. Ob bei kirchlichen und weltlichen Feste innerhalb der Stadt Bad Saulgau, oder über die Grenzen Bad Saulgaus hinaus sind Bad Saulgaus "Bürger im Buten Rock" im repräsentativen Einsatz. Bei Staatsbesuchen, Jubiläen in Städten und im Land, oder im benachbarten Ausland ist das Bad Saulgauer Bürgerwachbataillon als Botschafter der Stadt Bad Saulgau, des Landes [[Baden-Württemberg|Baden - Württemberg]] und der [[Bundesrepublik Deutschland]] weithin bekannt.
Ganz besonders eng verbunden ist die Bürgerwache mit dem [[Haus Württemberg]], wo bei Freud und Leid auf feierliche Art der königlichen Familie seit vielen Jahrzehnten die Referenz erwiesen wird wie z.B. Begräbnissen, Verlobungen, Hochzeiten, Geburtstagen, Jubiläen und wichtigen Empfängen des Hauses Württemberg.
War einst die Bürgerwehr eine dem Bürgerschutz und dem Gut dienende, wehrhafte Gemeinschaft der Stadt, so sind heute die wehrhaften Einsätze glücklicherweise vorbei und die Aufgaben der Bürger im bunten Rock haben sich auf Repräsentation und Kameradschaft verlagert. Diese Gemeinschaft von Bürgern aus Bad Saulgau, welche die Tradition des historischen, wehrhaften Bürgertums weitertragen, hat sich nun andere Aufgaben gegeben:
* Sie repräsentiert die Stadt Bad Saulgau im In- und Ausland.
* Sie steht für die fast achthundertjährige geschichtliche Vergangenheit des wehrhaften [[Bürgertum|Bürgertums]] der Stadt Bad Saulgau.
* Sie dient der Erhaltung heimatlichen [[Kulturgut|Kulturgutes]] sowie der Pflege des historischen [[Brauchtum|Brauchtums]].
* Sie setzt sich dafür ein, dass die Entwicklung des städtischen Bürgertums zur Verantwortung für das Gemeinwesen in der Bürgerschaft bestehen bleibt.
* Sie hat heute die Aufgabe, weltliche Anlässe und kirchliche Hochfeste durch das Mitwirken in historischer Uniform zu begleiten und damit dem Geschehen eine besondere Note zu geben.
* Sie ist darüber hinaus auch außerhalb unserer Stadtgrenzen aktiv und beteiligt sich mit Auftritten im In- und Ausland.
* Sie ist einer von insgesamt 33 Mitgliedsvereinen im „Landesverband hist. Bürgerwehren und Stadtgarden [[Württemberg]] und [[Hohenzollernsche Lande|Hohenzollern]]".
* Sie ist einer von insgesamt über 80 Mitgliedsvereinen aus ganz Europa der „Union der europäischen wehrhistorischen Gruppen ([http://www.uewhg.org/ UEWHG])" mit Sitz in Wien.
== Aufstellung, Uniform und Ausrüstung der Bürgerwache Saulgau ==
=== Aufstellung ===
Das heutige [[Bataillon|Bürgerwachbataillon]] besteht aus [[Spielmannszug]], [[Musikkorps]] ([https://ift.tt/2jFNJkE Stadtmusik Bad Saulgau]) und [[Kompanie (Militär)|Kompanie]] (2 [[Zug (Militär)|Züge]]) in einer Ausrückstärke von ca. 150 Mann.
==== Spielmannszug der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> ====
In Ihrer Korpsversammlung am 02. Mai 1953 im Gasthaus Bierhalle hat die Bürgerwache Saulgau den Spielmannszug wieder gegründet.
Erster Tambourmajor war Alfons Vetter. Vor dem 2. Weltkrieg gab es bereits eine Form des Spielmannszuges, der aber auf 7 Mitglieder begrenzt war. Der heutige Spielmannszug ist seit Wiedergründung deutlich stärker besetzt.
Im Spielmannszug werden seit Wiedergründung die Instrumente der kleinen [[Marschtrommel]], der [[Piccoloflöte]] (Pfeife) die [[große Trommel]] und die [[Becken (Musikinstrument)|Becken]] gespielt und ausgebildet.
In den 1960er Jahren kam dank eines großzügigen Spenders die [[Lyra (Glockenspiel)|Lyra]] hinzu.
Parallel zu der Piccoloflöte erlernen die „Pfeiffer" auch die Kunst des [[Horn (Instrument)|Hornspielens]]. Immer mal wieder ist in den Straßen von Bad Saulgau einer der Hornmärsche zu hören.
Der Spielmannszug ist nicht nur das ganze Jahr über mit der Bürgerwache unterwegs, sondern ist auch fester Bestandteil der Saulgauer [[Schwäbisch-alemannische Fastnacht|Fasnet]]. Hier Rückt der Spielmannszug in einer eigenen Fasnetsuniform aus.
===== Jugendspielmannszug der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> =====
Die Vorstandschaft der Bürgerwache erkannte die Problematik, wenn der Spielmannszug der Bürgerwache weit in die Zukunft hinein erhalten werden soll, muss eine permanent betriebene aktive Nachwuchsausbildung geschaffen werden.
Karl-Heinz Schad, Karl Vogt und der damalige Tambourmajor Franz Hämmerle trainierten den „Kinderfestspielmannszug", der dann aus organisatorischen Gründen von der Bürgerwache übernommen wurde. 1965 wurde der Jugendspielmannszug der Bürgerwache Saulgau gegründet. Es wurde um Buben geworben, die Trommel oder Pfeife lernen und in der Gemeinschaft zusammen musizieren wollten. So kamen nach und nach eine ganz stattliche Anzahl von Buben ab ca. 7 Jahren zusammen.
Die Ausbildung stand unter der Leitung des aktiven Tambourmajors der Bürgerwache und Spielleuten als unentgeltliche Ausbilder. Zwei mal in der Woche wurde geprobt. Das Probenlokal war die alte Werkstatt hinter der Realschule. Im Erdgeschoss probten die Trommler, im Obergeschoss die Pfeifer. Als „Uniformierung" trugen die Buben kurze Lederhosen, ein weißes Hemd und ein rotes Halstuch.
Die offiziellen Ausrücken beschränkten sich anfangs eigentlich nur auf das Bächtlefest. Der Jugendspielmannszug war in kurzer Zeit bis zu 40 Mann stark und qualitativ sehr gut ausgebildet. Es war Zeit, diesen starken Jugendspielmannszug so zu kleiden, dass bei den verschiedensten Anlässen das richtige „Outfit" vorhanden ist. Es sollte zu Heimatpflege, Traditionen und Brauchtum passen. Damit wurde die bis jetzt bekannte Burschentracht gewählt. Dreispitz, weißes Hemd, schwarzes, schmales Band zur Masche gebunden, rote Weste und blauer Burschenrock. Dazu wurden weiße Kniestrümpfe und schwarze Leder-Kniebundhosen sowie schwarze Halbschuhe gewählt. Diese „Uniform" hat unverändert bis heute Bestand und passt für diesen Jugendspielmannszug und seine Auftritte zum Stil der Brauchtumsstadt Bad Saulgau.
Der Jugendspielmannszug war immer äußerst aktiv auch an der Brauchtumsfasnet in der Heimatstadt aber auch bei Narrentreffen in der gesamten Region als beliebter Klangkörper für die „Springnarren" dabei. Die Kinder bekamen nun ein „Fasnetshäs" in Form von oberschwäbischem Bauernkittel in blau und weinrot sowie einer roten schwäbischen Zipfelmütze. Dies war das „abgelegte" Fasnetskleid des Bürgerwachspielmannzuges, der im gleichen Zug eine neue „Fasnetsuniform" bekam. Es war eine sehr gute Überbrückungslösung, absolut passend zur schwäbisch-alemannischen Fasnet. Als nun Gelder angespart und von Sponsoren unterstützt, zur Verfügung waren, konnte dem Jugendspielmannszug ein neues, hochwertiges „Fasnetshäs" angeschafft werden. Dies ist ein Kittelrock in blau und grau mit Stickereien verziert, dazu als Kopfbedeckung eine weite blaue Zipfelmütze. Die Beinkleider bestehen aus privaten Jeans-Hosen. Das ist heute noch das aktuelle Fansets-Outifit für diese „starke junge Gruppe".
Die Instrumentierung besteht aus „Pfeifen" (Es-Querflöten ohne Klappen), Trommeln (Marschtrommeln), Lyra und Schlagzeug (große Trommel und Becken).
Die Ausbildung übernimmt die Bürgerwache. Ausbilder sind aktive Spielleute des Bürgerwachspielmannszuges, die eigentlich alle selbst von klein auf einmal im Jugendspielmannszug waren und dort ihre musikalische Heimat gefunden hatten.
Nicht nur proben, üben und einstudieren von Traditions-, Fasnetsmärschen und Schunkelliedern soll die einzige Tätigkeit sein, es sind auch die so wichtigen Auftritte das Ziel und der Erfolg einer jeden Ausbildung.
Der Jugendspielmannszug ist ein sehr beliebter Partner des Heimat- und Trachtenvereins, wo beim Erntedank in Bad Saulgau und bei Auswärtsbesuchen die Kinder den Trachtenverein begleiten. Ebenso an der Brauchtumsfasnet in Bad Saulgau wie auch in anderen Narrenstädten stärkt er die Aktivitäten der Dorauszunft.
Dreikönigsitzung, Seniorennachmittag an Fasnet sowie Auftritte an Brunnen- und Museumsfest sind Termine, für die dieser Jugendspielmannszug immer sein Bestes gibt. Dazu gehört aber auch das große Heimatfest in Bad Saulgau - das Bächtlefest. Dort spielt er beim Seniorennachmittag und natürlich auch um sechs Uhr in der Früh wie der Bürgerwachspielmannszug das Wecken für die Bürger. Beim Bächtleumzug begleitet er wieder den Heimat- und Trachtenverein.
Zwischen den Proben und Ausrücken gibt es natürlich auch Freizeitaktivitäten. Begonnen haben diese mit Ausflügen an den Bodensee, Besuche des Europaparks in Rust und Spielnachmittage mit Überraschungen sowie Abenteuer-Zeltlager im Donautal. In jüngster Zeit, erstmals 2007, bietet die Bürgerwache für Jung und Alt sowie für den Jugendspielmannszug den Familientag an, wo Spiele, Unterhaltung und Spaß für alle geboten wird.
Zum Jahresabschluss zeigt der Jugendspielmannszug den Eltern und Gästen bei Kaffee und Kuchen, Tombola, Nikolausbesuch sein Können und die jungen Spielleute nehmen Geschenke und Aufmerksamkeiten mit nach Hause.
Der Jugendspielmannszug in dieser Art ist einzigartig in Oberschwaben. Buben und Mädchen ab 7 Jahren (nach Eignung) bilden diese „starke Junge Gruppe". Träger ist ein Brauchtums- und Traditionsverein aus Bad Saulgau, die Bürgerwache Saulgau 1239 e.V. .
==== Musikkorps der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> ====
Das Musikkorps der Bürgerwache Saulgau bildet traditionsgemäß die Stadtmusik Bad Saulgau e.V.. Als kooperatives Mitglied der ersten Stunde ist die Stadtmusik im Bunten Rock als Musikkorps fester Bestandteil des Bürgerwachbataillons.
Mit der Stadtmusik hat die Bürgerwache einen qualitativ hochwertigen und verlässlichen Partner in Sachen Musik. Von der klassischen Marschmusik bei den Umzügen bis hin zur leichten, modernen Musik bei Serenaden zeigt die Stadtmusik auch in der Bürgerwachuniform ihr können.
Gemeinsam mit dem Spielmannszug zelebrieren die Musikerinnen und Musiker des Musikkorps den großen Zapfenstreich sowohl zu Hause an St. Johanni, sowie auch auswärts z.B. im Rahmen der Union der europäischen wehrhistorischen Gruppen.
Ein besonderes Highlight für viele Saulgauer ist, wenn das Bürgerwachbataillon am Bächtlefest unter den gemeinsamen Klängen von Spielmannszug und Musikkorps durch die historische Altstadt marschiert.
==== Kompanie der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> ====
Jedes Bataillon besteht seit je her aus mehreren Zügen. So auch die Bürgerwache Saulgau. Neben Spielmannszug und Musikkorps gibt es den bewaffneten Teil der Bürgerwache, die Kompanie.
Die Kompanie der Bürgerwache besteht aus 2 Zügen. Geleitet wird der erste Zug durch den Oberleutnant und stellvertretenden Kommandanten und der 2. Zug durch den Leutnant.
In der Formation werden die Züge durch die jeweilige Zugfahne, getragen von einem Fähnrich, mit je zwei Fahnenbegleitern angeführt.
==== Kommando und Verwaltungsrat ====
Wie in jedem Verein gibt es auch in der Bürgerwache einen Vorstand und die Vorstandschaft.
Bei der Bürgerwache wird vom Kommando und vom Verwaltungsrat gesprochen. Der Vorsitzende ist der Hauptmann und dessen Stellvertreter ist der Oberleutnant.
Der Verwaltungsrat setzt sich aus den ständigen und nichtständigen Mitgliedern zusammen. Die ständigen Mitglieder sind: Der Hauptmann und Kommandant, der sellvertretende Kommandant und zugleich Zugführer I. Zug, der Zugführer II. Zug, der Kompanniefeldwebel und der Tambourmajor. Die nichtständigen Mitglieder sind bis zu 4 weitere aktive Mitglieder. Der Kassierer, der Schriftführer und der Fourier (Zeugwart) werden aus den Reihen des gesamten Verwaltungsrates gewählt, wobei der Hauptmann und Kommandant keine Personalunion eingehen darf. In Ausnahmefällen kann der Kassierer auch zusätzlich aus den Reihe der aktiven und passiven Mitglieder gewählt werden. Diese Person gehört dann kraft Amtes als Kassier dem Verwaltungsrat als nicht ständiges Mitglied an.
Die Amtszeit für ständige Verwaltungsräte beträgt 5 Jahre, die für nichtständige Verwaltungsräte beträgt 3 Jahre.
{| class="wikitable"
|+Kommando und Verwaltungsrat<ref></ref>
! colspan="2" |Das Kommando und der Verwaltungsrat setzen sich wie folgt zusammen:
|-
|[[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]] und [[Kommandant]] (1. Vorsitzender)
|Dirk Riegger
|-
|[[Oberleutnant]] und stellv. Kommandant / [[Zugführer]] 1. Zug
|Uwe Schmid
|-
|[[Leutnant]] / Zugführer 2. Zug
|Gerd Lüdtke
|-
|Leutnant (zbV) / [[Presse- und Informationsoffizier|Presseoffizier]]
|Ralf Wäscher
|-
|[[Oberfeldwebel]] / [[Kompaniefeldwebel]]
|Armin Schmid
|-
|[[Feldwebel]] / [[Tambourmajor]] des Spielmannszuges
|Manfred Maier
|-
|Feldwebel / [[Fourier (Militär)|Fourier]]
|Hubert Wachter
|-
|Kassiererin
|Rosita Brändle
|-
|[[Unteroffizier]] / Schriftführer & Waffenunteroffizier
|Gerhard Dudik
|-
|Unteroffizier / Verwaltungsrat
|Andreas Brändle
|-
|Unteroffizier / Verwaltungsrat
|Roland Eberhart
|-
|Unteroffizier / Verwaltungsrat
|Bendedikt Schwendele
|-
|[[Gefreiter]] / Verwaltungsrat
|Maximilian Nerlich
|}
=== Uniform und Ausrüstung ===
In der Bürgerwachsatzung vom 25.Juli 1857 wird folgende Uniformierung festgelegt<ref></ref>:
[[Kaskett]] als Kopfbedeckung mit gelbem Panzerband und grünem Busch, dunkelgrüner [[Waffenrock]] mit gelben Knöpfen und hellgrünen Aufschlägen und Kragen, sowie dunkelgrüne Achselklappen. Hose grau mit Streifen grün pasboliert, [[Muskete]] mit [[Bajonett]].
Im Jahre 1884 wurde Die Bürgerwache Saulgau neu uniformiert. Die Uniform von 1884 ist angelehnt an das damalige Linienmiliär.
Die Kopfbedeckung ist ein Lederhelm mit goldenen Beschlägen, dem Stadtwappen und goldener Schuppenkette sowie einem weißen Roßhaar-Helmbusch. Der Waffenrock ist zweireihig geschlossen in dunkelgrün mit hellgrünen Aufschlägen. Die Tuchhose ist grau mit grünem Streifen. Die Kompanie ist bewaffnet mit einem "schweizer Ordonanzgewehr" ([[Karabiner 31]]) und Bajonett.
==== Fahnen ====
Die Bürgerwache Saulgau verfügt seit je her über 2 Fahnen. Jeder der beiden Züge wird von einer Fahne mit 2 Fahnenbegleiter angeführt. In den Protokollen ist folgendes nachvollziehbar:
Am 29. Mai 1859 findet die Fahnenweihe statt. Obwohl Saulgau mittlerweile württembergisch war, wurde bei den Feierlichkeiten auch die österreichische Nationalhymne gespielt.
Eine neue Bataillonsfahne wurde 1982 durch Feldkurat Paul Reck geweiht. Diese hat eine bestehende Fahne ersetzt. Sie wurde in der Benediktinerinnenabtei Habsthal künstlerisch gefertigt und zusammen mit der Patenwehr Mengen, verschiedenen Abordnungen und hohen Ehrengästen festlich in den Dienst gebracht.
== Ausrücken / Jahresablauf ==
Die Bürgerwache Saulgau hat über das Jahr verteilt 6 wichtige Termine in Bad Saulgau:
=== Fronleichnam<ref></ref> ===
Das [[Fronleichnamsfest]] oder Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi ist ein Hochfest im [[Kirchenjahr]] mit dem die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird.
Das Datum des Fronleichnamsfestes ist vom beweglichen Osterfestkreis abhängig. Das Fest wird am Donnerstag nach dem ersten Sonntag nach Pfingsten, dem Dreifaltigkeitsfest, begangen (am 60. Tag nach dem Ostersonntag) und fällt somit frühestens auf den 21. Mai und spätestens auf den 24. Juni.
Auch in Bad Saulgau wird dieses kirchliche Hochfest entsprechend begangen. Die Bürgerwache rahmt dieses Hochfest traditionsgemäß in Bad Sauglau ein. Während des Gottesdienstes in der St. Johanneskirche formiert sich das Bürgerwachbataillon auf dem Marktplatz und schießt bei der Wandlung zu Ehren Jesu Christi einen Ehrensalut auf dem Marktplatz.
Die Anschließende Prozession der Kirchengemeinde durch die Altstadt wird von dem Bürgerwachbataillion im Prozessionsmarsch angeführt. Dabei wird an 3 Stationen halt gemacht und die Kirchengemeinde betet und singt gemeinsam mit dem Dekan / Pfarrer. Dabei wird die Kirchengemeinde von dem Musikkorps der Bürgerwache (Stadtmusik Bad Saulgau) musikalisch unterstützt.
Wieder auf dem Marktplatz angekommen, findet nach dem Schluss-Segen die Fahnenparade durch die Bürgerwache statt.
=== St. Johanni<ref></ref> ===
Das Kirchenpatrozinium St. Johanni ist dem Patron der Stadtpfarrkirche Johannes der Täufer gewidmet. Das Kirchenpatrozinium nimmt die Bürgerwache seit je her zum Anlass ihr Jahresfest zu feiern. So werden zu diesem Termin die Freunde und Gönner der Bürgerwache ale Ehrengäste eingeladen.
Am Vorabend des Patroziniums, Samstagabend, zelebriert das Bürgerwachbataillon den [[Großer Zapfenstreich|Großen Zapfenstreich]] auf dem Marktplatz. Das Abendgebet des Soldaten ist die richtige Einstimmung auf das Kirchenpatrozinium und das Jahresfest der Bürgerwache. Nach dem Großen Zapfenstreich sind die Freunde und Gönner aus Stadt, Land und Bund als Dankeschön für ihre Unterstützung das ganze Jahr durch zum "Empfang der Ehrengäste" in das Stadtforum eingeladen.
Am Sonntag, also am Tag des Kirchenpatroziniums beginnt der Tag für den Spielmannszug der Bürgerwache um 6.00 Uhr mit dem "Wecken". Die Damen und Herren des Spielmannszug ziehen mit klingendem Spiel durch Bad Saulgaus Altstadt und die angrenzenden Gebiete, damit auch keine Bürgerin und kein Bürger das Kirchenpatrozinium verschläft.
Bevor der Gottesdienst zum Kirchenpatrozinium in der St. Johanneskirche beginnt, marschiert das Bürgerwachbataillon und die Abordnungen der befreundeten Wehren auf dem Marktplatz auf. Nach dem Aufmarsch und dem Abholen der beiden Fahnen findet der Vorbeimarsch vor dem Buchauer Amtshaus statt. Die Bürgerwache Saulgau, die Stadtgarde zu Pferd und die befreundeten Abordnungen begrüßen durch dieses Defilee die Ehrengästen und zeigen sich dadurch bei ihnen erkenntlich. Nach dem Defilee formiert sich die Ehrenformation erneut auf dem Marktplatz. Bevor der Gottesdienst nun beginnt, werden die verdienten "Bürger im Bunten Rock" für ihre langjährigen Verdienste mit Orden und Ehrennadeln der Bürgerwache Saulgau und des Landesverbandes der Wehren und Garden Württemberg - Hohenzollern geehrt. Zum Festgottesdienst ziehen die Anwesenden Fahren mit Begleiter in die Kirche ein.
Nach dem Festgottesdienst findet auf dem Marktplatz erneut eine Fahnenparade statt. Dabei werden die Fahnen abgegeben, was soviel symbolisiert, dass das Ausrücken beendet ist. Im Anschluss an die Feierlichkeiten lädt die Bürgerwache Freunde, Gönner, Gäste und die ganze Bevölkerung zum Frühschoppen in das Parkhaus in der Lindenstraße ein. Dort gibt das Musikkorps der Bürgerwache Saulgau (Stadtmusik Bad Saulgau) ihr Frühschoppenkonzert für die Bevölkerung.
==== Großer Zapfenstreich<ref></ref> ====
Über die Entstehung des Zapfenstreiches gibt es verschiedene Erklärungen, über deren Richtigkeit sich die Forscher nicht ganz einig sind. Einer davon sagt, das Wort „Zapfenstreich" sei hergeleitet von dem Tannenzapfen, der Früher als Zeichen der Gastwirtschaften am Hause hing und abends „gestrichen", d. h. abgenommen werden musste zum Zeichen der Schankruhe. Wahrscheinlicher ist die Erklärung, dass zu den Zeiten der Landsknechte in den Marketendereien der Zapfen (Spund) zum Zeichen der Abendruhe in das Fass geschlagen wurde. Hierzu hatte der Hornist ein Signal zu blasen, das dann später von den verschiedenen Truppenteilen übernommen wurde. Aus diesem Signalblasen hat sich der sog. „Kleine Zapfenstreich" entwickelt.
Die neuere Deutung des Wortes „Zapfenstreich" beruft sich mehr auf die Deutung des Wortes „Streich" = Schlag, also den Trommelstreich. In alten Reglements werden Trommelmärsche, z. B. der Trauermarsch als „Totenstreich", zum Kirchgang als „Kirchenstreich", oder das Signal bei Feueralarm als „Feuerstreich" bezeichnet. So erklärt sich die Bezeichnung „Zapfenstreich" für das Trommelsignal zum Einschlagen des Zapfens ins Fass, besonders wenn man berücksichtigt, dass die Trommel bei den Fußtruppen bedeutend früher ihren festen Platz hatte als etwa das Horn, das einst den Reitern und sogar zeitweise nur einer Trompeterzunft vorbehalten war.
In Preußen: nach der großen Schlacht von Großgörschen am 2. Mai 1813. Ein ehemaliger Stabsmusikmeister berichtete, dass König Friedrich Willhelm III. v. Preußen am Abend der Schlacht von Großgörschen, mit dem Zaren Alexander I. v. Russland den russischen Zapfenstreich hörte, der den König so ergriffen habe, dass er die Einführung in die preußische Armee befahl. Für das Gebet wurde der Choral „Ich bete an die Macht der Liebe" mit dem 4. Vers „Für dich sei ganz mein Herz und Leben" in der Vertonung von Dimitri Bortiansky zugrunde gelegt. Nach der Verfügung des Oberkommandos der Wehrmacht vom 15. Juli 1944 trat an Stelle des Chorals das Lied „Die Himmel rühmen" von Ludwig van Beethoven. Die Auffassung, dass das „Niederländische Dankgebet" zum „Großen Zapfenstreich gehöre, trifft nicht zu. Im Jahre 1835, bei der Parade von Kalisch, wurde der „Große Zapfenstreich" von etwa 4000 Musikern und Sängern der preußischen und russischen Truppenteile vorgetragen.
In der zaristischen Armee, die den Anlass zur Einführung des „Großen Zapfenstreiches" in Preußen gab, bestand die Sitte, dass der wachhabende Unteroffizier beim Zapfenstreich „stillgestanden" kommandierte und laut das „Vaterunser" betete, während die Kopfbedeckung abgenommen wurde. Bei den Kosaken wurde das „Vaterunser" beim gleichen Anlass meist gemeinsam gesungen. Der „Große Zapfenstreich" hat also vorwiegend religiösen Charakter, gewissermaßen als „Abendgebet des Soldaten". Auch die Ordre des Königs geht davon aus, wenn sie u. a. sagt: „... und es mein Wille ist, dass meine Truppen auch in Hinsicht auf die Gottesverehrung keiner anderen Macht nachstehen sollen". Später tauchte der Gedanke auf, den „Großen Zapfenstreich" als Abschluss von militärischen Großkonzerten zu spielen. Diesen Gedanken setzte der kgl. Musikdirektor aller preußischen Gardemusikkorps, Wilh. Fr. Wieprecht (1808 bis 1872) in die Tat um. Mit 16 Infanterie-Musikkorps, 18 Kavallerie-Trompeterkorps sowie 200 Spielleuten spielte Wieprecht 1838 in Berlin im Beisein von König Friedrich Wilhelm III. und Zar Nikolaus I. den „Preußischen Großen Zapfenstreich".
Abgesehen davon, dass auch andere Nationen ihren eigenen Zapfenstreich haben, gab es in einzelnen deutschen Staaten besondere Zapfenstreiche. Einer der ältesten und noch bekannten ist der Zapfenstreich des Schwäbischen Kreises aus dem Jahre 1700. Auch der „Alte Zapfenstreich der k. u. k. Armee" stammt aus dieser Zeit, möglicherweise wurde er schon im 30-jährigen Krieg gespielt. Interessant dürfte sein, dass auch Beethoven und C. M. v. Weber (für Sachsen) Zapfenstreiche komponierten. Der „Bayrische Große Zapfenstreich" beispielsweise, wird z. T. heute noch gespielt. Auch das kleine Ländchen Hohenzollern hatte einen eigenen „Großen Zapfenstreich", der aber leider verloren ging. Sogar manche Regimenter hatten früher eigene Zapfenstreichsignale, die dann alle im Zuge der Vereinheitlichung verschwanden.
Die Tradition wurde bis zum Ende des zweiten Weltkrieges fortgeführt und lebte dann auch wieder bei der neuen Bundeswehr wieder auf. Erstmals nach Kriegsende wurde bei der Übernahme von Grenzjägern in Bonn der „Große Zapfenstreich" von der Bundeswehr wieder aufgeführt.
=== Bächtlefest<ref></ref> ===
Das Bächtlefest in Bad Saulgau zählt zu den 3 größten Heimatfesten in der Region. Es beginnt jedes Jahr am Donnerstag mit dem Faßanstich und findet den Höhepunkt am Montag beim Festumzug.
Die Bürgerwache ist fester Bestandteil dieses Festumzuges und stellt den Abschluss des historischen Teils dar. In unregelmäßigen Abständen gestaltet die Bürgerwache Saulgau in Zusammenarbeit mit dem Bürgerausschuss die Serenade am Bächtlefest Samstag.
=== Jahrtag der Traditionsvereine<ref></ref> ===
Bürgerwache Saulgau, Stadtgarde zu Pferd Saulgau, Stadtmusik Bad Saulgau, Heimat und Trachtenverein Bad Saulgau und die Kolpingsfamilie gedenken an dem Jahrtag der Traditionsvereine ihrer verstorbenen Freunde, Gönner und Mitglieder.
Bei einem feierlich gestalteten Gottesdienst gedenken die Traditionsvereine ihrer verstorbenen Freunde, Gönner und Mitglieder. Die Stadtmusik Bad Saulgau gestaltet den feierlichen Gottesdienst musikalisch.
Im Anschluss an den Gottesdienst treffen sich die Traditionsvereine im katholischen Gemeindehaus zur gemeinsamen Einkehr. Dabei werden Bilder oder Filme von vergangenen Ausrücken der Bürgerwache gezeigt. In der Regel wird in dieser Form das vergangene Jahr in Bild und Ton zusammengefasst. Aber auch ein Blick in die Vergangenheit ist hin und wieder dabei.
<u>Er ist neben der Korpsversammlung das einzige offizielle Treffen der Bürgerwache, das in Zivil stattfindet.</u>
=== Volkstrauertag<ref></ref> ===
Der Volkstrauertag ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Er wird zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und erinnert an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft und Terror auf der ganzen Welt.
In Bad Saulgau ist die Bürgerwache an diesem Gedenktag ebenfalls aktiv beteiligt. Im Prozessionsmarsch setzt sich das Bürgerwachbataillon gemeinsam mit [[Bürgermeister|Bürgermeister/in]], [[Gemeinderat (Deutschland)|Gemeinderäte]], [[Reservistenkameradschaft|Reservistenkammeradschaft]] vom DRK Heim auf den Friedhof in Bewegung. Auf dem Friedhof findet die Gedenkstunde an die Opfer von Gewaltherrschaft und Terror statt. Schülerinnen und Schüler des Schulverbunds Bad Saulgau regen mit ihren Texten zum nachdenken an.
Das Musikkorps der Bürgerwache (Stadtmusik Bad Saulgau) und der Männerchor Bad Saulgau umrahmen die Gedenkfeier musikalisch. Zum Lied "[[Der gute Kamerad]]" werden von der Kompanie der Bürgerwache Saulgau 3 Salven [[Ehrensalut]] für alle Opfer von Gewaltherrschaft und Terror geschossen. Beendet wird die Gedenkfeier mit dem "Vater unser.."
=== Korpsversammlung<ref></ref> ===
Wie in jedem Verein muss einmal im Jahr eine Jahreshauptversammlung abgehalten werden. Diese heißt bei der Bürgerwache Saulgau Korpsversammlung.
An der Korpsversammlung lassen Kommando und Verwaltungsrat das vergangene Geschäftsjahr revue passieren und legen den Mitgliedern Rechenschaft ab.
Des Weiteren finden Totenehrung, Wahlen, Beförderungen und Ehrungen statt. Der Haushaltsplan sowie die finanzielle Lage des Vereins wird ebenfalls bekannt gegeben.
<u>Sie ist neben dem Jahrtag der Traditionsvereine das einzige offizielle Treffen der Bürgerwache, das in Zivil stattfindet.</u>
== Geschichte der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> ==
Eng verbunden mit der Geschichte der Stadt Bad Saulgau ist auch das wehrhafte Bürgertum der Stadt. Dieses lebt bis in die heutige Zeit weiter in der Bürgerwache Saulgau.
=== 1239 - 1617 ===
Seit die Bewohner Saulgaus in einer Schussenrieder Urkunde von 1239 Als "civibus de Sulgen" (Bürger von Saulgau) benannt wurden kann davon Ausgegangen werden, dass die damaligen und alle nachfolgenden Bewohner der Stadt ihr Gemeinwesen nach außen verteidigten und im Inneren für Ordnung sorgten. [[Bürger]] im engeren Sinne gab es früher nur in [[Burg|Burgen]] - so beweist es eine Urkunde vom Jahre 1249, die "in burgo Sulgen", der ummauerten Stadt ausgestellt wurde.
In dieser Zeit waren die Stadtbürger verpflichtet, einen [[Harnisch]] und einen [[Spieß]] zu besitzen. Ursprünglich wohl dazu gedacht, die Stadt im Konfliktfall zu verteidigen, musste die Saulgauer Bürgermiliz auf Befehl der Landesherren aber auch auswärts Waffendienst leisten.
Seit 1299 gehörte Saulgau zu [[Österreich]]. Landesfürst Friedrich der schöne stritt mit [[Ludwig der Bayer|Ludwig dem Bayer]] um die deutsche [[Kaiserkrone]]. In einer Urkunde von 1320 erfährt man erstmals von einem Saulgauer Aufgebot, das zusammen mit den Einheiten anderer Städte die Stadt [[Speyer]] belagerte.
Im Jahre 1386 wurde Saulgau von Österreich an die Truchsessen von Waldburg der Linie Friedberg-Scheer verpfändet und in der Folge bald von dem Einem, bald von dem Anderen in Anspruch genommen.
Im Städtekrieg von 1450 verlangt Herzog Albrecht, der [[Truchsess (Hofamt)|Trucheß]] Jakop sollte ihm mit den Städten [[Riedlingen]] und Sulgen dienen.
1471 beklagt sich Trucheß Eberhard beim Hofgericht in [[Rottweil]] über die Saulgauer, dass sie mit aufgeworfenem Stadtbanner in sein Gebiet eingerückt seien und Leute gefangen haben. Die damalige Bürgerwehr verfügte also schon über ein eigenes [[Banner]].
1489 verlangt der Truchseß Hilfe von Sulgen durch Zusendung reisiger Knechte.
Die fünf [[Schwäbisch-Österreich|Donaustädte]] Saulgau, Riedlingen, [[Mengen]], [[Munderkingen]] und [[Bad Waldsee|Waldsee]] stellten im Jahre 1508 an Österreich 200 Knechte.
Am Montag vor Martini 1514 regelt eine Ordnung die Aufnahme eines neuen "Bürgers" in das "Burgrecht". Ihm wurde vom Rat vorgeschrieben, was er an Waffen zu beschaffen habe und wurde einer Abteilung der Bürgerwehr zugestellt. Die entsprechende Bestimmung lautet: "So man ihn uffnimmt, soll er haben seinen Harnisch, namlich einen Ruckenkreps und einen Spieß". Später wurde dann noch ein " Sturmhut " dazu verlangt.
Der Truchseß Wilhelm verlangte 1524 von den Donaustädten 28 Mann, Österreich 100 Mann für den Krieg mit Württemberg und zur Besetzung des Landes nach der Vertreibung des Herzog Ulrich.
Um die Zeit von 1535 wurden bei der Bürgerwehr [[Feuerwaffe|Feuerwaffen]] eingeführt. Die Wehr gliederte sich in [[Armbrust]]- und Büchsenschützen. Die letzteren erhalten für 25 Pfund 15 Schilling Tuch für Uniformen.
1538 wurde von den Bürgern verlangt, einen Spieß oder eine Hacken(-büchs) anzuschaffen.
Die Büchsenschützen erhielten 1553 von der Stadtkasse 6 fl Beitrag zwecks Beschaffung einer Fahne oder Standarte. Auch 210 Pfund Pulver wurden aus [[Konstanz]] bezogen, was auch auf Vorhandensein einiger [[Kanone|Kanonen]] schließen lässt.
1617 wurde die Bürgerschaft aufgefordert, nach Gutachten eines ehrsamen Rates sich mit auferlegten Wehren und Harnisch zu versehen.
=== Dreißigjähriger Krieg ===
Als erste Auswirkung des [[Dreißigjähriger Krieg|dreißigjährigen Krieges]] kommt 1622 ein Schreiben des Truchsessen von [[Scheer]] nach Saulgau, in welchem er 6 Mann forderte, die wohl ausstaffiert und mit Sold versehen sein sollten.
In den Ratsprotokollen von 1630 kann man lesen: "Auch ist durch den Rat einer ehrbaren Gesellschaft der Büchsenschützen Ausschluss untertäniges Bitten bewilligt, dass fürderhin erst verheiratet, 4 Jahr lang zu schießen verbunden sein soll. Hierzu sollen auch die [[Bad Saulgau#Nachbargemeinden|Moosheimer]] und [[Wolfartsweiler]] mit einstehen."
Im Jahre 1632 kamen die [[Schweden]] in die Gegend von Saulgau. Die Stadt stellte sich unter schwedischen Schutz. Als aber plündernd umherziehende Schweden in die Nähe kamen, machte die Bürgerwehr einen Ausfall gegen sie, nahm 5 Mann gefangen und setzte die Stadt in Verteidigungsbereitschaft. Die Chronik meldet weiter: "Feindliche Soldaten überstiegen trotz Gegenwehr der Bewohner die Mauern, verbrannten teils die Stadttore; teils wurden dieselben eingehauen. An die 50 Personen verwundet, 19 tot, zumal wider jedem Kriegsgebrauch Weiber und Kinder nicht verschont, sodann das Städtlein ausgeplündert und großer Schaden getan."
1641 kommen feindliche Soldaten in die Vorstadt; die Saulgauer beschlossen, trotz Drohung des Korporals, keinen hereinzulassen, sondern Wachen wohl zu bestellen, zu stärken und die feindlichen Soldaten am Handanlegen zu hindern.
Am 11. November 1642 plünderten feindliche Reiter das [[Kloster Sießen|Gotteshaus in Sießen]].
=== 1660 - 1749 ===
1660 wird von jedem neuen Bürger die Anschaffung einer Ober- und Unterwehr gefordert.
Der Bürgerschaft wird 1662 mitgeteilt, dass der [[Oberwachtmeister]] Gründtfeld als amtlicher "Trillmeister" abgedankt habe, den Städten aber aufgetragen wird, dass jede einen Tauglichen aus ihren Bürgern für einen "Trillmeister" erwählen soll, welcher alsdann vier mal im Jahre exerzieren solle. Deswegen sollen diejenigen Bürger, so über 24 bis 45 Jahr alt sind, sich mit tauglicher Ober- und Unterwehr versehen.
Waldsee fragte 1669 wegen Gestellung von Mannschaften an; die löbliche Bürgerschaft erklärt: "50 Mann uff die Fueß Gewehrte" zu stellen.
Am 5. April 1673 kommt ein [[Befehl]] der [[Hofkammer]] zur Bewehrung, Musterung und Exerzierung der Bürger.
Am 14. August gerieten Schützen unter ihrem Führer Ignaz Schuhmacher im Wirtshaus mit den hier im Quartier liegenden lothringischen Reitern in blutige Händel, deren Ausgang und Folgen nicht klar sind. Die Schützen verrieten einander nicht und kamen alle ins Gefängnis.
Erstmals im Jahre 1674 wurde im Ratsprotokoll ein Trommler erwähnt. Es musste aus der neu geordneten Bürgerwehr eine Mannschaft samt Trommler mit Hauptmann Boner in neuer Uniform und Hut zu Musterung nach Riedlingen geschickt werden. Leider ist diese Uniform nicht näher beschrieben. Neuuniformierungen und Monturänderungen zogen sich durch alle Jahrhunderte hindurch.
Der neue buchauische Amtmann Schöffler musste 1678 geloben: "Zu Kriegszeiten im Harnisch auf der Ringmauer stehend wie ein anderer Bürger sich gebrauchen zu lassen."
Erstmals wurde 1747 über eine Reiterei gesprochen - diese war aber bestimmt schon früher in irgendeiner Form existent.
1749 mussten 30 Mann der Bürgerwehr und 2 Stadträte an einer allgemeinen Streife teilnehmen, "um das überhäufig herum vagierende Jauner- und herrenlose Gesindel auszurotten", während ein Korporal mit 8 Mann die Tore zu bewachen hatte.
=== 1806 - 1914 ===
Am 26. Mai 1806 wird Saulgau [[Königreich Württemberg|württembergisch]] - nach über 500 Jahren Zugehörigkeit zum Lande Österreich.
Unter König [[Friedrich (Württemberg)|Friedrich I. von Württemberg]] wurde 1809 ein allgemeines Waffenverbot im Lande erlassen. Sein Nachfolger, [[Wilhelm I. (Württemberg)|Wilhelm I.]], lockerte dieses Verbot.
Ab 1819 wurde die Volksbewaffnung wieder offiziell zugelassen: Wehrfähige Männer im Alter zwischen 21 und 50 Jahren sollten in den Bürgerwehren dem Schutze der Verfassung dienen.
1823 als "Bürger-Militär" durch Hauptmann Stützle, Stadtrat und Metzgermeister, neu formiert. An Ausrüstung und Ausstattung sind nun erstmals urkundlich erwähnt: Muskete mit Bajonett, Säbel, Patronentasche, grüne Jacke mit roten Aufschlägen, schwarzer Tschako mit weißen Schnüren und weiße, weite Beinkleider.
1848 wird im Zuge der Freiheitsbewegung ein Freicorps gebildet, das dem Saulgauer Bürgerwehrbataillon unterstellt wird und bald über eine, von Saulgauer Mädchen gestiftete, Fahne verfügt (Fahne ist heute im Rathaus zu besichtigen). Das Bürgerwehrbataillon erreicht 1849 eine absolute Stärke: 2 Musketierkompanien, 1 Schützenkompanie, 1 Freicorps und 1 Reiterei - rund 400 Mann stark, bei einer Einwohnerzahl von ca. 2.500 Menschen.
In der Bürgerwachsatzung vom 25.Juli 1857 wird folgende Uniformierung festgelegt: [[Kaskett]] als Kopfbedeckung mit gelbem Panzerband und grünem Busch, dunkelgrüner Waffenrock mit gelben Knöpfen und hellgrünen Aufschlägen und Kragen, sowie dunkelgrüne Achselklappen. Hose grau mit Streifen grün pasboliert, Muskete mit Bajonett.
Am 29. Mai 1859 findet die Fahnenweihe statt. Obwohl Saulgau mittlerweile württembergisch war, wurde bei den Feierlichkeiten auch die österreichische Nationalhymne gespielt.
1863 traten 24 Mann der Infanterie bei - sie zählte jetzt 100 Mann. Im Jahr darauf rückte die Bürgerwache mit Musik zum [[Blutritt#Blutritt in Weingarten|Blutfreitag]] nach Weingarten aus.
Am 29. Mai 1882 wurde unter Hauptmann Hoch die Bürgerwache wieder neu formiert und rückte 1884 mit dem "Helm" aus, der heute noch zur Uniform gehört ([[Pickelhaube]] mit Spitz und Helmstange mit weißem Roßhaarbusch, je nach Anlass getragen).
1913 fand in Saulgau ein großes Bürgerwachjubiläum unter der Beteiligung der noch im Lande bestehenden Bürgerwehren statt.
1914 nahm die Bürgerwache beim Landestreffen in Rottenburg teil und im selben Jahr paradierte die Bürgerwache vor I.K.H. [[Charlotte zu Schaumburg-Lippe|Königin Charlotte von Württemberg]] in Saulgau.
=== 1949 - 1993 ===
Der [[Zweiter Weltkrieg|zweite Weltkrieg]] trifft die Bürgerwache hart, aber 1949 rücken die Bürger im bunten Rock unter Hauptmann Kerner bereits zu [[Fronleichnam]] und Sankt Johanni wieder aus.
Den Wiederaufbau des Spielmannszuges nach dem Krieg nahmen Leutnant Friedrich Karl Riegger (†1969) und Unteroffizier Karl-Heinz Schad (†2017), später Ehrenoberleutnant, in ihre geschickten Hände. Aus einem Nichts heraus und mit gewaltigen Problemen wurde der Grundstock für den heutigen Spielmannszug gelegt.
Bereits schon 1956 begeht die Bürgerwache ihr 700jähriges Jubiläum. 32 Bürgerwehren und Garden mit ihren Musikzügen, Spielmanns- und Fanfarenzügen, Trompetercorps und Trachtengruppen, marschierten anlässlich des großen Landestreffens in Saulgau auf. Dieses Treffen – übrigens im Fernsehen darüber berichtet - war eine großartige, organisatorische Meisterleistung vom damaligen Leutnant Friedrich Karl Riegger.
1957 beendet Hauptmann Kerner seinen aktiven Dienst und wird Ehrenkommandant. Leutnant Friedrich Karl Riegger übernimmt vorläufig die Führung des Bataillons. Sein Bruder, Adolf Riegger, tritt dessen Nachfolge an und wird 1958 Hauptmann und Kommandant.
Eine enge Freundschaft über die Grenzen hinaus wird 1960 zwischen der Bürgerwache Saulgau und der Schützengarde [[Himmelberg]] (Kärnten) geboren. Diese Kameradschaft über Generationen besteht bis heute und wird das ganze Jahr über gepflegt.
1963 vollzieht sich das große Spielmannszugtreffen des Landesverbandes mit Teilnehmern aus anderen Landesverbänden und auch mit NATO-Streitkräften.
Die Wehrmänner bauten sich mit Eigenleistung im Jahr 1969 ihr Bürgerwachheim.
Eine neue Bataillonsfahne wurde 1982 durch [[Militärgeistlicher|Feldkurat]] Paul Reck geweiht. Sie wurde in der [[Kloster Habsthal|Benediktinerinnenabtei Habsthal]] künstlerisch gefertigt und zusammen mit der [[Bürgerwache Mengen|Patenwehr Mengen]], verschiedenen Abordnungen und hohen Ehrengästen festlich in den Dienst gebracht.
Adolf Riegger beendete seinen aktiven Dienst am 31. Mai 1983 nach 25 Jahren als Hauptmann und Kommandant der Bürgerwache Saulgau. Er erhält für seine großen Leistungen und Verdienste den Großen Zapfenstreich von seinem Bataillon zelebriert. Er wird seines Engagements wegen zum Ehrenkommandant ernannt. Die Verabschiedung war anschließend im städtischen Festsaal mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kirche.
Am gleichen Tag übernimmt Hauptmann Alexander Hauser das Bataillon, das er bis in den März 1993 führt. Nach 10 Jahren treuen Dienstes um die Bürgerwache beendet er seinen Dienst und wird zum Ehrenmitglied ernannt.
Als ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte gilt zweifellos 1989 die Parade im alten Schloss in Stuttgart zum Staatsempfang des damaligen sowjetischen Staatspräsidenten [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]].
Als weitere Gala folgte 1992 der Große Zapfenstreich im Schlosshof zu Ludwigsburg zum Empfang von König und Königin von Malaysia. Ebenfalls wurde 1992: Das 7. US-Corps in Stuttgart zusammen mit dem Landesverband verabschiedet
=== 1993 - heute ===
Am 19.März 1993 wird in der Korpsversammlung Frank Riegger zum neuen Hauptmann gewählt und übernimmt als Kommandant die Führung des Saulgauer Bürgerwachbataillons.
1993: Der Große Zapfenstreich anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des neu gegliederten Landkreises Sigmaringen zusammen mit allen Wehren und Garden des Kreises – Ausführung und Kommando Bürgerwache Saulgau
1994: Besuch der "Königlichen Leibdragoner" aus Stockholm in Saulgau bei der Stadtgarde zu Pferd
Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers [[Ernst Jünger]], am 29. März 1995, stellte die Bürgerwache, im Auftrag der Stadt, das Ehrenbataillon. Als Gäste waren Bundespräsident [[Roman Herzog]], Bundeskanzler [[Helmut Kohl|Dr. Helmut Kohl]], Ministerpräsident [[Erwin Teufel]], Vertreter der französischen Regierung, Personen aus Wirtschaft, Kultur und Politik anwesend.
Bürgermeister Günter Strigl wurde von der Bürgerwache im Februar 2000 mit dem großen Zapfenstreich verabschiedet und sein Nachfolger, Bürgermeister Johannes Häfele, mit einer Abendserenade begrüßt. Als Highlight des Jahres 2000 veranstaltete die Bürgerwache Saulgau, zusammen mit der Stadtgarde zu Pferd Saulgau, das 38. Landestreffen historischer Garden und Wehren am 15. und 16. Juli zusammen mit dem [[Bächtlefest]], dem großen Heimatfest der Stadt. Es waren 31 Wehren und Garden aus dem Landesverband, sowie Gäste aus anderen Verbänden, Österreich, Südtirol und aus der Union der europäischen wehrhistorischen Gruppen (UEWHG) zu diesem Landestreffen in Bad Saulgau.
2002: Der Große Zapfenstreich anlässlich 350. Jubiläum der Stadtgarde Stuttgart zusammen mit 50 Jahre Baden-Württemberg im neuen Schloss in Stuttgart
2004: Der Große Zapfensreich für SKH [[Carl Herzog von Württemberg]] anlässlich Verabschiedung als Sponsor von „20 Jahre German Masters" in Stuttgart
2004: Der Große Zapfenstreich anlässlich des Landestreffen der Bayerischen Wehren und Garden in [[Störnstein]] (Oberpfalz)
Am 19.12.2007 wurde Frau Bürgermeisterin Doris Schröter zur Amtseinführung vor dem Stadtforum in Bad Saulgau mit Abschreiten der Front und einer [[Serenade]] begrüßt.
2008: Der Große Zapfenstreich anlässlich 200 Jahre Fürstenkongress in Erfurt sowie verschiedene Aufmärsche und Präsentationen in Erfurt
2009: Der Große Zapfenstreich in [[Ostrach]] anlässlich 210 Jahre [[Schlacht bei Ostrach|Schlacht um Ostrach]]
2009: Feierliche Abendserenade im Schloss in Friedrichshafen anlässlich des Quint Chod Meeting 2009 der [[NATO]]-Generalstabschefs auf Einladung des [[Generalinspekteur der Bundeswehr|Generalinspekteurs]] der Bundeswehr General [[Wolfgang Schneiderhan (General)|Wolfgang Schneiderhan]]
2011: Der Große Zapfenstreich anlässlich des Festungsfestes in [[Germersheim]]
2013: Der Große Zapfenstreich anlässlich des Festungsfestes in Germersheim
Vom 29.06. bis zum 02.07.2017 fand in Bad Saulgau der Generalrapport der Union der europäischen wehrhistorischen Gruppen (UEWHG) statt.<ref></ref>
Am 20.04.2018 trat der Kommandant der Bürgerwache Saulgau ,Hauptmann Frank Riegger nach 25 Jahren in den Ruhestand. Auf der [https://ift.tt/2jFQJh0 Korpsversammlung] wurde Dirk Riegger zum Kommandanten und Hauptmann gewählt.<ref></ref>
== Weblinks ==
* https://ift.tt/2I1JRow - offizielle Homepage der Bürgerwache Saulgau 1239 e.V.
* https://ift.tt/2jFmZRj - offizielle Facebookpage der Bürgerwache Saulgau 1239 e.V.
* https://ift.tt/2wk9xvk - offizielle Homepage des Landesverbandes Historischer Bürgerwehren und Stadtgarden Württemberg-Hohenzollern
* http://www.uewhg.org/ - offizielle Homepage der Union der europäischen wehrhistorischen Garden
[[Kategorie:Stadtgeschichte]]
[[Kategorie:Bad Saulgau]]
[[Kategorie:Kultur (Landkreis Sigmaringen)]]
[[Kategorie:Militärischer Verband (Württemberg)]]
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<references />
== Aufgaben der Bürgerwache Saulgau ==
Die Bürgerwache Saulgau erinnert an das wehrhafte Bürgertum des Mittelalters bis hin zum [[Erster Weltkrieg|ersten Weltkrieg]]. Im Mittelalter waren Wehren und Garden sehr wichtig für die Sicherheit der Städte. Zum Schutz vor Plünderungen durch die im Mittelalter gefürchteten und berüchtigten Gruppierungen gab es auch in Saulgau eine allgemeine Wehrpflicht für alle Bürger der Stadt. Diese Zeit ist allerdings in unserer modernen Zeit vorbei. Die Herstellung der Sicherheit unserer Städte wurde von der [[Polizei (Deutschland)|Polizei]] übernommen.
Heute wird die Bürgerwache ausschließlich für repräsentative Zwecke eingesetzt. Ob bei kirchlichen und weltlichen Feste innerhalb der Stadt Bad Saulgau, oder über die Grenzen Bad Saulgaus hinaus sind Bad Saulgaus "Bürger im Buten Rock" im repräsentativen Einsatz. Bei Staatsbesuchen, Jubiläen in Städten und im Land, oder im benachbarten Ausland ist das Bad Saulgauer Bürgerwachbataillon als Botschafter der Stadt Bad Saulgau, des Landes [[Baden-Württemberg|Baden - Württemberg]] und der [[Bundesrepublik Deutschland]] weithin bekannt.
Ganz besonders eng verbunden ist die Bürgerwache mit dem [[Haus Württemberg]], wo bei Freud und Leid auf feierliche Art der königlichen Familie seit vielen Jahrzehnten die Referenz erwiesen wird wie z.B. Begräbnissen, Verlobungen, Hochzeiten, Geburtstagen, Jubiläen und wichtigen Empfängen des Hauses Württemberg.
War einst die Bürgerwehr eine dem Bürgerschutz und dem Gut dienende, wehrhafte Gemeinschaft der Stadt, so sind heute die wehrhaften Einsätze glücklicherweise vorbei und die Aufgaben der Bürger im bunten Rock haben sich auf Repräsentation und Kameradschaft verlagert. Diese Gemeinschaft von Bürgern aus Bad Saulgau, welche die Tradition des historischen, wehrhaften Bürgertums weitertragen, hat sich nun andere Aufgaben gegeben:
* Sie repräsentiert die Stadt Bad Saulgau im In- und Ausland.
* Sie steht für die fast achthundertjährige geschichtliche Vergangenheit des wehrhaften [[Bürgertum|Bürgertums]] der Stadt Bad Saulgau.
* Sie dient der Erhaltung heimatlichen [[Kulturgut|Kulturgutes]] sowie der Pflege des historischen [[Brauchtum|Brauchtums]].
* Sie setzt sich dafür ein, dass die Entwicklung des städtischen Bürgertums zur Verantwortung für das Gemeinwesen in der Bürgerschaft bestehen bleibt.
* Sie hat heute die Aufgabe, weltliche Anlässe und kirchliche Hochfeste durch das Mitwirken in historischer Uniform zu begleiten und damit dem Geschehen eine besondere Note zu geben.
* Sie ist darüber hinaus auch außerhalb unserer Stadtgrenzen aktiv und beteiligt sich mit Auftritten im In- und Ausland.
* Sie ist einer von insgesamt 33 Mitgliedsvereinen im „Landesverband hist. Bürgerwehren und Stadtgarden [[Württemberg]] und [[Hohenzollernsche Lande|Hohenzollern]]".
* Sie ist einer von insgesamt über 80 Mitgliedsvereinen aus ganz Europa der „Union der europäischen wehrhistorischen Gruppen ([http://www.uewhg.org/ UEWHG])" mit Sitz in Wien.
== Aufstellung, Uniform und Ausrüstung der Bürgerwache Saulgau ==
=== Aufstellung ===
Das heutige [[Bataillon|Bürgerwachbataillon]] besteht aus [[Spielmannszug]], [[Musikkorps]] ([https://ift.tt/2jFNJkE Stadtmusik Bad Saulgau]) und [[Kompanie (Militär)|Kompanie]] (2 [[Zug (Militär)|Züge]]) in einer Ausrückstärke von ca. 150 Mann.
==== Spielmannszug der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> ====
In Ihrer Korpsversammlung am 02. Mai 1953 im Gasthaus Bierhalle hat die Bürgerwache Saulgau den Spielmannszug wieder gegründet.
Erster Tambourmajor war Alfons Vetter. Vor dem 2. Weltkrieg gab es bereits eine Form des Spielmannszuges, der aber auf 7 Mitglieder begrenzt war. Der heutige Spielmannszug ist seit Wiedergründung deutlich stärker besetzt.
Im Spielmannszug werden seit Wiedergründung die Instrumente der kleinen [[Marschtrommel]], der [[Piccoloflöte]] (Pfeife) die [[große Trommel]] und die [[Becken (Musikinstrument)|Becken]] gespielt und ausgebildet.
In den 1960er Jahren kam dank eines großzügigen Spenders die [[Lyra (Glockenspiel)|Lyra]] hinzu.
Parallel zu der Piccoloflöte erlernen die „Pfeiffer" auch die Kunst des [[Horn (Instrument)|Hornspielens]]. Immer mal wieder ist in den Straßen von Bad Saulgau einer der Hornmärsche zu hören.
Der Spielmannszug ist nicht nur das ganze Jahr über mit der Bürgerwache unterwegs, sondern ist auch fester Bestandteil der Saulgauer [[Schwäbisch-alemannische Fastnacht|Fasnet]]. Hier Rückt der Spielmannszug in einer eigenen Fasnetsuniform aus.
===== Jugendspielmannszug der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> =====
Die Vorstandschaft der Bürgerwache erkannte die Problematik, wenn der Spielmannszug der Bürgerwache weit in die Zukunft hinein erhalten werden soll, muss eine permanent betriebene aktive Nachwuchsausbildung geschaffen werden.
Karl-Heinz Schad, Karl Vogt und der damalige Tambourmajor Franz Hämmerle trainierten den „Kinderfestspielmannszug", der dann aus organisatorischen Gründen von der Bürgerwache übernommen wurde. 1965 wurde der Jugendspielmannszug der Bürgerwache Saulgau gegründet. Es wurde um Buben geworben, die Trommel oder Pfeife lernen und in der Gemeinschaft zusammen musizieren wollten. So kamen nach und nach eine ganz stattliche Anzahl von Buben ab ca. 7 Jahren zusammen.
Die Ausbildung stand unter der Leitung des aktiven Tambourmajors der Bürgerwache und Spielleuten als unentgeltliche Ausbilder. Zwei mal in der Woche wurde geprobt. Das Probenlokal war die alte Werkstatt hinter der Realschule. Im Erdgeschoss probten die Trommler, im Obergeschoss die Pfeifer. Als „Uniformierung" trugen die Buben kurze Lederhosen, ein weißes Hemd und ein rotes Halstuch.
Die offiziellen Ausrücken beschränkten sich anfangs eigentlich nur auf das Bächtlefest. Der Jugendspielmannszug war in kurzer Zeit bis zu 40 Mann stark und qualitativ sehr gut ausgebildet. Es war Zeit, diesen starken Jugendspielmannszug so zu kleiden, dass bei den verschiedensten Anlässen das richtige „Outfit" vorhanden ist. Es sollte zu Heimatpflege, Traditionen und Brauchtum passen. Damit wurde die bis jetzt bekannte Burschentracht gewählt. Dreispitz, weißes Hemd, schwarzes, schmales Band zur Masche gebunden, rote Weste und blauer Burschenrock. Dazu wurden weiße Kniestrümpfe und schwarze Leder-Kniebundhosen sowie schwarze Halbschuhe gewählt. Diese „Uniform" hat unverändert bis heute Bestand und passt für diesen Jugendspielmannszug und seine Auftritte zum Stil der Brauchtumsstadt Bad Saulgau.
Der Jugendspielmannszug war immer äußerst aktiv auch an der Brauchtumsfasnet in der Heimatstadt aber auch bei Narrentreffen in der gesamten Region als beliebter Klangkörper für die „Springnarren" dabei. Die Kinder bekamen nun ein „Fasnetshäs" in Form von oberschwäbischem Bauernkittel in blau und weinrot sowie einer roten schwäbischen Zipfelmütze. Dies war das „abgelegte" Fasnetskleid des Bürgerwachspielmannzuges, der im gleichen Zug eine neue „Fasnetsuniform" bekam. Es war eine sehr gute Überbrückungslösung, absolut passend zur schwäbisch-alemannischen Fasnet. Als nun Gelder angespart und von Sponsoren unterstützt, zur Verfügung waren, konnte dem Jugendspielmannszug ein neues, hochwertiges „Fasnetshäs" angeschafft werden. Dies ist ein Kittelrock in blau und grau mit Stickereien verziert, dazu als Kopfbedeckung eine weite blaue Zipfelmütze. Die Beinkleider bestehen aus privaten Jeans-Hosen. Das ist heute noch das aktuelle Fansets-Outifit für diese „starke junge Gruppe".
Die Instrumentierung besteht aus „Pfeifen" (Es-Querflöten ohne Klappen), Trommeln (Marschtrommeln), Lyra und Schlagzeug (große Trommel und Becken).
Die Ausbildung übernimmt die Bürgerwache. Ausbilder sind aktive Spielleute des Bürgerwachspielmannszuges, die eigentlich alle selbst von klein auf einmal im Jugendspielmannszug waren und dort ihre musikalische Heimat gefunden hatten.
Nicht nur proben, üben und einstudieren von Traditions-, Fasnetsmärschen und Schunkelliedern soll die einzige Tätigkeit sein, es sind auch die so wichtigen Auftritte das Ziel und der Erfolg einer jeden Ausbildung.
Der Jugendspielmannszug ist ein sehr beliebter Partner des Heimat- und Trachtenvereins, wo beim Erntedank in Bad Saulgau und bei Auswärtsbesuchen die Kinder den Trachtenverein begleiten. Ebenso an der Brauchtumsfasnet in Bad Saulgau wie auch in anderen Narrenstädten stärkt er die Aktivitäten der Dorauszunft.
Dreikönigsitzung, Seniorennachmittag an Fasnet sowie Auftritte an Brunnen- und Museumsfest sind Termine, für die dieser Jugendspielmannszug immer sein Bestes gibt. Dazu gehört aber auch das große Heimatfest in Bad Saulgau - das Bächtlefest. Dort spielt er beim Seniorennachmittag und natürlich auch um sechs Uhr in der Früh wie der Bürgerwachspielmannszug das Wecken für die Bürger. Beim Bächtleumzug begleitet er wieder den Heimat- und Trachtenverein.
Zwischen den Proben und Ausrücken gibt es natürlich auch Freizeitaktivitäten. Begonnen haben diese mit Ausflügen an den Bodensee, Besuche des Europaparks in Rust und Spielnachmittage mit Überraschungen sowie Abenteuer-Zeltlager im Donautal. In jüngster Zeit, erstmals 2007, bietet die Bürgerwache für Jung und Alt sowie für den Jugendspielmannszug den Familientag an, wo Spiele, Unterhaltung und Spaß für alle geboten wird.
Zum Jahresabschluss zeigt der Jugendspielmannszug den Eltern und Gästen bei Kaffee und Kuchen, Tombola, Nikolausbesuch sein Können und die jungen Spielleute nehmen Geschenke und Aufmerksamkeiten mit nach Hause.
Der Jugendspielmannszug in dieser Art ist einzigartig in Oberschwaben. Buben und Mädchen ab 7 Jahren (nach Eignung) bilden diese „starke Junge Gruppe". Träger ist ein Brauchtums- und Traditionsverein aus Bad Saulgau, die Bürgerwache Saulgau 1239 e.V. .
==== Musikkorps der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> ====
Das Musikkorps der Bürgerwache Saulgau bildet traditionsgemäß die Stadtmusik Bad Saulgau e.V.. Als kooperatives Mitglied der ersten Stunde ist die Stadtmusik im Bunten Rock als Musikkorps fester Bestandteil des Bürgerwachbataillons.
Mit der Stadtmusik hat die Bürgerwache einen qualitativ hochwertigen und verlässlichen Partner in Sachen Musik. Von der klassischen Marschmusik bei den Umzügen bis hin zur leichten, modernen Musik bei Serenaden zeigt die Stadtmusik auch in der Bürgerwachuniform ihr können.
Gemeinsam mit dem Spielmannszug zelebrieren die Musikerinnen und Musiker des Musikkorps den großen Zapfenstreich sowohl zu Hause an St. Johanni, sowie auch auswärts z.B. im Rahmen der Union der europäischen wehrhistorischen Gruppen.
Ein besonderes Highlight für viele Saulgauer ist, wenn das Bürgerwachbataillon am Bächtlefest unter den gemeinsamen Klängen von Spielmannszug und Musikkorps durch die historische Altstadt marschiert.
==== Kompanie der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> ====
Jedes Bataillon besteht seit je her aus mehreren Zügen. So auch die Bürgerwache Saulgau. Neben Spielmannszug und Musikkorps gibt es den bewaffneten Teil der Bürgerwache, die Kompanie.
Die Kompanie der Bürgerwache besteht aus 2 Zügen. Geleitet wird der erste Zug durch den Oberleutnant und stellvertretenden Kommandanten und der 2. Zug durch den Leutnant.
In der Formation werden die Züge durch die jeweilige Zugfahne, getragen von einem Fähnrich, mit je zwei Fahnenbegleitern angeführt.
==== Kommando und Verwaltungsrat ====
Wie in jedem Verein gibt es auch in der Bürgerwache einen Vorstand und die Vorstandschaft.
Bei der Bürgerwache wird vom Kommando und vom Verwaltungsrat gesprochen. Der Vorsitzende ist der Hauptmann und dessen Stellvertreter ist der Oberleutnant.
Der Verwaltungsrat setzt sich aus den ständigen und nichtständigen Mitgliedern zusammen. Die ständigen Mitglieder sind: Der Hauptmann und Kommandant, der sellvertretende Kommandant und zugleich Zugführer I. Zug, der Zugführer II. Zug, der Kompanniefeldwebel und der Tambourmajor. Die nichtständigen Mitglieder sind bis zu 4 weitere aktive Mitglieder. Der Kassierer, der Schriftführer und der Fourier (Zeugwart) werden aus den Reihen des gesamten Verwaltungsrates gewählt, wobei der Hauptmann und Kommandant keine Personalunion eingehen darf. In Ausnahmefällen kann der Kassierer auch zusätzlich aus den Reihe der aktiven und passiven Mitglieder gewählt werden. Diese Person gehört dann kraft Amtes als Kassier dem Verwaltungsrat als nicht ständiges Mitglied an.
Die Amtszeit für ständige Verwaltungsräte beträgt 5 Jahre, die für nichtständige Verwaltungsräte beträgt 3 Jahre.
{| class="wikitable"
|+Kommando und Verwaltungsrat<ref></ref>
! colspan="2" |Das Kommando und der Verwaltungsrat setzen sich wie folgt zusammen:
|-
|[[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]] und [[Kommandant]] (1. Vorsitzender)
|Dirk Riegger
|-
|[[Oberleutnant]] und stellv. Kommandant / [[Zugführer]] 1. Zug
|Uwe Schmid
|-
|[[Leutnant]] / Zugführer 2. Zug
|Gerd Lüdtke
|-
|Leutnant (zbV) / [[Presse- und Informationsoffizier|Presseoffizier]]
|Ralf Wäscher
|-
|[[Oberfeldwebel]] / [[Kompaniefeldwebel]]
|Armin Schmid
|-
|[[Feldwebel]] / [[Tambourmajor]] des Spielmannszuges
|Manfred Maier
|-
|Feldwebel / [[Fourier (Militär)|Fourier]]
|Hubert Wachter
|-
|Kassiererin
|Rosita Brändle
|-
|[[Unteroffizier]] / Schriftführer & Waffenunteroffizier
|Gerhard Dudik
|-
|Unteroffizier / Verwaltungsrat
|Andreas Brändle
|-
|Unteroffizier / Verwaltungsrat
|Roland Eberhart
|-
|Unteroffizier / Verwaltungsrat
|Bendedikt Schwendele
|-
|[[Gefreiter]] / Verwaltungsrat
|Maximilian Nerlich
|}
=== Uniform und Ausrüstung ===
In der Bürgerwachsatzung vom 25.Juli 1857 wird folgende Uniformierung festgelegt<ref></ref>:
[[Kaskett]] als Kopfbedeckung mit gelbem Panzerband und grünem Busch, dunkelgrüner [[Waffenrock]] mit gelben Knöpfen und hellgrünen Aufschlägen und Kragen, sowie dunkelgrüne Achselklappen. Hose grau mit Streifen grün pasboliert, [[Muskete]] mit [[Bajonett]].
Im Jahre 1884 wurde Die Bürgerwache Saulgau neu uniformiert. Die Uniform von 1884 ist angelehnt an das damalige Linienmiliär.
Die Kopfbedeckung ist ein Lederhelm mit goldenen Beschlägen, dem Stadtwappen und goldener Schuppenkette sowie einem weißen Roßhaar-Helmbusch. Der Waffenrock ist zweireihig geschlossen in dunkelgrün mit hellgrünen Aufschlägen. Die Tuchhose ist grau mit grünem Streifen. Die Kompanie ist bewaffnet mit einem "schweizer Ordonanzgewehr" ([[Karabiner 31]]) und Bajonett.
==== Fahnen ====
Die Bürgerwache Saulgau verfügt seit je her über 2 Fahnen. Jeder der beiden Züge wird von einer Fahne mit 2 Fahnenbegleiter angeführt. In den Protokollen ist folgendes nachvollziehbar:
Am 29. Mai 1859 findet die Fahnenweihe statt. Obwohl Saulgau mittlerweile württembergisch war, wurde bei den Feierlichkeiten auch die österreichische Nationalhymne gespielt.
Eine neue Bataillonsfahne wurde 1982 durch Feldkurat Paul Reck geweiht. Diese hat eine bestehende Fahne ersetzt. Sie wurde in der Benediktinerinnenabtei Habsthal künstlerisch gefertigt und zusammen mit der Patenwehr Mengen, verschiedenen Abordnungen und hohen Ehrengästen festlich in den Dienst gebracht.
== Ausrücken / Jahresablauf ==
Die Bürgerwache Saulgau hat über das Jahr verteilt 6 wichtige Termine in Bad Saulgau:
=== Fronleichnam<ref></ref> ===
Das [[Fronleichnamsfest]] oder Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi ist ein Hochfest im [[Kirchenjahr]] mit dem die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird.
Das Datum des Fronleichnamsfestes ist vom beweglichen Osterfestkreis abhängig. Das Fest wird am Donnerstag nach dem ersten Sonntag nach Pfingsten, dem Dreifaltigkeitsfest, begangen (am 60. Tag nach dem Ostersonntag) und fällt somit frühestens auf den 21. Mai und spätestens auf den 24. Juni.
Auch in Bad Saulgau wird dieses kirchliche Hochfest entsprechend begangen. Die Bürgerwache rahmt dieses Hochfest traditionsgemäß in Bad Sauglau ein. Während des Gottesdienstes in der St. Johanneskirche formiert sich das Bürgerwachbataillon auf dem Marktplatz und schießt bei der Wandlung zu Ehren Jesu Christi einen Ehrensalut auf dem Marktplatz.
Die Anschließende Prozession der Kirchengemeinde durch die Altstadt wird von dem Bürgerwachbataillion im Prozessionsmarsch angeführt. Dabei wird an 3 Stationen halt gemacht und die Kirchengemeinde betet und singt gemeinsam mit dem Dekan / Pfarrer. Dabei wird die Kirchengemeinde von dem Musikkorps der Bürgerwache (Stadtmusik Bad Saulgau) musikalisch unterstützt.
Wieder auf dem Marktplatz angekommen, findet nach dem Schluss-Segen die Fahnenparade durch die Bürgerwache statt.
=== St. Johanni<ref></ref> ===
Das Kirchenpatrozinium St. Johanni ist dem Patron der Stadtpfarrkirche Johannes der Täufer gewidmet. Das Kirchenpatrozinium nimmt die Bürgerwache seit je her zum Anlass ihr Jahresfest zu feiern. So werden zu diesem Termin die Freunde und Gönner der Bürgerwache ale Ehrengäste eingeladen.
Am Vorabend des Patroziniums, Samstagabend, zelebriert das Bürgerwachbataillon den [[Großer Zapfenstreich|Großen Zapfenstreich]] auf dem Marktplatz. Das Abendgebet des Soldaten ist die richtige Einstimmung auf das Kirchenpatrozinium und das Jahresfest der Bürgerwache. Nach dem Großen Zapfenstreich sind die Freunde und Gönner aus Stadt, Land und Bund als Dankeschön für ihre Unterstützung das ganze Jahr durch zum "Empfang der Ehrengäste" in das Stadtforum eingeladen.
Am Sonntag, also am Tag des Kirchenpatroziniums beginnt der Tag für den Spielmannszug der Bürgerwache um 6.00 Uhr mit dem "Wecken". Die Damen und Herren des Spielmannszug ziehen mit klingendem Spiel durch Bad Saulgaus Altstadt und die angrenzenden Gebiete, damit auch keine Bürgerin und kein Bürger das Kirchenpatrozinium verschläft.
Bevor der Gottesdienst zum Kirchenpatrozinium in der St. Johanneskirche beginnt, marschiert das Bürgerwachbataillon und die Abordnungen der befreundeten Wehren auf dem Marktplatz auf. Nach dem Aufmarsch und dem Abholen der beiden Fahnen findet der Vorbeimarsch vor dem Buchauer Amtshaus statt. Die Bürgerwache Saulgau, die Stadtgarde zu Pferd und die befreundeten Abordnungen begrüßen durch dieses Defilee die Ehrengästen und zeigen sich dadurch bei ihnen erkenntlich. Nach dem Defilee formiert sich die Ehrenformation erneut auf dem Marktplatz. Bevor der Gottesdienst nun beginnt, werden die verdienten "Bürger im Bunten Rock" für ihre langjährigen Verdienste mit Orden und Ehrennadeln der Bürgerwache Saulgau und des Landesverbandes der Wehren und Garden Württemberg - Hohenzollern geehrt. Zum Festgottesdienst ziehen die Anwesenden Fahren mit Begleiter in die Kirche ein.
Nach dem Festgottesdienst findet auf dem Marktplatz erneut eine Fahnenparade statt. Dabei werden die Fahnen abgegeben, was soviel symbolisiert, dass das Ausrücken beendet ist. Im Anschluss an die Feierlichkeiten lädt die Bürgerwache Freunde, Gönner, Gäste und die ganze Bevölkerung zum Frühschoppen in das Parkhaus in der Lindenstraße ein. Dort gibt das Musikkorps der Bürgerwache Saulgau (Stadtmusik Bad Saulgau) ihr Frühschoppenkonzert für die Bevölkerung.
==== Großer Zapfenstreich<ref></ref> ====
Über die Entstehung des Zapfenstreiches gibt es verschiedene Erklärungen, über deren Richtigkeit sich die Forscher nicht ganz einig sind. Einer davon sagt, das Wort „Zapfenstreich" sei hergeleitet von dem Tannenzapfen, der Früher als Zeichen der Gastwirtschaften am Hause hing und abends „gestrichen", d. h. abgenommen werden musste zum Zeichen der Schankruhe. Wahrscheinlicher ist die Erklärung, dass zu den Zeiten der Landsknechte in den Marketendereien der Zapfen (Spund) zum Zeichen der Abendruhe in das Fass geschlagen wurde. Hierzu hatte der Hornist ein Signal zu blasen, das dann später von den verschiedenen Truppenteilen übernommen wurde. Aus diesem Signalblasen hat sich der sog. „Kleine Zapfenstreich" entwickelt.
Die neuere Deutung des Wortes „Zapfenstreich" beruft sich mehr auf die Deutung des Wortes „Streich" = Schlag, also den Trommelstreich. In alten Reglements werden Trommelmärsche, z. B. der Trauermarsch als „Totenstreich", zum Kirchgang als „Kirchenstreich", oder das Signal bei Feueralarm als „Feuerstreich" bezeichnet. So erklärt sich die Bezeichnung „Zapfenstreich" für das Trommelsignal zum Einschlagen des Zapfens ins Fass, besonders wenn man berücksichtigt, dass die Trommel bei den Fußtruppen bedeutend früher ihren festen Platz hatte als etwa das Horn, das einst den Reitern und sogar zeitweise nur einer Trompeterzunft vorbehalten war.
In Preußen: nach der großen Schlacht von Großgörschen am 2. Mai 1813. Ein ehemaliger Stabsmusikmeister berichtete, dass König Friedrich Willhelm III. v. Preußen am Abend der Schlacht von Großgörschen, mit dem Zaren Alexander I. v. Russland den russischen Zapfenstreich hörte, der den König so ergriffen habe, dass er die Einführung in die preußische Armee befahl. Für das Gebet wurde der Choral „Ich bete an die Macht der Liebe" mit dem 4. Vers „Für dich sei ganz mein Herz und Leben" in der Vertonung von Dimitri Bortiansky zugrunde gelegt. Nach der Verfügung des Oberkommandos der Wehrmacht vom 15. Juli 1944 trat an Stelle des Chorals das Lied „Die Himmel rühmen" von Ludwig van Beethoven. Die Auffassung, dass das „Niederländische Dankgebet" zum „Großen Zapfenstreich gehöre, trifft nicht zu. Im Jahre 1835, bei der Parade von Kalisch, wurde der „Große Zapfenstreich" von etwa 4000 Musikern und Sängern der preußischen und russischen Truppenteile vorgetragen.
In der zaristischen Armee, die den Anlass zur Einführung des „Großen Zapfenstreiches" in Preußen gab, bestand die Sitte, dass der wachhabende Unteroffizier beim Zapfenstreich „stillgestanden" kommandierte und laut das „Vaterunser" betete, während die Kopfbedeckung abgenommen wurde. Bei den Kosaken wurde das „Vaterunser" beim gleichen Anlass meist gemeinsam gesungen. Der „Große Zapfenstreich" hat also vorwiegend religiösen Charakter, gewissermaßen als „Abendgebet des Soldaten". Auch die Ordre des Königs geht davon aus, wenn sie u. a. sagt: „... und es mein Wille ist, dass meine Truppen auch in Hinsicht auf die Gottesverehrung keiner anderen Macht nachstehen sollen". Später tauchte der Gedanke auf, den „Großen Zapfenstreich" als Abschluss von militärischen Großkonzerten zu spielen. Diesen Gedanken setzte der kgl. Musikdirektor aller preußischen Gardemusikkorps, Wilh. Fr. Wieprecht (1808 bis 1872) in die Tat um. Mit 16 Infanterie-Musikkorps, 18 Kavallerie-Trompeterkorps sowie 200 Spielleuten spielte Wieprecht 1838 in Berlin im Beisein von König Friedrich Wilhelm III. und Zar Nikolaus I. den „Preußischen Großen Zapfenstreich".
Abgesehen davon, dass auch andere Nationen ihren eigenen Zapfenstreich haben, gab es in einzelnen deutschen Staaten besondere Zapfenstreiche. Einer der ältesten und noch bekannten ist der Zapfenstreich des Schwäbischen Kreises aus dem Jahre 1700. Auch der „Alte Zapfenstreich der k. u. k. Armee" stammt aus dieser Zeit, möglicherweise wurde er schon im 30-jährigen Krieg gespielt. Interessant dürfte sein, dass auch Beethoven und C. M. v. Weber (für Sachsen) Zapfenstreiche komponierten. Der „Bayrische Große Zapfenstreich" beispielsweise, wird z. T. heute noch gespielt. Auch das kleine Ländchen Hohenzollern hatte einen eigenen „Großen Zapfenstreich", der aber leider verloren ging. Sogar manche Regimenter hatten früher eigene Zapfenstreichsignale, die dann alle im Zuge der Vereinheitlichung verschwanden.
Die Tradition wurde bis zum Ende des zweiten Weltkrieges fortgeführt und lebte dann auch wieder bei der neuen Bundeswehr wieder auf. Erstmals nach Kriegsende wurde bei der Übernahme von Grenzjägern in Bonn der „Große Zapfenstreich" von der Bundeswehr wieder aufgeführt.
=== Bächtlefest<ref></ref> ===
Das Bächtlefest in Bad Saulgau zählt zu den 3 größten Heimatfesten in der Region. Es beginnt jedes Jahr am Donnerstag mit dem Faßanstich und findet den Höhepunkt am Montag beim Festumzug.
Die Bürgerwache ist fester Bestandteil dieses Festumzuges und stellt den Abschluss des historischen Teils dar. In unregelmäßigen Abständen gestaltet die Bürgerwache Saulgau in Zusammenarbeit mit dem Bürgerausschuss die Serenade am Bächtlefest Samstag.
=== Jahrtag der Traditionsvereine<ref></ref> ===
Bürgerwache Saulgau, Stadtgarde zu Pferd Saulgau, Stadtmusik Bad Saulgau, Heimat und Trachtenverein Bad Saulgau und die Kolpingsfamilie gedenken an dem Jahrtag der Traditionsvereine ihrer verstorbenen Freunde, Gönner und Mitglieder.
Bei einem feierlich gestalteten Gottesdienst gedenken die Traditionsvereine ihrer verstorbenen Freunde, Gönner und Mitglieder. Die Stadtmusik Bad Saulgau gestaltet den feierlichen Gottesdienst musikalisch.
Im Anschluss an den Gottesdienst treffen sich die Traditionsvereine im katholischen Gemeindehaus zur gemeinsamen Einkehr. Dabei werden Bilder oder Filme von vergangenen Ausrücken der Bürgerwache gezeigt. In der Regel wird in dieser Form das vergangene Jahr in Bild und Ton zusammengefasst. Aber auch ein Blick in die Vergangenheit ist hin und wieder dabei.
<u>Er ist neben der Korpsversammlung das einzige offizielle Treffen der Bürgerwache, das in Zivil stattfindet.</u>
=== Volkstrauertag<ref></ref> ===
Der Volkstrauertag ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Er wird zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und erinnert an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft und Terror auf der ganzen Welt.
In Bad Saulgau ist die Bürgerwache an diesem Gedenktag ebenfalls aktiv beteiligt. Im Prozessionsmarsch setzt sich das Bürgerwachbataillon gemeinsam mit [[Bürgermeister|Bürgermeister/in]], [[Gemeinderat (Deutschland)|Gemeinderäte]], [[Reservistenkameradschaft|Reservistenkammeradschaft]] vom DRK Heim auf den Friedhof in Bewegung. Auf dem Friedhof findet die Gedenkstunde an die Opfer von Gewaltherrschaft und Terror statt. Schülerinnen und Schüler des Schulverbunds Bad Saulgau regen mit ihren Texten zum nachdenken an.
Das Musikkorps der Bürgerwache (Stadtmusik Bad Saulgau) und der Männerchor Bad Saulgau umrahmen die Gedenkfeier musikalisch. Zum Lied "[[Der gute Kamerad]]" werden von der Kompanie der Bürgerwache Saulgau 3 Salven [[Ehrensalut]] für alle Opfer von Gewaltherrschaft und Terror geschossen. Beendet wird die Gedenkfeier mit dem "Vater unser.."
=== Korpsversammlung<ref></ref> ===
Wie in jedem Verein muss einmal im Jahr eine Jahreshauptversammlung abgehalten werden. Diese heißt bei der Bürgerwache Saulgau Korpsversammlung.
An der Korpsversammlung lassen Kommando und Verwaltungsrat das vergangene Geschäftsjahr revue passieren und legen den Mitgliedern Rechenschaft ab.
Des Weiteren finden Totenehrung, Wahlen, Beförderungen und Ehrungen statt. Der Haushaltsplan sowie die finanzielle Lage des Vereins wird ebenfalls bekannt gegeben.
<u>Sie ist neben dem Jahrtag der Traditionsvereine das einzige offizielle Treffen der Bürgerwache, das in Zivil stattfindet.</u>
== Geschichte der Bürgerwache Saulgau<ref></ref> ==
Eng verbunden mit der Geschichte der Stadt Bad Saulgau ist auch das wehrhafte Bürgertum der Stadt. Dieses lebt bis in die heutige Zeit weiter in der Bürgerwache Saulgau.
=== 1239 - 1617 ===
Seit die Bewohner Saulgaus in einer Schussenrieder Urkunde von 1239 Als "civibus de Sulgen" (Bürger von Saulgau) benannt wurden kann davon Ausgegangen werden, dass die damaligen und alle nachfolgenden Bewohner der Stadt ihr Gemeinwesen nach außen verteidigten und im Inneren für Ordnung sorgten. [[Bürger]] im engeren Sinne gab es früher nur in [[Burg|Burgen]] - so beweist es eine Urkunde vom Jahre 1249, die "in burgo Sulgen", der ummauerten Stadt ausgestellt wurde.
In dieser Zeit waren die Stadtbürger verpflichtet, einen [[Harnisch]] und einen [[Spieß]] zu besitzen. Ursprünglich wohl dazu gedacht, die Stadt im Konfliktfall zu verteidigen, musste die Saulgauer Bürgermiliz auf Befehl der Landesherren aber auch auswärts Waffendienst leisten.
Seit 1299 gehörte Saulgau zu [[Österreich]]. Landesfürst Friedrich der schöne stritt mit [[Ludwig der Bayer|Ludwig dem Bayer]] um die deutsche [[Kaiserkrone]]. In einer Urkunde von 1320 erfährt man erstmals von einem Saulgauer Aufgebot, das zusammen mit den Einheiten anderer Städte die Stadt [[Speyer]] belagerte.
Im Jahre 1386 wurde Saulgau von Österreich an die Truchsessen von Waldburg der Linie Friedberg-Scheer verpfändet und in der Folge bald von dem Einem, bald von dem Anderen in Anspruch genommen.
Im Städtekrieg von 1450 verlangt Herzog Albrecht, der [[Truchsess (Hofamt)|Trucheß]] Jakop sollte ihm mit den Städten [[Riedlingen]] und Sulgen dienen.
1471 beklagt sich Trucheß Eberhard beim Hofgericht in [[Rottweil]] über die Saulgauer, dass sie mit aufgeworfenem Stadtbanner in sein Gebiet eingerückt seien und Leute gefangen haben. Die damalige Bürgerwehr verfügte also schon über ein eigenes [[Banner]].
1489 verlangt der Truchseß Hilfe von Sulgen durch Zusendung reisiger Knechte.
Die fünf [[Schwäbisch-Österreich|Donaustädte]] Saulgau, Riedlingen, [[Mengen]], [[Munderkingen]] und [[Bad Waldsee|Waldsee]] stellten im Jahre 1508 an Österreich 200 Knechte.
Am Montag vor Martini 1514 regelt eine Ordnung die Aufnahme eines neuen "Bürgers" in das "Burgrecht". Ihm wurde vom Rat vorgeschrieben, was er an Waffen zu beschaffen habe und wurde einer Abteilung der Bürgerwehr zugestellt. Die entsprechende Bestimmung lautet: "So man ihn uffnimmt, soll er haben seinen Harnisch, namlich einen Ruckenkreps und einen Spieß". Später wurde dann noch ein " Sturmhut " dazu verlangt.
Der Truchseß Wilhelm verlangte 1524 von den Donaustädten 28 Mann, Österreich 100 Mann für den Krieg mit Württemberg und zur Besetzung des Landes nach der Vertreibung des Herzog Ulrich.
Um die Zeit von 1535 wurden bei der Bürgerwehr [[Feuerwaffe|Feuerwaffen]] eingeführt. Die Wehr gliederte sich in [[Armbrust]]- und Büchsenschützen. Die letzteren erhalten für 25 Pfund 15 Schilling Tuch für Uniformen.
1538 wurde von den Bürgern verlangt, einen Spieß oder eine Hacken(-büchs) anzuschaffen.
Die Büchsenschützen erhielten 1553 von der Stadtkasse 6 fl Beitrag zwecks Beschaffung einer Fahne oder Standarte. Auch 210 Pfund Pulver wurden aus [[Konstanz]] bezogen, was auch auf Vorhandensein einiger [[Kanone|Kanonen]] schließen lässt.
1617 wurde die Bürgerschaft aufgefordert, nach Gutachten eines ehrsamen Rates sich mit auferlegten Wehren und Harnisch zu versehen.
=== Dreißigjähriger Krieg ===
Als erste Auswirkung des [[Dreißigjähriger Krieg|dreißigjährigen Krieges]] kommt 1622 ein Schreiben des Truchsessen von [[Scheer]] nach Saulgau, in welchem er 6 Mann forderte, die wohl ausstaffiert und mit Sold versehen sein sollten.
In den Ratsprotokollen von 1630 kann man lesen: "Auch ist durch den Rat einer ehrbaren Gesellschaft der Büchsenschützen Ausschluss untertäniges Bitten bewilligt, dass fürderhin erst verheiratet, 4 Jahr lang zu schießen verbunden sein soll. Hierzu sollen auch die [[Bad Saulgau#Nachbargemeinden|Moosheimer]] und [[Wolfartsweiler]] mit einstehen."
Im Jahre 1632 kamen die [[Schweden]] in die Gegend von Saulgau. Die Stadt stellte sich unter schwedischen Schutz. Als aber plündernd umherziehende Schweden in die Nähe kamen, machte die Bürgerwehr einen Ausfall gegen sie, nahm 5 Mann gefangen und setzte die Stadt in Verteidigungsbereitschaft. Die Chronik meldet weiter: "Feindliche Soldaten überstiegen trotz Gegenwehr der Bewohner die Mauern, verbrannten teils die Stadttore; teils wurden dieselben eingehauen. An die 50 Personen verwundet, 19 tot, zumal wider jedem Kriegsgebrauch Weiber und Kinder nicht verschont, sodann das Städtlein ausgeplündert und großer Schaden getan."
1641 kommen feindliche Soldaten in die Vorstadt; die Saulgauer beschlossen, trotz Drohung des Korporals, keinen hereinzulassen, sondern Wachen wohl zu bestellen, zu stärken und die feindlichen Soldaten am Handanlegen zu hindern.
Am 11. November 1642 plünderten feindliche Reiter das [[Kloster Sießen|Gotteshaus in Sießen]].
=== 1660 - 1749 ===
1660 wird von jedem neuen Bürger die Anschaffung einer Ober- und Unterwehr gefordert.
Der Bürgerschaft wird 1662 mitgeteilt, dass der [[Oberwachtmeister]] Gründtfeld als amtlicher "Trillmeister" abgedankt habe, den Städten aber aufgetragen wird, dass jede einen Tauglichen aus ihren Bürgern für einen "Trillmeister" erwählen soll, welcher alsdann vier mal im Jahre exerzieren solle. Deswegen sollen diejenigen Bürger, so über 24 bis 45 Jahr alt sind, sich mit tauglicher Ober- und Unterwehr versehen.
Waldsee fragte 1669 wegen Gestellung von Mannschaften an; die löbliche Bürgerschaft erklärt: "50 Mann uff die Fueß Gewehrte" zu stellen.
Am 5. April 1673 kommt ein [[Befehl]] der [[Hofkammer]] zur Bewehrung, Musterung und Exerzierung der Bürger.
Am 14. August gerieten Schützen unter ihrem Führer Ignaz Schuhmacher im Wirtshaus mit den hier im Quartier liegenden lothringischen Reitern in blutige Händel, deren Ausgang und Folgen nicht klar sind. Die Schützen verrieten einander nicht und kamen alle ins Gefängnis.
Erstmals im Jahre 1674 wurde im Ratsprotokoll ein Trommler erwähnt. Es musste aus der neu geordneten Bürgerwehr eine Mannschaft samt Trommler mit Hauptmann Boner in neuer Uniform und Hut zu Musterung nach Riedlingen geschickt werden. Leider ist diese Uniform nicht näher beschrieben. Neuuniformierungen und Monturänderungen zogen sich durch alle Jahrhunderte hindurch.
Der neue buchauische Amtmann Schöffler musste 1678 geloben: "Zu Kriegszeiten im Harnisch auf der Ringmauer stehend wie ein anderer Bürger sich gebrauchen zu lassen."
Erstmals wurde 1747 über eine Reiterei gesprochen - diese war aber bestimmt schon früher in irgendeiner Form existent.
1749 mussten 30 Mann der Bürgerwehr und 2 Stadträte an einer allgemeinen Streife teilnehmen, "um das überhäufig herum vagierende Jauner- und herrenlose Gesindel auszurotten", während ein Korporal mit 8 Mann die Tore zu bewachen hatte.
=== 1806 - 1914 ===
Am 26. Mai 1806 wird Saulgau [[Königreich Württemberg|württembergisch]] - nach über 500 Jahren Zugehörigkeit zum Lande Österreich.
Unter König [[Friedrich (Württemberg)|Friedrich I. von Württemberg]] wurde 1809 ein allgemeines Waffenverbot im Lande erlassen. Sein Nachfolger, [[Wilhelm I. (Württemberg)|Wilhelm I.]], lockerte dieses Verbot.
Ab 1819 wurde die Volksbewaffnung wieder offiziell zugelassen: Wehrfähige Männer im Alter zwischen 21 und 50 Jahren sollten in den Bürgerwehren dem Schutze der Verfassung dienen.
1823 als "Bürger-Militär" durch Hauptmann Stützle, Stadtrat und Metzgermeister, neu formiert. An Ausrüstung und Ausstattung sind nun erstmals urkundlich erwähnt: Muskete mit Bajonett, Säbel, Patronentasche, grüne Jacke mit roten Aufschlägen, schwarzer Tschako mit weißen Schnüren und weiße, weite Beinkleider.
1848 wird im Zuge der Freiheitsbewegung ein Freicorps gebildet, das dem Saulgauer Bürgerwehrbataillon unterstellt wird und bald über eine, von Saulgauer Mädchen gestiftete, Fahne verfügt (Fahne ist heute im Rathaus zu besichtigen). Das Bürgerwehrbataillon erreicht 1849 eine absolute Stärke: 2 Musketierkompanien, 1 Schützenkompanie, 1 Freicorps und 1 Reiterei - rund 400 Mann stark, bei einer Einwohnerzahl von ca. 2.500 Menschen.
In der Bürgerwachsatzung vom 25.Juli 1857 wird folgende Uniformierung festgelegt: [[Kaskett]] als Kopfbedeckung mit gelbem Panzerband und grünem Busch, dunkelgrüner Waffenrock mit gelben Knöpfen und hellgrünen Aufschlägen und Kragen, sowie dunkelgrüne Achselklappen. Hose grau mit Streifen grün pasboliert, Muskete mit Bajonett.
Am 29. Mai 1859 findet die Fahnenweihe statt. Obwohl Saulgau mittlerweile württembergisch war, wurde bei den Feierlichkeiten auch die österreichische Nationalhymne gespielt.
1863 traten 24 Mann der Infanterie bei - sie zählte jetzt 100 Mann. Im Jahr darauf rückte die Bürgerwache mit Musik zum [[Blutritt#Blutritt in Weingarten|Blutfreitag]] nach Weingarten aus.
Am 29. Mai 1882 wurde unter Hauptmann Hoch die Bürgerwache wieder neu formiert und rückte 1884 mit dem "Helm" aus, der heute noch zur Uniform gehört ([[Pickelhaube]] mit Spitz und Helmstange mit weißem Roßhaarbusch, je nach Anlass getragen).
1913 fand in Saulgau ein großes Bürgerwachjubiläum unter der Beteiligung der noch im Lande bestehenden Bürgerwehren statt.
1914 nahm die Bürgerwache beim Landestreffen in Rottenburg teil und im selben Jahr paradierte die Bürgerwache vor I.K.H. [[Charlotte zu Schaumburg-Lippe|Königin Charlotte von Württemberg]] in Saulgau.
=== 1949 - 1993 ===
Der [[Zweiter Weltkrieg|zweite Weltkrieg]] trifft die Bürgerwache hart, aber 1949 rücken die Bürger im bunten Rock unter Hauptmann Kerner bereits zu [[Fronleichnam]] und Sankt Johanni wieder aus.
Den Wiederaufbau des Spielmannszuges nach dem Krieg nahmen Leutnant Friedrich Karl Riegger (†1969) und Unteroffizier Karl-Heinz Schad (†2017), später Ehrenoberleutnant, in ihre geschickten Hände. Aus einem Nichts heraus und mit gewaltigen Problemen wurde der Grundstock für den heutigen Spielmannszug gelegt.
Bereits schon 1956 begeht die Bürgerwache ihr 700jähriges Jubiläum. 32 Bürgerwehren und Garden mit ihren Musikzügen, Spielmanns- und Fanfarenzügen, Trompetercorps und Trachtengruppen, marschierten anlässlich des großen Landestreffens in Saulgau auf. Dieses Treffen – übrigens im Fernsehen darüber berichtet - war eine großartige, organisatorische Meisterleistung vom damaligen Leutnant Friedrich Karl Riegger.
1957 beendet Hauptmann Kerner seinen aktiven Dienst und wird Ehrenkommandant. Leutnant Friedrich Karl Riegger übernimmt vorläufig die Führung des Bataillons. Sein Bruder, Adolf Riegger, tritt dessen Nachfolge an und wird 1958 Hauptmann und Kommandant.
Eine enge Freundschaft über die Grenzen hinaus wird 1960 zwischen der Bürgerwache Saulgau und der Schützengarde [[Himmelberg]] (Kärnten) geboren. Diese Kameradschaft über Generationen besteht bis heute und wird das ganze Jahr über gepflegt.
1963 vollzieht sich das große Spielmannszugtreffen des Landesverbandes mit Teilnehmern aus anderen Landesverbänden und auch mit NATO-Streitkräften.
Die Wehrmänner bauten sich mit Eigenleistung im Jahr 1969 ihr Bürgerwachheim.
Eine neue Bataillonsfahne wurde 1982 durch [[Militärgeistlicher|Feldkurat]] Paul Reck geweiht. Sie wurde in der [[Kloster Habsthal|Benediktinerinnenabtei Habsthal]] künstlerisch gefertigt und zusammen mit der [[Bürgerwache Mengen|Patenwehr Mengen]], verschiedenen Abordnungen und hohen Ehrengästen festlich in den Dienst gebracht.
Adolf Riegger beendete seinen aktiven Dienst am 31. Mai 1983 nach 25 Jahren als Hauptmann und Kommandant der Bürgerwache Saulgau. Er erhält für seine großen Leistungen und Verdienste den Großen Zapfenstreich von seinem Bataillon zelebriert. Er wird seines Engagements wegen zum Ehrenkommandant ernannt. Die Verabschiedung war anschließend im städtischen Festsaal mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kirche.
Am gleichen Tag übernimmt Hauptmann Alexander Hauser das Bataillon, das er bis in den März 1993 führt. Nach 10 Jahren treuen Dienstes um die Bürgerwache beendet er seinen Dienst und wird zum Ehrenmitglied ernannt.
Als ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte gilt zweifellos 1989 die Parade im alten Schloss in Stuttgart zum Staatsempfang des damaligen sowjetischen Staatspräsidenten [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]].
Als weitere Gala folgte 1992 der Große Zapfenstreich im Schlosshof zu Ludwigsburg zum Empfang von König und Königin von Malaysia. Ebenfalls wurde 1992: Das 7. US-Corps in Stuttgart zusammen mit dem Landesverband verabschiedet
=== 1993 - heute ===
Am 19.März 1993 wird in der Korpsversammlung Frank Riegger zum neuen Hauptmann gewählt und übernimmt als Kommandant die Führung des Saulgauer Bürgerwachbataillons.
1993: Der Große Zapfenstreich anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des neu gegliederten Landkreises Sigmaringen zusammen mit allen Wehren und Garden des Kreises – Ausführung und Kommando Bürgerwache Saulgau
1994: Besuch der "Königlichen Leibdragoner" aus Stockholm in Saulgau bei der Stadtgarde zu Pferd
Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers [[Ernst Jünger]], am 29. März 1995, stellte die Bürgerwache, im Auftrag der Stadt, das Ehrenbataillon. Als Gäste waren Bundespräsident [[Roman Herzog]], Bundeskanzler [[Helmut Kohl|Dr. Helmut Kohl]], Ministerpräsident [[Erwin Teufel]], Vertreter der französischen Regierung, Personen aus Wirtschaft, Kultur und Politik anwesend.
Bürgermeister Günter Strigl wurde von der Bürgerwache im Februar 2000 mit dem großen Zapfenstreich verabschiedet und sein Nachfolger, Bürgermeister Johannes Häfele, mit einer Abendserenade begrüßt. Als Highlight des Jahres 2000 veranstaltete die Bürgerwache Saulgau, zusammen mit der Stadtgarde zu Pferd Saulgau, das 38. Landestreffen historischer Garden und Wehren am 15. und 16. Juli zusammen mit dem [[Bächtlefest]], dem großen Heimatfest der Stadt. Es waren 31 Wehren und Garden aus dem Landesverband, sowie Gäste aus anderen Verbänden, Österreich, Südtirol und aus der Union der europäischen wehrhistorischen Gruppen (UEWHG) zu diesem Landestreffen in Bad Saulgau.
2002: Der Große Zapfenstreich anlässlich 350. Jubiläum der Stadtgarde Stuttgart zusammen mit 50 Jahre Baden-Württemberg im neuen Schloss in Stuttgart
2004: Der Große Zapfensreich für SKH [[Carl Herzog von Württemberg]] anlässlich Verabschiedung als Sponsor von „20 Jahre German Masters" in Stuttgart
2004: Der Große Zapfenstreich anlässlich des Landestreffen der Bayerischen Wehren und Garden in [[Störnstein]] (Oberpfalz)
Am 19.12.2007 wurde Frau Bürgermeisterin Doris Schröter zur Amtseinführung vor dem Stadtforum in Bad Saulgau mit Abschreiten der Front und einer [[Serenade]] begrüßt.
2008: Der Große Zapfenstreich anlässlich 200 Jahre Fürstenkongress in Erfurt sowie verschiedene Aufmärsche und Präsentationen in Erfurt
2009: Der Große Zapfenstreich in [[Ostrach]] anlässlich 210 Jahre [[Schlacht bei Ostrach|Schlacht um Ostrach]]
2009: Feierliche Abendserenade im Schloss in Friedrichshafen anlässlich des Quint Chod Meeting 2009 der [[NATO]]-Generalstabschefs auf Einladung des [[Generalinspekteur der Bundeswehr|Generalinspekteurs]] der Bundeswehr General [[Wolfgang Schneiderhan (General)|Wolfgang Schneiderhan]]
2011: Der Große Zapfenstreich anlässlich des Festungsfestes in [[Germersheim]]
2013: Der Große Zapfenstreich anlässlich des Festungsfestes in Germersheim
Vom 29.06. bis zum 02.07.2017 fand in Bad Saulgau der Generalrapport der Union der europäischen wehrhistorischen Gruppen (UEWHG) statt.<ref></ref>
Am 20.04.2018 trat der Kommandant der Bürgerwache Saulgau ,Hauptmann Frank Riegger nach 25 Jahren in den Ruhestand. Auf der [https://ift.tt/2jFQJh0 Korpsversammlung] wurde Dirk Riegger zum Kommandanten und Hauptmann gewählt.<ref></ref>
== Weblinks ==
* https://ift.tt/2I1JRow - offizielle Homepage der Bürgerwache Saulgau 1239 e.V.
* https://ift.tt/2jFmZRj - offizielle Facebookpage der Bürgerwache Saulgau 1239 e.V.
* https://ift.tt/2wk9xvk - offizielle Homepage des Landesverbandes Historischer Bürgerwehren und Stadtgarden Württemberg-Hohenzollern
* http://www.uewhg.org/ - offizielle Homepage der Union der europäischen wehrhistorischen Garden
[[Kategorie:Stadtgeschichte]]
[[Kategorie:Bad Saulgau]]
[[Kategorie:Kultur (Landkreis Sigmaringen)]]
[[Kategorie:Militärischer Verband (Württemberg)]]
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<references />
https://ift.tt/2rqV1Nz